gen kan, welches eine schlechte Ahndung einer guten Ehe giebt.
Das ist mir lieb, daß Jhnen wenigstens nie- mand besser gefällt als Herr Hickmann. Jch hoffe, daß Sie in kurtzem bekennen werden, wenn Sie Jhr Hertz recht untersuchen wollen: er ge- falle Jhnen sowohl als sonst keiner unter der Sonnen. Sie dürfen nur überlegen, daß selbst die Fehler, die Sie an Herrn Hickmann finden, ihn ungemein bequem dazu machen, daß Sie vergnügt und glücklich mit ihm leben können, wenn anders ein Theil ihrer Glückseeligkeit dar- inn bestehen muß, daß Sie in allen Dingen Jh- ren eigenen Willen haben.
Jch muß aber noch eine Anmerckung über Sie und Herrn Hickmann machen. Sie ha- ben eine so aufgeweckte und muntere Art, nebst andern so ausnehmenden Eigenschaften, daß ein jeder Liebhaber, der nicht ein Lovelace ist, vor Jhnen wie ein Schaaf aussehen muß.
Vergeben Sie mir, mein Schatz, daß ich so offenhertzig schreibe: vergeben Sie mir aber auch, daß ich so bald wieder auf Dinge komme, die mich selbst unmittelbar betreffen.
Sie dringen von neuem darauf, daß ich mein Gut selbst annehmen soll; und Herrn Lovela- ces Beystimmung macht, daß Sie noch stär- cker darauf dringen. Jch habe Jhnen Hoffnung gemacht, daß ich diesen Vorschlag in genauere Erwegung ziehen wolle, als bisher geschehen ist. Jch kan Jhnen inzwischen nicht verheelen, daß
meine
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der Clariſſa.
gen kan, welches eine ſchlechte Ahndung einer guten Ehe giebt.
Das iſt mir lieb, daß Jhnen wenigſtens nie- mand beſſer gefaͤllt als Herr Hickmann. Jch hoffe, daß Sie in kurtzem bekennen werden, wenn Sie Jhr Hertz recht unterſuchen wollen: er ge- falle Jhnen ſowohl als ſonſt keiner unter der Sonnen. Sie duͤrfen nur uͤberlegen, daß ſelbſt die Fehler, die Sie an Herrn Hickmann finden, ihn ungemein bequem dazu machen, daß Sie vergnuͤgt und gluͤcklich mit ihm leben koͤnnen, wenn anders ein Theil ihrer Gluͤckſeeligkeit dar- inn beſtehen muß, daß Sie in allen Dingen Jh- ren eigenen Willen haben.
Jch muß aber noch eine Anmerckung uͤber Sie und Herrn Hickmann machen. Sie ha- ben eine ſo aufgeweckte und muntere Art, nebſt andern ſo ausnehmenden Eigenſchaften, daß ein jeder Liebhaber, der nicht ein Lovelace iſt, vor Jhnen wie ein Schaaf ausſehen muß.
Vergeben Sie mir, mein Schatz, daß ich ſo offenhertzig ſchreibe: vergeben Sie mir aber auch, daß ich ſo bald wieder auf Dinge komme, die mich ſelbſt unmittelbar betreffen.
Sie dringen von neuem darauf, daß ich mein Gut ſelbſt annehmen ſoll; und Herrn Lovela- ces Beyſtimmung macht, daß Sie noch ſtaͤr- cker darauf dringen. Jch habe Jhnen Hoffnung gemacht, daß ich dieſen Vorſchlag in genauere Erwegung ziehen wolle, als bisher geſchehen iſt. Jch kan Jhnen inzwiſchen nicht verheelen, daß
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der Clariſſa.
gen kan, welches eine ſchlechte Ahndung einer
guten Ehe giebt.
Das iſt mir lieb, daß Jhnen wenigſtens nie-
mand beſſer gefaͤllt als Herr Hickmann. Jch
hoffe, daß Sie in kurtzem bekennen werden, wenn
Sie Jhr Hertz recht unterſuchen wollen: er ge-
falle Jhnen ſowohl als ſonſt keiner unter der
Sonnen. Sie duͤrfen nur uͤberlegen, daß ſelbſt
die Fehler, die Sie an Herrn Hickmann finden,
ihn ungemein bequem dazu machen, daß Sie
vergnuͤgt und gluͤcklich mit ihm leben koͤnnen,
wenn anders ein Theil ihrer Gluͤckſeeligkeit dar-
inn beſtehen muß, daß Sie in allen Dingen Jh-
ren eigenen Willen haben.
Jch muß aber noch eine Anmerckung uͤber
Sie und Herrn Hickmann machen. Sie ha-
ben eine ſo aufgeweckte und muntere Art, nebſt
andern ſo ausnehmenden Eigenſchaften, daß ein
jeder Liebhaber, der nicht ein Lovelace iſt, vor
Jhnen wie ein Schaaf ausſehen muß.
Vergeben Sie mir, mein Schatz, daß ich ſo
offenhertzig ſchreibe: vergeben Sie mir aber auch,
daß ich ſo bald wieder auf Dinge komme, die
mich ſelbſt unmittelbar betreffen.
Sie dringen von neuem darauf, daß ich mein
Gut ſelbſt annehmen ſoll; und Herrn Lovela-
ces Beyſtimmung macht, daß Sie noch ſtaͤr-
cker darauf dringen. Jch habe Jhnen Hoffnung
gemacht, daß ich dieſen Vorſchlag in genauere
Erwegung ziehen wolle, als bisher geſchehen iſt.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 83. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/89>, abgerufen am 21.11.2024.
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