eines Kunst-Stückchens zu bedienen. Jch ha- be an einem Orte die Feder so versteckt, daß das Ende davon heraus stehet: wenn sie hier nach- suchen, so werden sie einige Papiere finden, die ich ihnen kan und will in die Hände kommen lassen. Es sind Aufsätze, die ich entworfen ha- be: und ohngefähr sechs Zeilen, die so eingerich- tet sind, als wären sie der Anfang eines Briefes an Sie, darin ich schreibe, ich hätte Hofnung/ daß die Meinigen endlich nachlassen wür- den/ obgleich der äussere Anschein meiner Hoffnung zuwider sey. Mein Onckle Anton hat von ihrer Frau Mutter erfahren, daß ich auf eine oder die andere Weise Jhnen bisweilen ei- nen Brief in die Hände spiele. Jch erkläre mich gegen Sie in dem erdichteten Briefe von neuen, daß ich vest entschlossen bin, dem ver- haßten Lovelace gäntzlich zu entsagen, wenn man nur verspräche, mich mit dem andern Freyer zu verschonen.
Nicht weit davon ist auch eine Abschrifft meines Briefes an die Lady Drayton(*) be- findlich. Da dieser solche Vorstellungen ent- hält, die sich auf meine jetzigen Umstände voll- kommen deuten lassen, so dachte ich, daß er viel- leicht etwas ausrichtete, wenn er ihnen von ohn- gefär in die Hände fiele.
Sie
(*) Siehe den dreyzehenden Brief dieses zweyten Theils.
der Clariſſa.
eines Kunſt-Stuͤckchens zu bedienen. Jch ha- be an einem Orte die Feder ſo verſteckt, daß das Ende davon heraus ſtehet: wenn ſie hier nach- ſuchen, ſo werden ſie einige Papiere finden, die ich ihnen kan und will in die Haͤnde kommen laſſen. Es ſind Aufſaͤtze, die ich entworfen ha- be: und ohngefaͤhr ſechs Zeilen, die ſo eingerich- tet ſind, als waͤren ſie der Anfang eines Briefes an Sie, darin ich ſchreibe, ich haͤtte Hofnung/ daß die Meinigen endlich nachlaſſen wuͤr- den/ obgleich der aͤuſſere Anſchein meiner Hoffnung zuwider ſey. Mein Onckle Anton hat von ihrer Frau Mutter erfahren, daß ich auf eine oder die andere Weiſe Jhnen bisweilen ei- nen Brief in die Haͤnde ſpiele. Jch erklaͤre mich gegen Sie in dem erdichteten Briefe von neuen, daß ich veſt entſchloſſen bin, dem ver- haßten Lovelace gaͤntzlich zu entſagen, wenn man nur verſpraͤche, mich mit dem andern Freyer zu verſchonen.
Nicht weit davon iſt auch eine Abſchrifft meines Briefes an die Lady Drayton(*) be- findlich. Da dieſer ſolche Vorſtellungen ent- haͤlt, die ſich auf meine jetzigen Umſtaͤnde voll- kommen deuten laſſen, ſo dachte ich, daß er viel- leicht etwas ausrichtete, wenn er ihnen von ohn- gefaͤr in die Haͤnde fiele.
Sie
(*) Siehe den dreyzehenden Brief dieſes zweyten Theils.
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der Clariſſa.
eines Kunſt-Stuͤckchens zu bedienen. Jch ha-
be an einem Orte die Feder ſo verſteckt, daß das
Ende davon heraus ſtehet: wenn ſie hier nach-
ſuchen, ſo werden ſie einige Papiere finden, die
ich ihnen kan und will in die Haͤnde kommen
laſſen. Es ſind Aufſaͤtze, die ich entworfen ha-
be: und ohngefaͤhr ſechs Zeilen, die ſo eingerich-
tet ſind, als waͤren ſie der Anfang eines Briefes
an Sie, darin ich ſchreibe, ich haͤtte Hofnung/
daß die Meinigen endlich nachlaſſen wuͤr-
den/ obgleich der aͤuſſere Anſchein meiner
Hoffnung zuwider ſey. Mein Onckle Anton
hat von ihrer Frau Mutter erfahren, daß ich auf
eine oder die andere Weiſe Jhnen bisweilen ei-
nen Brief in die Haͤnde ſpiele. Jch erklaͤre
mich gegen Sie in dem erdichteten Briefe von
neuen, daß ich veſt entſchloſſen bin, dem ver-
haßten Lovelace gaͤntzlich zu entſagen, wenn
man nur verſpraͤche, mich mit dem andern
Freyer zu verſchonen.
Nicht weit davon iſt auch eine Abſchrifft
meines Briefes an die Lady Drayton (*) be-
findlich. Da dieſer ſolche Vorſtellungen ent-
haͤlt, die ſich auf meine jetzigen Umſtaͤnde voll-
kommen deuten laſſen, ſo dachte ich, daß er viel-
leicht etwas ausrichtete, wenn er ihnen von ohn-
gefaͤr in die Haͤnde fiele.
Sie
(*) Siehe den dreyzehenden Brief dieſes zweyten Theils.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/513>, abgerufen am 16.02.2025.
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