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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748.

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Die Geschichte
sie will: ich werde doch zum wenigsten daraus
ersehen, was ich von der Gütigkeit Jhrer Frau
Mutter erwarten darf: denn, wenn es lange
währt, so soll ich auf den Sonnabend wegge-
bracht werden: es kan aber wol gar schon mor-
gen geschehen.

Nun will ich Jhnen melden, was vorherge-
gangen ist, ehe mir Federn und Dinte wegge-
nommen wurden, und mit welchen Umständen
man zu dieser Gewaltthätigkeit (so kan ich es mit
Recht nennen) geschritten ist. Jch will aber
gantz kurtz seyn.

Meine Base (welche, eben so wohl als Herr
Solmes und meine beyden Onckels, hier zu woh-
nen scheint) kam zu mir, und sagte mir, sie
wünschte sehr, daß ich die Nachrichten hören möch-
te, die mir Herr Solmes von Herrn Lovela-
ce
geben wollte: damit ich zum wenigsten über-
zeuget würde[,] was seine künftige Frau für ei-
nen unerträglichen Mann an ihm haben würde.
Jch möchte von den Nachrichten glauben was ich
wollte, und ich könnte deswegen immer etwas
weniger glauben als die Worte sagten, weil Herr
Solmes eine Absicht bey Mittheilung derselben
hätte: Sie könnten mir aber doch nützlich seyn,
wenn es auch nur dazu wäre, Herr Lovelacen
über einige Dinge, die mich näher beträffen, zu
befragen.

Jch antwortete: es sey mir gantz gleichgül-
tig, was er von mir sagen möchte, denn ich wüß-
te gewiß, daß er nichts zu meinem Nachtheil sa-

gen

Die Geſchichte
ſie will: ich werde doch zum wenigſten daraus
erſehen, was ich von der Guͤtigkeit Jhrer Frau
Mutter erwarten darf: denn, wenn es lange
waͤhrt, ſo ſoll ich auf den Sonnabend wegge-
bracht werden: es kan aber wol gar ſchon mor-
gen geſchehen.

Nun will ich Jhnen melden, was vorherge-
gangen iſt, ehe mir Federn und Dinte wegge-
nommen wurden, und mit welchen Umſtaͤnden
man zu dieſer Gewaltthaͤtigkeit (ſo kan ich es mit
Recht nennen) geſchritten iſt. Jch will aber
gantz kurtz ſeyn.

Meine Baſe (welche, eben ſo wohl als Herr
Solmes und meine beyden Onckels, hier zu woh-
nen ſcheint) kam zu mir, und ſagte mir, ſie
wuͤnſchte ſehr, daß ich die Nachrichten hoͤren moͤch-
te, die mir Herr Solmes von Herrn Lovela-
ce
geben wollte: damit ich zum wenigſten uͤber-
zeuget wuͤrde[,] was ſeine kuͤnftige Frau fuͤr ei-
nen unertraͤglichen Mann an ihm haben wuͤrde.
Jch moͤchte von den Nachrichten glauben was ich
wollte, und ich koͤnnte deswegen immer etwas
weniger glauben als die Worte ſagten, weil Herr
Solmes eine Abſicht bey Mittheilung derſelben
haͤtte: Sie koͤnnten mir aber doch nuͤtzlich ſeyn,
wenn es auch nur dazu waͤre, Herr Lovelacen
uͤber einige Dinge, die mich naͤher betraͤffen, zu
befragen.

Jch antwortete: es ſey mir gantz gleichguͤl-
tig, was er von mir ſagen moͤchte, denn ich wuͤß-
te gewiß, daß er nichts zu meinem Nachtheil ſa-

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[364/0370] Die Geſchichte ſie will: ich werde doch zum wenigſten daraus erſehen, was ich von der Guͤtigkeit Jhrer Frau Mutter erwarten darf: denn, wenn es lange waͤhrt, ſo ſoll ich auf den Sonnabend wegge- bracht werden: es kan aber wol gar ſchon mor- gen geſchehen. Nun will ich Jhnen melden, was vorherge- gangen iſt, ehe mir Federn und Dinte wegge- nommen wurden, und mit welchen Umſtaͤnden man zu dieſer Gewaltthaͤtigkeit (ſo kan ich es mit Recht nennen) geſchritten iſt. Jch will aber gantz kurtz ſeyn. Meine Baſe (welche, eben ſo wohl als Herr Solmes und meine beyden Onckels, hier zu woh- nen ſcheint) kam zu mir, und ſagte mir, ſie wuͤnſchte ſehr, daß ich die Nachrichten hoͤren moͤch- te, die mir Herr Solmes von Herrn Lovela- ce geben wollte: damit ich zum wenigſten uͤber- zeuget wuͤrde, was ſeine kuͤnftige Frau fuͤr ei- nen unertraͤglichen Mann an ihm haben wuͤrde. Jch moͤchte von den Nachrichten glauben was ich wollte, und ich koͤnnte deswegen immer etwas weniger glauben als die Worte ſagten, weil Herr Solmes eine Abſicht bey Mittheilung derſelben haͤtte: Sie koͤnnten mir aber doch nuͤtzlich ſeyn, wenn es auch nur dazu waͤre, Herr Lovelacen uͤber einige Dinge, die mich naͤher betraͤffen, zu befragen. Jch antwortete: es ſey mir gantz gleichguͤl- tig, was er von mir ſagen moͤchte, denn ich wuͤß- te gewiß, daß er nichts zu meinem Nachtheil ſa- gen

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/370>, abgerufen am 22.11.2024.