"Gewalt gebrauchten. Er berichtet mir, daß "Solmes wircklich mit einigen Kauffleuten we- "gen neuer Montirung und Equippage in Han- "del stehet: er nennet mir auch die Nahmen "der Kauffleute in London, an die er geschrieben "hat. Er hat so gar, (der häßliche Mensch) "gewisse Zimmer seines Hauses zur Kinderstube, "und zu anderen in der Haushaltung nöthigen "Gebrauch bestimmet."
Wie kan ich es dulden, daß ein solcher Mensch von Liebe zu mir schwatzen will. Jch kan länger keine Geduld mit ihm haben. Jch hätte nicht geglaubet, daß er sich unterstünde, solche Zuberei- tungen zu machen, oder davon zu reden, die mit meines Bruders Absichten so wenig überein- stimmen. Allein ich mag nicht weiter an eine Sache gedencken, darüber ich mich nur ärgern muß.
Da Solmes so viel gute Hoffnung hat, so werden Sie sich nicht wundern, daß Lovelace eben so zuversichtlich ist. "Er bittet mich im "Nahmen seiner gantzen Familie, mich durch ei- "ne frühzeitige Flucht vor den Gewaltthätigkeiten "zu sichern, die in meines Onckles Hause auf "mich warten. Er ist so voreilig, mir seines "Onckles Wagen mit sechs Pferden anzubieten, "der mich am Ende des einsamen Wäldchens "erwarten soll, das an unsern Thiergarten stößt. "Sie werden mit Verwunderung sehen, daß er "so dreiste ist, eines Entwurffs der Ehepacten "zu gedencken; und mir zu versprechen, daß ei-
nige
Die Geſchichte
„Gewalt gebrauchten. Er berichtet mir, daß „Solmes wircklich mit einigen Kauffleuten we- „gen neuer Montirung und Equippage in Han- „del ſtehet: er nennet mir auch die Nahmen „der Kauffleute in London, an die er geſchrieben „hat. Er hat ſo gar, (der haͤßliche Menſch) „gewiſſe Zimmer ſeines Hauſes zur Kinderſtube, „und zu anderen in der Haushaltung noͤthigen „Gebrauch beſtimmet.„
Wie kan ich es dulden, daß ein ſolcher Menſch von Liebe zu mir ſchwatzen will. Jch kan laͤnger keine Geduld mit ihm haben. Jch haͤtte nicht geglaubet, daß er ſich unterſtuͤnde, ſolche Zuberei- tungen zu machen, oder davon zu reden, die mit meines Bruders Abſichten ſo wenig uͤberein- ſtimmen. Allein ich mag nicht weiter an eine Sache gedencken, daruͤber ich mich nur aͤrgern muß.
Da Solmes ſo viel gute Hoffnung hat, ſo werden Sie ſich nicht wundern, daß Lovelace eben ſo zuverſichtlich iſt. „Er bittet mich im „Nahmen ſeiner gantzen Familie, mich durch ei- „ne fruͤhzeitige Flucht vor den Gewaltthaͤtigkeiten „zu ſichern, die in meines Onckles Hauſe auf „mich warten. Er iſt ſo voreilig, mir ſeines „Onckles Wagen mit ſechs Pferden anzubieten, „der mich am Ende des einſamen Waͤldchens „erwarten ſoll, das an unſern Thiergarten ſtoͤßt. „Sie werden mit Verwunderung ſehen, daß er „ſo dreiſte iſt, eines Entwurffs der Ehepacten „zu gedencken; und mir zu verſprechen, daß ei-
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Die Geſchichte
„Gewalt gebrauchten. Er berichtet mir, daß
„Solmes wircklich mit einigen Kauffleuten we-
„gen neuer Montirung und Equippage in Han-
„del ſtehet: er nennet mir auch die Nahmen
„der Kauffleute in London, an die er geſchrieben
„hat. Er hat ſo gar, (der haͤßliche Menſch)
„gewiſſe Zimmer ſeines Hauſes zur Kinderſtube,
„und zu anderen in der Haushaltung noͤthigen
„Gebrauch beſtimmet.„
Wie kan ich es dulden, daß ein ſolcher Menſch
von Liebe zu mir ſchwatzen will. Jch kan laͤnger
keine Geduld mit ihm haben. Jch haͤtte nicht
geglaubet, daß er ſich unterſtuͤnde, ſolche Zuberei-
tungen zu machen, oder davon zu reden, die mit
meines Bruders Abſichten ſo wenig uͤberein-
ſtimmen. Allein ich mag nicht weiter an eine
Sache gedencken, daruͤber ich mich nur aͤrgern
muß.
Da Solmes ſo viel gute Hoffnung hat, ſo
werden Sie ſich nicht wundern, daß Lovelace
eben ſo zuverſichtlich iſt. „Er bittet mich im
„Nahmen ſeiner gantzen Familie, mich durch ei-
„ne fruͤhzeitige Flucht vor den Gewaltthaͤtigkeiten
„zu ſichern, die in meines Onckles Hauſe auf
„mich warten. Er iſt ſo voreilig, mir ſeines
„Onckles Wagen mit ſechs Pferden anzubieten,
„der mich am Ende des einſamen Waͤldchens
„erwarten ſoll, das an unſern Thiergarten ſtoͤßt.
„Sie werden mit Verwunderung ſehen, daß er
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 290. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/296>, abgerufen am 22.11.2024.
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