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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748.

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der Clarissa.
neas zur Kleidung seines artigen Bauermädchens
geschenckt.

Der arme Mann sagt, seine Fremden hätten
zu Anfang für geringer angesehen seyn wollen,
als sie in der That wären. Allein nun wüßte
er, und könnte es wohl im Vertrauen sagen,
daß der eine der Obriste Barrow und der an-
dere der Capitain Sloane wäre. Der Obriste
wäre zu Anfang sehr freundlich gegen sein Mäd-
chen gewesen; allein des Kindes Grosmutter
hätte ihn gebeten, sie nicht um ihre Unschuld zu
bringen, und er hätte ihr heilig versprochen, kei-
nen weitern Umgang mit dem Mädchen zu ha-
ben, als daß er ihr guten Rath gäbe. Er hät-
te auch sein Wort gehalten. Das artige När-
richen that das Bekenntniß: kein Prediger hät-
te sie besser aus der Bibel unterrichten können,
als er. Das Mädchen gefiel mir so wohl, daß
ich ihr die Mühe bezahlte, mich besucht zu ha-
ben.

Allein was wird nun aus uns werden? Lo-
velace
bessert sich nicht nur, sondern wird so
gar ein Prediger! Was wird nun aus uns
werden? Jst ihm nicht Jhr edles Hertz nun-
mehr aus Grosmuth günstig? Jch bin recht un-
gehalten auf diese Grosmuth, weil sie edle Ge-
müther zu allem dem verführet, wozu ein ge-
meines Hertz durch die Liebe verleitet wird. Jch
fürchte daß Jhre ehemahlige bedingte Neigung
nun eine unbedingte Neigung werden wird.

Es war mir nicht möglich, mein Schelten ge-

gen

der Clariſſa.
neas zur Kleidung ſeines artigen Bauermaͤdchens
geſchenckt.

Der arme Mann ſagt, ſeine Fremden haͤtten
zu Anfang fuͤr geringer angeſehen ſeyn wollen,
als ſie in der That waͤren. Allein nun wuͤßte
er, und koͤnnte es wohl im Vertrauen ſagen,
daß der eine der Obriſte Barrow und der an-
dere der Capitain Sloane waͤre. Der Obriſte
waͤre zu Anfang ſehr freundlich gegen ſein Maͤd-
chen geweſen; allein des Kindes Grosmutter
haͤtte ihn gebeten, ſie nicht um ihre Unſchuld zu
bringen, und er haͤtte ihr heilig verſprochen, kei-
nen weitern Umgang mit dem Maͤdchen zu ha-
ben, als daß er ihr guten Rath gaͤbe. Er haͤt-
te auch ſein Wort gehalten. Das artige Naͤr-
richen that das Bekenntniß: kein Prediger haͤt-
te ſie beſſer aus der Bibel unterrichten koͤnnen,
als er. Das Maͤdchen gefiel mir ſo wohl, daß
ich ihr die Muͤhe bezahlte, mich beſucht zu ha-
ben.

Allein was wird nun aus uns werden? Lo-
velace
beſſert ſich nicht nur, ſondern wird ſo
gar ein Prediger! Was wird nun aus uns
werden? Jſt ihm nicht Jhr edles Hertz nun-
mehr aus Grosmuth guͤnſtig? Jch bin recht un-
gehalten auf dieſe Grosmuth, weil ſie edle Ge-
muͤther zu allem dem verfuͤhret, wozu ein ge-
meines Hertz durch die Liebe verleitet wird. Jch
fuͤrchte daß Jhre ehemahlige bedingte Neigung
nun eine unbedingte Neigung werden wird.

Es war mir nicht moͤglich, mein Schelten ge-

gen
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[255/0261] der Clariſſa. neas zur Kleidung ſeines artigen Bauermaͤdchens geſchenckt. Der arme Mann ſagt, ſeine Fremden haͤtten zu Anfang fuͤr geringer angeſehen ſeyn wollen, als ſie in der That waͤren. Allein nun wuͤßte er, und koͤnnte es wohl im Vertrauen ſagen, daß der eine der Obriſte Barrow und der an- dere der Capitain Sloane waͤre. Der Obriſte waͤre zu Anfang ſehr freundlich gegen ſein Maͤd- chen geweſen; allein des Kindes Grosmutter haͤtte ihn gebeten, ſie nicht um ihre Unſchuld zu bringen, und er haͤtte ihr heilig verſprochen, kei- nen weitern Umgang mit dem Maͤdchen zu ha- ben, als daß er ihr guten Rath gaͤbe. Er haͤt- te auch ſein Wort gehalten. Das artige Naͤr- richen that das Bekenntniß: kein Prediger haͤt- te ſie beſſer aus der Bibel unterrichten koͤnnen, als er. Das Maͤdchen gefiel mir ſo wohl, daß ich ihr die Muͤhe bezahlte, mich beſucht zu ha- ben. Allein was wird nun aus uns werden? Lo- velace beſſert ſich nicht nur, ſondern wird ſo gar ein Prediger! Was wird nun aus uns werden? Jſt ihm nicht Jhr edles Hertz nun- mehr aus Grosmuth guͤnſtig? Jch bin recht un- gehalten auf dieſe Grosmuth, weil ſie edle Ge- muͤther zu allem dem verfuͤhret, wozu ein ge- meines Hertz durch die Liebe verleitet wird. Jch fuͤrchte daß Jhre ehemahlige bedingte Neigung nun eine unbedingte Neigung werden wird. Es war mir nicht moͤglich, mein Schelten ge- gen

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/261>, abgerufen am 22.11.2024.