nug finden. Denn wird sie aussehen, wie eine arme schüchterne Närrin; und wenn ihr Ge- wissen ihr sagt, was sie vorhin gesündiget hat, so wird sie sie mit einer weinenden Stimme um Vergebung und um Vergessung bitten. (So druckte sich mein unmenschlicher Bruder aus.)
Er sagte noch mehr, und flog mit einem Ge- sicht so roth wie Scharlack zur Thür hinaus, als ihn Schorey herausruffen muste.
Jch setzte mich von einem Stuhl auf den an- dern, und war über eine solche Art mit mir um- zugehen voller Bestürtzung und Unruhe.
Herr Solmes suchte sich zu entschuldigen, als wenn es ihm leid thäte, daß mein Bruder so ungestüm wäre.
Jch wehete mich mit dem Fechtel, und sagte: lassen sie mich ungestört, oder ich werde wahr- haftig ohnmächtig. (Jch erwartete dieses ge- wiß.)
Er empfohl sich meiner Wohlgewogenheit mit einem zuversichtlichen Gesicht, das vielleicht desto dreister ward, je weniger ich meine Angst verber- gen konnte. Denn er ergriff so gar meine zit- ternde und widerspenstige Hand, und schändete sie durch seinen eckelhaften Kuß.
Jch ging mit Widerwillen und Verachtung von ihm weg. Er bückete und kratzete sich zum Saal hinaus: und schien sich selbst deswegen recht wohl zu gefallen, daß er mich in solcher Verwirrung verließ.
Mich dünckt, er steht mir noch immer vor
den
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der Clariſſa.
nug finden. Denn wird ſie ausſehen, wie eine arme ſchuͤchterne Naͤrrin; und wenn ihr Ge- wiſſen ihr ſagt, was ſie vorhin geſuͤndiget hat, ſo wird ſie ſie mit einer weinenden Stimme um Vergebung und um Vergeſſung bitten. (So druckte ſich mein unmenſchlicher Bruder aus.)
Er ſagte noch mehr, und flog mit einem Ge- ſicht ſo roth wie Scharlack zur Thuͤr hinaus, als ihn Schorey herausruffen muſte.
Jch ſetzte mich von einem Stuhl auf den an- dern, und war uͤber eine ſolche Art mit mir um- zugehen voller Beſtuͤrtzung und Unruhe.
Herr Solmes ſuchte ſich zu entſchuldigen, als wenn es ihm leid thaͤte, daß mein Bruder ſo ungeſtuͤm waͤre.
Jch wehete mich mit dem Fechtel, und ſagte: laſſen ſie mich ungeſtoͤrt, oder ich werde wahr- haftig ohnmaͤchtig. (Jch erwartete dieſes ge- wiß.)
Er empfohl ſich meiner Wohlgewogenheit mit einem zuverſichtlichen Geſicht, das vielleicht deſto dreiſter ward, je weniger ich meine Angſt verber- gen konnte. Denn er ergriff ſo gar meine zit- ternde und widerſpenſtige Hand, und ſchaͤndete ſie durch ſeinen eckelhaften Kuß.
Jch ging mit Widerwillen und Verachtung von ihm weg. Er buͤckete und kratzete ſich zum Saal hinaus: und ſchien ſich ſelbſt deswegen recht wohl zu gefallen, daß er mich in ſolcher Verwirrung verließ.
Mich duͤnckt, er ſteht mir noch immer vor
den
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der Clariſſa.
nug finden. Denn wird ſie ausſehen, wie eine
arme ſchuͤchterne Naͤrrin; und wenn ihr Ge-
wiſſen ihr ſagt, was ſie vorhin geſuͤndiget hat,
ſo wird ſie ſie mit einer weinenden Stimme um
Vergebung und um Vergeſſung bitten. (So
druckte ſich mein unmenſchlicher Bruder aus.)
Er ſagte noch mehr, und flog mit einem Ge-
ſicht ſo roth wie Scharlack zur Thuͤr hinaus, als
ihn Schorey herausruffen muſte.
Jch ſetzte mich von einem Stuhl auf den an-
dern, und war uͤber eine ſolche Art mit mir um-
zugehen voller Beſtuͤrtzung und Unruhe.
Herr Solmes ſuchte ſich zu entſchuldigen,
als wenn es ihm leid thaͤte, daß mein Bruder
ſo ungeſtuͤm waͤre.
Jch wehete mich mit dem Fechtel, und ſagte:
laſſen ſie mich ungeſtoͤrt, oder ich werde wahr-
haftig ohnmaͤchtig. (Jch erwartete dieſes ge-
wiß.)
Er empfohl ſich meiner Wohlgewogenheit mit
einem zuverſichtlichen Geſicht, das vielleicht deſto
dreiſter ward, je weniger ich meine Angſt verber-
gen konnte. Denn er ergriff ſo gar meine zit-
ternde und widerſpenſtige Hand, und ſchaͤndete
ſie durch ſeinen eckelhaften Kuß.
Jch ging mit Widerwillen und Verachtung
von ihm weg. Er buͤckete und kratzete ſich zum
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/365>, abgerufen am 22.11.2024.
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