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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748.

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Die Geschichte

Jch war von Hertzen betrübt.

Ob wir gleich nicht auf die Spur kommen
können, (fuhr er fort) so können wir doch wohl
rathen, was sie so hartnäckig macht. Von Na-
tur ist sie es sonst nicht, guter Freund. Jch
würde mich nicht so viel um sie bekümmern, wenn
ich nicht wüßte, daß dieses die Wahrheit ist, und
vorhätte, grose Sachen zu ihrem Vortheil zu
thun.

Herr Solmes sagte ihm laut genug in die
Ohren: ich will stündlich darum beten, daß diese
glückliche Zeit erscheinen möge. An das, was
mir jetzt so schmertzlich ist, will ich Zeit Lebens
nicht wieder gedencken.

Meine Base wandte sich darauf wieder zu mir:
ich muß ihnen doch sagen; sie haben dadurch,
daß sie die Schlüssel ohne einige Bedingung
übergeben haben, etwas erlanget, das sonst ohn-
möglich schien zu erhalten. Dieser Gehorsam,
und das man nichts verdächtiges gefunden hat,
nebst Herrn Solmes Vorbitte - -

Machen sie nicht, daß ich Herrn Solmes
verpflichtet seyn muß. Jch kan ihm meine
Schuld nicht anders als mit einem Danck be-
zahlen, und zwar unter der Bedingung, daß er
von seinem Gesuch abstehen will. Jch bitte sie,
mein Herr, wenn sie noch ein menschliches Hertz,
wenn sie noch einige Werthachtung für mich ha-
ben, so suchen sie meinen Danck zu verdienen.
Jch bitte sie inständigst.

O Fräulein (schrie er) glauben, glauben,

glau-
Die Geſchichte

Jch war von Hertzen betruͤbt.

Ob wir gleich nicht auf die Spur kommen
koͤnnen, (fuhr er fort) ſo koͤnnen wir doch wohl
rathen, was ſie ſo hartnaͤckig macht. Von Na-
tur iſt ſie es ſonſt nicht, guter Freund. Jch
wuͤrde mich nicht ſo viel um ſie bekuͤmmern, wenn
ich nicht wuͤßte, daß dieſes die Wahrheit iſt, und
vorhaͤtte, groſe Sachen zu ihrem Vortheil zu
thun.

Herr Solmes ſagte ihm laut genug in die
Ohren: ich will ſtuͤndlich darum beten, daß dieſe
gluͤckliche Zeit erſcheinen moͤge. An das, was
mir jetzt ſo ſchmertzlich iſt, will ich Zeit Lebens
nicht wieder gedencken.

Meine Baſe wandte ſich darauf wieder zu mir:
ich muß ihnen doch ſagen; ſie haben dadurch,
daß ſie die Schluͤſſel ohne einige Bedingung
uͤbergeben haben, etwas erlanget, das ſonſt ohn-
moͤglich ſchien zu erhalten. Dieſer Gehorſam,
und das man nichts verdaͤchtiges gefunden hat,
nebſt Herrn Solmes Vorbitte ‒ ‒

Machen ſie nicht, daß ich Herrn Solmes
verpflichtet ſeyn muß. Jch kan ihm meine
Schuld nicht anders als mit einem Danck be-
zahlen, und zwar unter der Bedingung, daß er
von ſeinem Geſuch abſtehen will. Jch bitte ſie,
mein Herr, wenn ſie noch ein menſchliches Hertz,
wenn ſie noch einige Werthachtung fuͤr mich ha-
ben, ſo ſuchen ſie meinen Danck zu verdienen.
Jch bitte ſie inſtaͤndigſt.

O Fraͤulein (ſchrie er) glauben, glauben,

glau-
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[344/0350] Die Geſchichte Jch war von Hertzen betruͤbt. Ob wir gleich nicht auf die Spur kommen koͤnnen, (fuhr er fort) ſo koͤnnen wir doch wohl rathen, was ſie ſo hartnaͤckig macht. Von Na- tur iſt ſie es ſonſt nicht, guter Freund. Jch wuͤrde mich nicht ſo viel um ſie bekuͤmmern, wenn ich nicht wuͤßte, daß dieſes die Wahrheit iſt, und vorhaͤtte, groſe Sachen zu ihrem Vortheil zu thun. Herr Solmes ſagte ihm laut genug in die Ohren: ich will ſtuͤndlich darum beten, daß dieſe gluͤckliche Zeit erſcheinen moͤge. An das, was mir jetzt ſo ſchmertzlich iſt, will ich Zeit Lebens nicht wieder gedencken. Meine Baſe wandte ſich darauf wieder zu mir: ich muß ihnen doch ſagen; ſie haben dadurch, daß ſie die Schluͤſſel ohne einige Bedingung uͤbergeben haben, etwas erlanget, das ſonſt ohn- moͤglich ſchien zu erhalten. Dieſer Gehorſam, und das man nichts verdaͤchtiges gefunden hat, nebſt Herrn Solmes Vorbitte ‒ ‒ Machen ſie nicht, daß ich Herrn Solmes verpflichtet ſeyn muß. Jch kan ihm meine Schuld nicht anders als mit einem Danck be- zahlen, und zwar unter der Bedingung, daß er von ſeinem Geſuch abſtehen will. Jch bitte ſie, mein Herr, wenn ſie noch ein menſchliches Hertz, wenn ſie noch einige Werthachtung fuͤr mich ha- ben, ſo ſuchen ſie meinen Danck zu verdienen. Jch bitte ſie inſtaͤndigſt. O Fraͤulein (ſchrie er) glauben, glauben, glau-

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/350>, abgerufen am 22.11.2024.