habt Euch anzuschicken, solches zu bewerckstelligen. Den Tag der Abreise werdet ihr nicht lange vorher erfahren. Die Ursachen hievon sind leicht zu er- rathen.
Jch will Euch aufrichtig die Ursache hievon mel- den. Sie ist zwiefach: zuerst will man versichert seyn, daß ihr mit niemanden Briefe wechselt die uns unangenehm seyn könnten; denn man merckt an Frau Howe/ daß Jhr auf ein- oder andere Weise Briefe an ihre Tochter, und vielleicht durch diese Beyhülfe noch sonst an jemand brin- get: zum andern, sucht man es hiedurch in die Wege zu richten, daß Jhr Herrn Solmes Be- such annehmen sollet, welches Jhr in diesem Hau- se gütigst abzuschlagen beliebet habet; und da- durch Euch selbst ausser Stand gesetzet habet zu wissen, was für eine Parthey Jhr ausgeschlagen. Wenn nach einem Umgang von 14. Tagen, und nach Uberlegung dessen, was Eure Freunde Euch noch sonst seinethalb zu sagen haben, und nach- dem Jhr in dieser Zeit durch keinen heimlichen Brief-Wechsel verhärtet seyd, Jhr dennoch die Eurigen von der Wahrheit dessen überzeuget wer- det, was Virgil schreibet: Amor omnibus idem. (Die Deutung dieser Worte könnt Jhr aus Drv- dens Uebersetzung der Georgicorum lernen) wenn dieses Wort bey Euch sowohl als bey allen Thie- ren eintrifft; und wenn sie gewahr werden, daß Jhr Eure Neigung gegen den wohlgesitteten, den tugendhafften, den frommen Lovelace (ich
schreibe
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der Clariſſa.
habt Euch anzuſchicken, ſolches zu bewerckſtelligen. Den Tag der Abreiſe werdet ihr nicht lange vorher erfahren. Die Urſachen hievon ſind leicht zu er- rathen.
Jch will Euch aufrichtig die Urſache hievon mel- den. Sie iſt zwiefach: zuerſt will man verſichert ſeyn, daß ihr mit niemanden Briefe wechſelt die uns unangenehm ſeyn koͤnnten; denn man merckt an Frau Howe/ daß Jhr auf ein- oder andere Weiſe Briefe an ihre Tochter, und vielleicht durch dieſe Beyhuͤlfe noch ſonſt an jemand brin- get: zum andern, ſucht man es hiedurch in die Wege zu richten, daß Jhr Herrn Solmes Be- ſuch annehmen ſollet, welches Jhr in dieſem Hau- ſe guͤtigſt abzuſchlagen beliebet habet; und da- durch Euch ſelbſt auſſer Stand geſetzet habet zu wiſſen, was fuͤr eine Parthey Jhr ausgeſchlagen. Wenn nach einem Umgang von 14. Tagen, und nach Uberlegung deſſen, was Eure Freunde Euch noch ſonſt ſeinethalb zu ſagen haben, und nach- dem Jhr in dieſer Zeit durch keinen heimlichen Brief-Wechſel verhaͤrtet ſeyd, Jhr dennoch die Eurigen von der Wahrheit deſſen uͤberzeuget wer- det, was Virgil ſchreibet: Amor omnibus idem. (Die Deutung dieſer Worte koͤnnt Jhr aus Drv- dens Ueberſetzung der Georgicorum lernen) wenn dieſes Wort bey Euch ſowohl als bey allen Thie- ren eintrifft; und wenn ſie gewahr werden, daß Jhr Eure Neigung gegen den wohlgeſitteten, den tugendhafften, den frommen Lovelace (ich
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der Clariſſa.
habt Euch anzuſchicken, ſolches zu bewerckſtelligen.
Den Tag der Abreiſe werdet ihr nicht lange vorher
erfahren. Die Urſachen hievon ſind leicht zu er-
rathen.
Jch will Euch aufrichtig die Urſache hievon mel-
den. Sie iſt zwiefach: zuerſt will man verſichert
ſeyn, daß ihr mit niemanden Briefe wechſelt die
uns unangenehm ſeyn koͤnnten; denn man merckt
an Frau Howe/ daß Jhr auf ein- oder andere
Weiſe Briefe an ihre Tochter, und vielleicht
durch dieſe Beyhuͤlfe noch ſonſt an jemand brin-
get: zum andern, ſucht man es hiedurch in die
Wege zu richten, daß Jhr Herrn Solmes Be-
ſuch annehmen ſollet, welches Jhr in dieſem Hau-
ſe guͤtigſt abzuſchlagen beliebet habet; und da-
durch Euch ſelbſt auſſer Stand geſetzet habet zu
wiſſen, was fuͤr eine Parthey Jhr ausgeſchlagen.
Wenn nach einem Umgang von 14. Tagen, und
nach Uberlegung deſſen, was Eure Freunde Euch
noch ſonſt ſeinethalb zu ſagen haben, und nach-
dem Jhr in dieſer Zeit durch keinen heimlichen
Brief-Wechſel verhaͤrtet ſeyd, Jhr dennoch die
Eurigen von der Wahrheit deſſen uͤberzeuget wer-
det, was Virgil ſchreibet:
Amor omnibus idem.
(Die Deutung dieſer Worte koͤnnt Jhr aus Drv-
dens Ueberſetzung der Georgicorum lernen) wenn
dieſes Wort bey Euch ſowohl als bey allen Thie-
ren eintrifft; und wenn ſie gewahr werden, daß
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 37. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/43>, abgerufen am 21.11.2024.
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