dingung thun, daß meine Mutter, als eine weit- läuftige Anverwandtin, zu ihr kommen, und ihr wegen des Jnnhalts ihres Testaments guten Rath geben solle. Denn sie trauet dem Urtheil meiner Mutter in Absicht auf Testamente, Familien, Verordnungen, und andere Sachen von gleicher Art, eben so vieles zu, als bey nahe alle zu thun pflegen.
Die Frau Larkin wohnet ungefähr 4. Meilen von hier, und da meine Mutter nicht wohl ausser Hause übernachten kann, so gedenckt sie des Mor- gens sehr früh auszufahren, um des Abends wie- der hier zu seyn. Der morgende Tag ist Jhnen demnach vom Morgen bis an den Abend gewid- met, und ich werde für niemand, der sich melden läßt, zu Hause seyn.
Den abgeschmackten Cavalier schicke ich auch weg. Er soll die beyden Frauenzimmer beglei- ten, damit ich meine Mutter des Abends zu Hau- se empfangen könne. Dergleichen Bemühungen, und daß die Einbildung und Dreistigkeit unsers Geschlechts bey gewissen Gelegenheiten und an öf- fentlichen Oertern vermehret werde, ist doch der eintzige Nutzen, den man von diesen herumschweif- fenden Geschöpfen GOttes haben kann.
Jch habe schon sonst zu verstehen gegeben, daß ich gern meine Mutter und Herrn Hickman mit einander verheyrathet sehen möchte, und hier wie- derhole ich meine Wünsche. Was kann der Un- terscheid von 15. oder 20. Jahren bedeuten? Jnsonderheit wenn der muntere Geist des
Frauen-
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der Clariſſa.
dingung thun, daß meine Mutter, als eine weit- laͤuftige Anverwandtin, zu ihr kommen, und ihr wegen des Jnnhalts ihres Teſtaments guten Rath geben ſolle. Denn ſie trauet dem Urtheil meiner Mutter in Abſicht auf Teſtamente, Familien, Verordnungen, und andere Sachen von gleicher Art, eben ſo vieles zu, als bey nahe alle zu thun pflegen.
Die Frau Larkin wohnet ungefaͤhr 4. Meilen von hier, und da meine Mutter nicht wohl auſſer Hauſe uͤbernachten kann, ſo gedenckt ſie des Mor- gens ſehr fruͤh auszufahren, um des Abends wie- der hier zu ſeyn. Der morgende Tag iſt Jhnen demnach vom Morgen bis an den Abend gewid- met, und ich werde fuͤr niemand, der ſich melden laͤßt, zu Hauſe ſeyn.
Den abgeſchmackten Cavalier ſchicke ich auch weg. Er ſoll die beyden Frauenzimmer beglei- ten, damit ich meine Mutter des Abends zu Hau- ſe empfangen koͤnne. Dergleichen Bemuͤhungen, und daß die Einbildung und Dreiſtigkeit unſers Geſchlechts bey gewiſſen Gelegenheiten und an oͤf- fentlichen Oertern vermehret werde, iſt doch der eintzige Nutzen, den man von dieſen herumſchweif- fenden Geſchoͤpfen GOttes haben kann.
Jch habe ſchon ſonſt zu verſtehen gegeben, daß ich gern meine Mutter und Herrn Hickman mit einander verheyrathet ſehen moͤchte, und hier wie- derhole ich meine Wuͤnſche. Was kann der Un- terſcheid von 15. oder 20. Jahren bedeuten? Jnſonderheit wenn der muntere Geiſt des
Frauen-
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der Clariſſa.
dingung thun, daß meine Mutter, als eine weit-
laͤuftige Anverwandtin, zu ihr kommen, und ihr
wegen des Jnnhalts ihres Teſtaments guten Rath
geben ſolle. Denn ſie trauet dem Urtheil meiner
Mutter in Abſicht auf Teſtamente, Familien,
Verordnungen, und andere Sachen von gleicher
Art, eben ſo vieles zu, als bey nahe alle zu thun
pflegen.
Die Frau Larkin wohnet ungefaͤhr 4. Meilen
von hier, und da meine Mutter nicht wohl auſſer
Hauſe uͤbernachten kann, ſo gedenckt ſie des Mor-
gens ſehr fruͤh auszufahren, um des Abends wie-
der hier zu ſeyn. Der morgende Tag iſt Jhnen
demnach vom Morgen bis an den Abend gewid-
met, und ich werde fuͤr niemand, der ſich melden
laͤßt, zu Hauſe ſeyn.
Den abgeſchmackten Cavalier ſchicke ich auch
weg. Er ſoll die beyden Frauenzimmer beglei-
ten, damit ich meine Mutter des Abends zu Hau-
ſe empfangen koͤnne. Dergleichen Bemuͤhungen,
und daß die Einbildung und Dreiſtigkeit unſers
Geſchlechts bey gewiſſen Gelegenheiten und an oͤf-
fentlichen Oertern vermehret werde, iſt doch der
eintzige Nutzen, den man von dieſen herumſchweif-
fenden Geſchoͤpfen GOttes haben kann.
Jch habe ſchon ſonſt zu verſtehen gegeben, daß
ich gern meine Mutter und Herrn Hickman mit
einander verheyrathet ſehen moͤchte, und hier wie-
derhole ich meine Wuͤnſche. Was kann der Un-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/9>, abgerufen am 23.11.2024.
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