get ist. Wenigstens dencke ich so, wenn auch andere gütiger urtheilen.
Soll ich jemahls mit den vornehmen Freun- den dieses Herrn verwandt werden, so wün- sche ich nur, daß sie wegen dieser Beschimpfun- gen nicht eine schlimme Meinung von mir fassen mögen: und ich werde ihm selbst verbunden seyn müssen, wenn er diese Beschimpfungen nicht zu meinem Nachtheil auslegt. Sie sehen, wie tief mich mein Unglück und die Härte meiner Freunde gedemüthiget hat. Vielleicht bin ich vorhin zu hochmüthig gewesen.
Herr Lovelace bittet mich zum Beschluß, "ihm eine Zeit zur Unterredung zu bestimmen, "und zwar, wo möglich, diesen Abend. Er "meint desto mehr Recht zu haben, sich diese "Ehre auszubitten, weil ich ihm schon zweymahl "eine unerfüllete Hoffnung dazu gemacht habe. "Jch mag aber diese Bitte eingestehen oder nicht, "so soll ich nur einen unter den gethanen Vor- "schlägen billigen, und meinen Vorsatz, mich "auf den Montag zu retten, nicht ändern, wenn "nicht die Ursache wegfällt, die mich zu diesem "Vorsatz gebracht hat, und ich keine Hoffnung "vor mir sehe, mit meinen Freunden ausgesöhnt "zu werden, und meine Freyheit nebst dem Recht "einer uneingeschränckten eigenen Wahl zu er- "halten."
Er wiederhohlt alle seine Verheissungen und Gelübde auf eine so nachdrückliche und heilige Art, daß ich an seiner Aufrichtigkeit nicht zweif-
feln
Die Geſchichte
get iſt. Wenigſtens dencke ich ſo, wenn auch andere guͤtiger urtheilen.
Soll ich jemahls mit den vornehmen Freun- den dieſes Herrn verwandt werden, ſo wuͤn- ſche ich nur, daß ſie wegen dieſer Beſchimpfun- gen nicht eine ſchlimme Meinung von mir faſſen moͤgen: und ich werde ihm ſelbſt verbunden ſeyn muͤſſen, wenn er dieſe Beſchimpfungen nicht zu meinem Nachtheil auslegt. Sie ſehen, wie tief mich mein Ungluͤck und die Haͤrte meiner Freunde gedemuͤthiget hat. Vielleicht bin ich vorhin zu hochmuͤthig geweſen.
Herr Lovelace bittet mich zum Beſchluß, „ihm eine Zeit zur Unterredung zu beſtimmen, „und zwar, wo moͤglich, dieſen Abend. Er „meint deſto mehr Recht zu haben, ſich dieſe „Ehre auszubitten, weil ich ihm ſchon zweymahl „eine unerfuͤllete Hoffnung dazu gemacht habe. „Jch mag aber dieſe Bitte eingeſtehen oder nicht, „ſo ſoll ich nur einen unter den gethanen Vor- „ſchlaͤgen billigen, und meinen Vorſatz, mich „auf den Montag zu retten, nicht aͤndern, wenn „nicht die Urſache wegfaͤllt, die mich zu dieſem „Vorſatz gebracht hat, und ich keine Hoffnung „vor mir ſehe, mit meinen Freunden ausgeſoͤhnt „zu werden, und meine Freyheit nebſt dem Recht „einer uneingeſchraͤnckten eigenen Wahl zu er- „halten.„
Er wiederhohlt alle ſeine Verheiſſungen und Geluͤbde auf eine ſo nachdruͤckliche und heilige Art, daß ich an ſeiner Aufrichtigkeit nicht zweif-
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Die Geſchichte
get iſt. Wenigſtens dencke ich ſo, wenn auch
andere guͤtiger urtheilen.
Soll ich jemahls mit den vornehmen Freun-
den dieſes Herrn verwandt werden, ſo wuͤn-
ſche ich nur, daß ſie wegen dieſer Beſchimpfun-
gen nicht eine ſchlimme Meinung von mir faſſen
moͤgen: und ich werde ihm ſelbſt verbunden
ſeyn muͤſſen, wenn er dieſe Beſchimpfungen
nicht zu meinem Nachtheil auslegt. Sie ſehen,
wie tief mich mein Ungluͤck und die Haͤrte meiner
Freunde gedemuͤthiget hat. Vielleicht bin ich
vorhin zu hochmuͤthig geweſen.
Herr Lovelace bittet mich zum Beſchluß,
„ihm eine Zeit zur Unterredung zu beſtimmen,
„und zwar, wo moͤglich, dieſen Abend. Er
„meint deſto mehr Recht zu haben, ſich dieſe
„Ehre auszubitten, weil ich ihm ſchon zweymahl
„eine unerfuͤllete Hoffnung dazu gemacht habe.
„Jch mag aber dieſe Bitte eingeſtehen oder nicht,
„ſo ſoll ich nur einen unter den gethanen Vor-
„ſchlaͤgen billigen, und meinen Vorſatz, mich
„auf den Montag zu retten, nicht aͤndern, wenn
„nicht die Urſache wegfaͤllt, die mich zu dieſem
„Vorſatz gebracht hat, und ich keine Hoffnung
„vor mir ſehe, mit meinen Freunden ausgeſoͤhnt
„zu werden, und meine Freyheit nebſt dem Recht
„einer uneingeſchraͤnckten eigenen Wahl zu er-
„halten.„
Er wiederhohlt alle ſeine Verheiſſungen und
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/460>, abgerufen am 28.11.2024.
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