Frauenzimmers sie auf lange Zeit jung macht; und die Manns-Person sehr sittsam ist. Jn der That, er sollte mir besser anstehn, wenn er mein Vater würde, als wenn ich ihn für einen noch nähern Freund halten müßte: über dieses beten die beyden Leute einander sehr an.
Aber erlauben Sie mir einen Vorschlag zu thun, der noch besser und den Jahren gemässer ist, und wenigstens dem Cavalier vortheilhafter wäre. Wie? wenn Sie sich mit Jhren Freunden ver- glichen, daß Sie ihre beyden Freyer ausschlagen wollten, meinem aber Erlaubniß geben zu hoffen. Jst Jhre Neigung gegen den einen von beyden nur bedingt, so glaube ich, daß dieser Vorschlag nicht zu verachten wäre. O ein glücklicher Ein- fall falls er Jhren Beyfall findet! Darf ich Herrn Hickman als den Jhrigen ansehen, so werde ich ungemein viel Ehrerbietung gegen ihn haben: mehr als noch einmal so viel, als wenn ich ihn in einem andern Verhältniß betrachte. Die Quelle ist ge- öfnet! soll ich sie nun ferner fliessen lassen? - - Wie schwer ist es doch, angebohrnen Fehlern zu widerstehen?
Hickman ist wenigstens vielmehr nach Jhrem Geschmack, als alle, die Jhnen bisher ihre Auf- wartung gemacht haben. Er ist sehr sittsam: sehr ernsthaft: und hat sonst noch sehr viel gutes. Sie selbst haben mir erzählt, daß Sie viel von ihm halten: vielleicht nur deswegen, weil meine Mutter viel von ihm hält. Er würde sich wenig- stens sehr über den Tausch freuen, oder er müßte
ein
Die Geſchichte
Frauenzimmers ſie auf lange Zeit jung macht; und die Manns-Perſon ſehr ſittſam iſt. Jn der That, er ſollte mir beſſer anſtehn, wenn er mein Vater wuͤrde, als wenn ich ihn fuͤr einen noch naͤhern Freund halten muͤßte: uͤber dieſes beten die beyden Leute einander ſehr an.
Aber erlauben Sie mir einen Vorſchlag zu thun, der noch beſſer und den Jahren gemaͤſſer iſt, und wenigſtens dem Cavalier vortheilhafter waͤre. Wie? wenn Sie ſich mit Jhren Freunden ver- glichen, daß Sie ihre beyden Freyer ausſchlagen wollten, meinem aber Erlaubniß geben zu hoffen. Jſt Jhre Neigung gegen den einen von beyden nur bedingt, ſo glaube ich, daß dieſer Vorſchlag nicht zu verachten waͤre. O ein gluͤcklicher Ein- fall falls er Jhren Beyfall findet! Darf ich Herrn Hickman als den Jhrigen anſehen, ſo werde ich ungemein viel Ehrerbietung gegen ihn haben: mehr als noch einmal ſo viel, als wenn ich ihn in einem andern Verhaͤltniß betrachte. Die Quelle iſt ge- oͤfnet! ſoll ich ſie nun ferner flieſſen laſſen? ‒ ‒ Wie ſchwer iſt es doch, angebohrnen Fehlern zu widerſtehen?
Hickman iſt wenigſtens vielmehr nach Jhrem Geſchmack, als alle, die Jhnen bisher ihre Auf- wartung gemacht haben. Er iſt ſehr ſittſam: ſehr ernſthaft: und hat ſonſt noch ſehr viel gutes. Sie ſelbſt haben mir erzaͤhlt, daß Sie viel von ihm halten: vielleicht nur deswegen, weil meine Mutter viel von ihm haͤlt. Er wuͤrde ſich wenig- ſtens ſehr uͤber den Tauſch freuen, oder er muͤßte
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Die Geſchichte
Frauenzimmers ſie auf lange Zeit jung macht;
und die Manns-Perſon ſehr ſittſam iſt. Jn der
That, er ſollte mir beſſer anſtehn, wenn er mein
Vater wuͤrde, als wenn ich ihn fuͤr einen noch
naͤhern Freund halten muͤßte: uͤber dieſes beten
die beyden Leute einander ſehr an.
Aber erlauben Sie mir einen Vorſchlag zu thun,
der noch beſſer und den Jahren gemaͤſſer iſt, und
wenigſtens dem Cavalier vortheilhafter waͤre.
Wie? wenn Sie ſich mit Jhren Freunden ver-
glichen, daß Sie ihre beyden Freyer ausſchlagen
wollten, meinem aber Erlaubniß geben zu hoffen.
Jſt Jhre Neigung gegen den einen von beyden
nur bedingt, ſo glaube ich, daß dieſer Vorſchlag
nicht zu verachten waͤre. O ein gluͤcklicher Ein-
fall falls er Jhren Beyfall findet! Darf ich Herrn
Hickman als den Jhrigen anſehen, ſo werde ich
ungemein viel Ehrerbietung gegen ihn haben: mehr
als noch einmal ſo viel, als wenn ich ihn in einem
andern Verhaͤltniß betrachte. Die Quelle iſt ge-
oͤfnet! ſoll ich ſie nun ferner flieſſen laſſen? ‒ ‒
Wie ſchwer iſt es doch, angebohrnen Fehlern zu
widerſtehen?
Hickman iſt wenigſtens vielmehr nach Jhrem
Geſchmack, als alle, die Jhnen bisher ihre Auf-
wartung gemacht haben. Er iſt ſehr ſittſam:
ſehr ernſthaft: und hat ſonſt noch ſehr viel gutes.
Sie ſelbſt haben mir erzaͤhlt, daß Sie viel von
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 2. Göttingen, 1748, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa02_1748/10>, abgerufen am 21.11.2024.
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