sich ihre Gesellschafft unten in ihrem eigenen Saal aus.
Wer denn, Elisabeth?
Wie kan ich das wissen, Fräulein! Vielleicht, ist es ihre Schwester, vielleicht ihr Bruder. Jch weiß wohl, daß sie nicht wieder zu ihnen in ih- re Stube kommen wollen.
Jst Herr Solmes weggegangen, Elisa- beth[?]
Jch glaube es, Fräulein! Wollen sie ihn etwan wieder zurück ruffen lassen? sagte das dreiste Mädchen.
Jch ging hinunter: und wer war es anders, der mich hatte sprechen wollen, als mein Bruder und Herr Solmes? Dieser hatte sich wie ein Sünder hinter die Thür gestellet, daß ich ihn nicht sehen konnte, bis mich mein Bruder auf eine spöttische Weise in die Stube geführet hatte. Jch erstarrete nicht anders, als sähe ich ein Ge- spenst.
Jhr sollt euch niederlassen, Clärchen!
Und was weiter, mein Bruder?
Was weiter? Jhr sollt das spöttische Gesich- te ablegen, und hören, was Herr Solmes zu sagen hat.
Jch dachte bey mir: so bin ich wieder her- unter geruffen, um gefangen zu werden.
Herr Solmes sagte so eilig, als glaubte er, daß ich ihm sonst keine Zeit lassen würde es zu sagen: (und darin hatte er Recht) Fräulein, Herr Lovelace ist ein offenbahrer Feind des
Ehe-
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der Clariſſa.
ſich ihre Geſellſchafft unten in ihrem eigenen Saal aus.
Wer denn, Eliſabeth?
Wie kan ich das wiſſen, Fraͤulein! Vielleicht, iſt es ihre Schweſter, vielleicht ihr Bruder. Jch weiß wohl, daß ſie nicht wieder zu ihnen in ih- re Stube kommen wollen.
Jſt Herr Solmes weggegangen, Eliſa- beth[?]
Jch glaube es, Fraͤulein! Wollen ſie ihn etwan wieder zuruͤck ruffen laſſen? ſagte das dreiſte Maͤdchen.
Jch ging hinunter: und wer war es anders, der mich hatte ſprechen wollen, als mein Bruder und Herr Solmes? Dieſer hatte ſich wie ein Suͤnder hinter die Thuͤr geſtellet, daß ich ihn nicht ſehen konnte, bis mich mein Bruder auf eine ſpoͤttiſche Weiſe in die Stube gefuͤhret hatte. Jch erſtarrete nicht anders, als ſaͤhe ich ein Ge- ſpenſt.
Jhr ſollt euch niederlaſſen, Claͤrchen!
Und was weiter, mein Bruder?
Was weiter? Jhr ſollt das ſpoͤttiſche Geſich- te ablegen, und hoͤren, was Herr Solmes zu ſagen hat.
Jch dachte bey mir: ſo bin ich wieder her- unter geruffen, um gefangen zu werden.
Herr Solmes ſagte ſo eilig, als glaubte er, daß ich ihm ſonſt keine Zeit laſſen wuͤrde es zu ſagen: (und darin hatte er Recht) Fraͤulein, Herr Lovelace iſt ein offenbahrer Feind des
Ehe-
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der Clariſſa.
ſich ihre Geſellſchafft unten in ihrem eigenen
Saal aus.
Wer denn, Eliſabeth?
Wie kan ich das wiſſen, Fraͤulein! Vielleicht,
iſt es ihre Schweſter, vielleicht ihr Bruder. Jch
weiß wohl, daß ſie nicht wieder zu ihnen in ih-
re Stube kommen wollen.
Jſt Herr Solmes weggegangen, Eliſa-
beth?
Jch glaube es, Fraͤulein! Wollen ſie ihn
etwan wieder zuruͤck ruffen laſſen? ſagte das
dreiſte Maͤdchen.
Jch ging hinunter: und wer war es anders,
der mich hatte ſprechen wollen, als mein Bruder
und Herr Solmes? Dieſer hatte ſich wie ein
Suͤnder hinter die Thuͤr geſtellet, daß ich ihn
nicht ſehen konnte, bis mich mein Bruder auf
eine ſpoͤttiſche Weiſe in die Stube gefuͤhret hatte.
Jch erſtarrete nicht anders, als ſaͤhe ich ein Ge-
ſpenſt.
Jhr ſollt euch niederlaſſen, Claͤrchen!
Und was weiter, mein Bruder?
Was weiter? Jhr ſollt das ſpoͤttiſche Geſich-
te ablegen, und hoͤren, was Herr Solmes zu
ſagen hat.
Jch dachte bey mir: ſo bin ich wieder her-
unter geruffen, um gefangen zu werden.
Herr Solmes ſagte ſo eilig, als glaubte er,
daß ich ihm ſonſt keine Zeit laſſen wuͤrde es zu
ſagen: (und darin hatte er Recht) Fraͤulein,
Herr Lovelace iſt ein offenbahrer Feind des
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/377>, abgerufen am 22.11.2024.
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