glauben sie mir, es ist ohnmöglich. So lange sie unverheyrathet sind, will ich noch hoffen. So lange mir noch alle diese werthen Freunde Hoffnung machen, will ich anhalten. Jch muß dieser ihre Gütigkeit deswegen nicht verachten, weil sie mich verachten.
Jch antwortete ihm nur mit einem verächt- lichen Blicke, und wandte mich von ihm: was habe ich denn, sagte ich zu meiner Base, durch meinen Gehorsam erhalten?
Jhre Mutter (antwortete sie) und Herr Sol- mes haben es so weit gebracht, daß sie ihrer Bitte gewähret sind, und bis auf den künftigen Montag hier bleiben sollen, wenn sie anders ver- sprechen, alsdenn mit Freuden zu reisen.
Mit Freuden will ich es thun, wenn ich nur die Personen auswählen darf, von denen ich Be- such annehmen will.
Gut! ich sehe wir müssen diese Materie fah- ren lassen. Jch will auf eine andere kommen, die aber ihre grösseste Aufmerckfamkeit erfodert: Sie werden sehen, weswegen Herr Solmes hat müssen zugegen seyn, - -
Ja! (fuhr mein Onckle fort) und sehen, was sie an jemand haben, von dem sie so viel halten. Herr Solmes, seyn sie so gütig, und lesen uns den Brief vor, den sie von ihrem ungenannten Freunde bekommen haben.
Jch will es thun. Er zog ein kleines Brief- Futteral aus der Tasche, und nahm den Brief heraus. Es ist eine Antwort (sagte er) auf
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der Clariſſa.
glauben ſie mir, es iſt ohnmoͤglich. So lange ſie unverheyrathet ſind, will ich noch hoffen. So lange mir noch alle dieſe werthen Freunde Hoffnung machen, will ich anhalten. Jch muß dieſer ihre Guͤtigkeit deswegen nicht verachten, weil ſie mich verachten.
Jch antwortete ihm nur mit einem veraͤcht- lichen Blicke, und wandte mich von ihm: was habe ich denn, ſagte ich zu meiner Baſe, durch meinen Gehorſam erhalten?
Jhre Mutter (antwortete ſie) und Herr Sol- mes haben es ſo weit gebracht, daß ſie ihrer Bitte gewaͤhret ſind, und bis auf den kuͤnftigen Montag hier bleiben ſollen, wenn ſie anders ver- ſprechen, alsdenn mit Freuden zu reiſen.
Mit Freuden will ich es thun, wenn ich nur die Perſonen auswaͤhlen darf, von denen ich Be- ſuch annehmen will.
Gut! ich ſehe wir muͤſſen dieſe Materie fah- ren laſſen. Jch will auf eine andere kommen, die aber ihre groͤſſeſte Aufmerckfamkeit erfodert: Sie werden ſehen, weswegen Herr Solmes hat muͤſſen zugegen ſeyn, ‒ ‒
Ja! (fuhr mein Onckle fort) und ſehen, was ſie an jemand haben, von dem ſie ſo viel halten. Herr Solmes, ſeyn ſie ſo guͤtig, und leſen uns den Brief vor, den ſie von ihrem ungenannten Freunde bekommen haben.
Jch will es thun. Er zog ein kleines Brief- Futteral aus der Taſche, und nahm den Brief heraus. Es iſt eine Antwort (ſagte er) auf
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der Clariſſa.
glauben ſie mir, es iſt ohnmoͤglich. So lange
ſie unverheyrathet ſind, will ich noch hoffen.
So lange mir noch alle dieſe werthen Freunde
Hoffnung machen, will ich anhalten. Jch muß
dieſer ihre Guͤtigkeit deswegen nicht verachten,
weil ſie mich verachten.
Jch antwortete ihm nur mit einem veraͤcht-
lichen Blicke, und wandte mich von ihm: was
habe ich denn, ſagte ich zu meiner Baſe, durch
meinen Gehorſam erhalten?
Jhre Mutter (antwortete ſie) und Herr Sol-
mes haben es ſo weit gebracht, daß ſie ihrer
Bitte gewaͤhret ſind, und bis auf den kuͤnftigen
Montag hier bleiben ſollen, wenn ſie anders ver-
ſprechen, alsdenn mit Freuden zu reiſen.
Mit Freuden will ich es thun, wenn ich nur
die Perſonen auswaͤhlen darf, von denen ich Be-
ſuch annehmen will.
Gut! ich ſehe wir muͤſſen dieſe Materie fah-
ren laſſen. Jch will auf eine andere kommen,
die aber ihre groͤſſeſte Aufmerckfamkeit erfodert:
Sie werden ſehen, weswegen Herr Solmes
hat muͤſſen zugegen ſeyn, ‒ ‒
Ja! (fuhr mein Onckle fort) und ſehen, was
ſie an jemand haben, von dem ſie ſo viel halten.
Herr Solmes, ſeyn ſie ſo guͤtig, und leſen uns
den Brief vor, den ſie von ihrem ungenannten
Freunde bekommen haben.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/351>, abgerufen am 22.11.2024.
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