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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748.

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Die Geschichte
Gange, in dem ich mich befand, mit geschlosse-
nen Händen als ein paar verliebte Leute entge-
gen.

Eur Diener! - - Eure Dienerin! wa-
ren die Worte, die zwischen mir und meinem
Bruder vorfielen.

Meine Schwester stand stille, und sagte mit
einer ungewöhnlichen Freundlichkeit: seyd ihr
nicht ein wenig kaltsinniger/ als sonst/
Clärchen?
Jch stand auch stille, neigete mich,
und sagte: ich hoffe es nicht/ meine liebe
Schwester.

Sie ging weiter fort. Jch neigete mich, oh-
ne daß sie es erwiderte, und ging nach meinem
Hüner-Hofe.

Es währete nicht lange, so fand ich beyde wie-
der vor mir. Sie hatten sich einander umar-
met, und waren einen kürtzern Weg gegangen.

Mein Bruder sagte: Clärchen/ ihr müßt
mir etwas von eurem Feder-Vieh schen-
cken/ daß ich es nach Schottland schi-
cken kan.

Wie ihr befehlt: sagte ich.

Meine Schwester sagte: ich will für Euch
aussuchen.
Als ich das Feder-Vieh fütterte,
suchten sie ein halbes Dutzend aus. Es schien a-
ber, daß ihre eintzige Absicht dabey war, mir zu
zeigen, wie lieb sie einander hätten.

So bald nach der gemeinen Redens-Art der
Gottesdienst zu Ende war, erzeigten mir meine
beyden Onckles die Ehre, sich bey mir durch Eli-

sa-

Die Geſchichte
Gange, in dem ich mich befand, mit geſchloſſe-
nen Haͤnden als ein paar verliebte Leute entge-
gen.

Eur Diener! ‒ ‒ Eure Dienerin! wa-
ren die Worte, die zwiſchen mir und meinem
Bruder vorfielen.

Meine Schweſter ſtand ſtille, und ſagte mit
einer ungewoͤhnlichen Freundlichkeit: ſeyd ihr
nicht ein wenig kaltſinniger/ als ſonſt/
Claͤrchen?
Jch ſtand auch ſtille, neigete mich,
und ſagte: ich hoffe es nicht/ meine liebe
Schweſter.

Sie ging weiter fort. Jch neigete mich, oh-
ne daß ſie es erwiderte, und ging nach meinem
Huͤner-Hofe.

Es waͤhrete nicht lange, ſo fand ich beyde wie-
der vor mir. Sie hatten ſich einander umar-
met, und waren einen kuͤrtzern Weg gegangen.

Mein Bruder ſagte: Claͤrchen/ ihr muͤßt
mir etwas von eurem Feder-Vieh ſchen-
cken/ daß ich es nach Schottland ſchi-
cken kan.

Wie ihr befehlt: ſagte ich.

Meine Schweſter ſagte: ich will fuͤr Euch
ausſuchen.
Als ich das Feder-Vieh fuͤtterte,
ſuchten ſie ein halbes Dutzend aus. Es ſchien a-
ber, daß ihre eintzige Abſicht dabey war, mir zu
zeigen, wie lieb ſie einander haͤtten.

So bald nach der gemeinen Redens-Art der
Gottesdienſt zu Ende war, erzeigten mir meine
beyden Onckles die Ehre, ſich bey mir durch Eli-

ſa-
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[278/0284] Die Geſchichte Gange, in dem ich mich befand, mit geſchloſſe- nen Haͤnden als ein paar verliebte Leute entge- gen. Eur Diener! ‒ ‒ Eure Dienerin! wa- ren die Worte, die zwiſchen mir und meinem Bruder vorfielen. Meine Schweſter ſtand ſtille, und ſagte mit einer ungewoͤhnlichen Freundlichkeit: ſeyd ihr nicht ein wenig kaltſinniger/ als ſonſt/ Claͤrchen? Jch ſtand auch ſtille, neigete mich, und ſagte: ich hoffe es nicht/ meine liebe Schweſter. Sie ging weiter fort. Jch neigete mich, oh- ne daß ſie es erwiderte, und ging nach meinem Huͤner-Hofe. Es waͤhrete nicht lange, ſo fand ich beyde wie- der vor mir. Sie hatten ſich einander umar- met, und waren einen kuͤrtzern Weg gegangen. Mein Bruder ſagte: Claͤrchen/ ihr muͤßt mir etwas von eurem Feder-Vieh ſchen- cken/ daß ich es nach Schottland ſchi- cken kan. Wie ihr befehlt: ſagte ich. Meine Schweſter ſagte: ich will fuͤr Euch ausſuchen. Als ich das Feder-Vieh fuͤtterte, ſuchten ſie ein halbes Dutzend aus. Es ſchien a- ber, daß ihre eintzige Abſicht dabey war, mir zu zeigen, wie lieb ſie einander haͤtten. So bald nach der gemeinen Redens-Art der Gottesdienſt zu Ende war, erzeigten mir meine beyden Onckles die Ehre, ſich bey mir durch Eli- ſa-

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 278. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/284>, abgerufen am 22.11.2024.