Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite




Jch glaube! ich glaube - - Ha! Ha! Ha! Ha!
ich glaube, Kerl, meine Hunde halten mich für
unsinnig. Eben war einer von ihnen da, kuckte
herein, als wenn er sehen wollte, was mir fehlte,
oder mit wem ich lachte. Der Teuffels-Kerl
kriegte das Lachen auch, als er wegging. Ha!
Ha! Ha! Ein unverschämter Hund! O Bruder,
wenn du wüßtest, was ich mir jetzt einbilde, und
wenn du nur mit mir lachtest; so wollte ich das
Lachen noch eine Stunde fortsetzen.

Allein unvergleichliche Schöne, murre nicht
über die Künste, durch welche (wie du argwohnest)
deine unnütze Wachsamkeit zu nichte gemacht ist.
Hüte dich, daß du mich nicht zu neuen Künsten
zwingest, die würdiger sind gegen dich gebraucht
zu werden. Wenn dein Beherrscher deinen Fall
einmahl beschlossen hat, so sollst du sehr fallen.
Du sollst Ursache haben, wenn das geschiehet, was
geschehen möchte, (denn warum hast du unsere
Verbindung so weit hinausgesetzt, bis du erst von
meiner Besserung überzeuget seyn könntest?) du
sollst Ursache haben, mehr über dein Unglück als
über dich selbst misvergnügt zu seyn. Wenn es
auch auf das schlimmste kommt, so will ich dir
solche Bedingungen machen, davon du Ehre hast.
Jch will deiner Guarnison verstatten, daß sie mit
allen Ehren-Zeichen die eine tapfre Gegenwehr
verdienet, ausziehe; die Klugheit soll als Ge-
neral voran, und die Wachsamkeit als Gouver-
neur hintennach zum Thore hinaus gehen. Alle

von




Jch glaube! ich glaube ‒ ‒ Ha! Ha! Ha! Ha!
ich glaube, Kerl, meine Hunde halten mich fuͤr
unſinnig. Eben war einer von ihnen da, kuckte
herein, als wenn er ſehen wollte, was mir fehlte,
oder mit wem ich lachte. Der Teuffels-Kerl
kriegte das Lachen auch, als er wegging. Ha!
Ha! Ha! Ein unverſchaͤmter Hund! O Bruder,
wenn du wuͤßteſt, was ich mir jetzt einbilde, und
wenn du nur mit mir lachteſt; ſo wollte ich das
Lachen noch eine Stunde fortſetzen.

Allein unvergleichliche Schoͤne, murre nicht
uͤber die Kuͤnſte, durch welche (wie du argwohneſt)
deine unnuͤtze Wachſamkeit zu nichte gemacht iſt.
Huͤte dich, daß du mich nicht zu neuen Kuͤnſten
zwingeſt, die wuͤrdiger ſind gegen dich gebraucht
zu werden. Wenn dein Beherrſcher deinen Fall
einmahl beſchloſſen hat, ſo ſollſt du ſehr fallen.
Du ſollſt Urſache haben, wenn das geſchiehet, was
geſchehen moͤchte, (denn warum haſt du unſere
Verbindung ſo weit hinausgeſetzt, bis du erſt von
meiner Beſſerung uͤberzeuget ſeyn koͤnnteſt?) du
ſollſt Urſache haben, mehr uͤber dein Ungluͤck als
uͤber dich ſelbſt misvergnuͤgt zu ſeyn. Wenn es
auch auf das ſchlimmſte kommt, ſo will ich dir
ſolche Bedingungen machen, davon du Ehre haſt.
Jch will deiner Guarniſon verſtatten, daß ſie mit
allen Ehren-Zeichen die eine tapfre Gegenwehr
verdienet, ausziehe; die Klugheit ſoll als Ge-
neral voran, und die Wachſamkeit als Gouver-
neur hintennach zum Thore hinaus gehen. Alle

von
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0102" n="88"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Jch glaube! ich glaube &#x2012; &#x2012; Ha! Ha! Ha! Ha!<lb/>
ich glaube, Kerl, meine Hunde halten mich fu&#x0364;r<lb/>
un&#x017F;innig. Eben war einer von ihnen da, kuckte<lb/>
herein, als wenn er &#x017F;ehen wollte, was mir fehlte,<lb/>
oder mit wem ich lachte. Der Teuffels-Kerl<lb/>
kriegte das Lachen auch, als er wegging. Ha!<lb/>
Ha! Ha! Ein unver&#x017F;cha&#x0364;mter Hund! O Bruder,<lb/>
wenn du wu&#x0364;ßte&#x017F;t, was ich mir jetzt einbilde, und<lb/>
wenn du nur mit mir lachte&#x017F;t; &#x017F;o wollte ich das<lb/>
Lachen noch eine Stunde fort&#x017F;etzen.</p><lb/>
          <p>Allein unvergleichliche Scho&#x0364;ne, murre nicht<lb/>
u&#x0364;ber die Ku&#x0364;n&#x017F;te, durch welche (wie du argwohne&#x017F;t)<lb/>
deine unnu&#x0364;tze Wach&#x017F;amkeit zu nichte gemacht i&#x017F;t.<lb/>
Hu&#x0364;te dich, daß du mich nicht zu neuen Ku&#x0364;n&#x017F;ten<lb/>
zwinge&#x017F;t, die wu&#x0364;rdiger &#x017F;ind gegen dich gebraucht<lb/>
zu werden. Wenn dein Beherr&#x017F;cher deinen Fall<lb/>
einmahl be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en hat, &#x017F;o &#x017F;oll&#x017F;t du &#x017F;ehr fallen.<lb/>
Du &#x017F;oll&#x017F;t Ur&#x017F;ache haben, wenn das ge&#x017F;chiehet, was<lb/>
ge&#x017F;chehen mo&#x0364;chte, (denn warum ha&#x017F;t du un&#x017F;ere<lb/>
Verbindung &#x017F;o weit hinausge&#x017F;etzt, bis du er&#x017F;t von<lb/>
meiner Be&#x017F;&#x017F;erung u&#x0364;berzeuget &#x017F;eyn ko&#x0364;nnte&#x017F;t?) du<lb/>
&#x017F;oll&#x017F;t Ur&#x017F;ache haben, mehr u&#x0364;ber dein Unglu&#x0364;ck als<lb/>
u&#x0364;ber dich &#x017F;elb&#x017F;t misvergnu&#x0364;gt zu &#x017F;eyn. Wenn es<lb/>
auch auf das &#x017F;chlimm&#x017F;te kommt, &#x017F;o will ich dir<lb/>
&#x017F;olche Bedingungen machen, davon du Ehre ha&#x017F;t.<lb/>
Jch will deiner Guarni&#x017F;on ver&#x017F;tatten, daß &#x017F;ie mit<lb/>
allen Ehren-Zeichen die eine tapfre Gegenwehr<lb/>
verdienet, ausziehe; die <hi rendition="#fr">Klugheit</hi> &#x017F;oll als Ge-<lb/>
neral voran, und die <hi rendition="#fr">Wach&#x017F;amkeit</hi> als Gouver-<lb/>
neur hintennach zum Thore hinaus gehen. Alle<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">von</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[88/0102] Jch glaube! ich glaube ‒ ‒ Ha! Ha! Ha! Ha! ich glaube, Kerl, meine Hunde halten mich fuͤr unſinnig. Eben war einer von ihnen da, kuckte herein, als wenn er ſehen wollte, was mir fehlte, oder mit wem ich lachte. Der Teuffels-Kerl kriegte das Lachen auch, als er wegging. Ha! Ha! Ha! Ein unverſchaͤmter Hund! O Bruder, wenn du wuͤßteſt, was ich mir jetzt einbilde, und wenn du nur mit mir lachteſt; ſo wollte ich das Lachen noch eine Stunde fortſetzen. Allein unvergleichliche Schoͤne, murre nicht uͤber die Kuͤnſte, durch welche (wie du argwohneſt) deine unnuͤtze Wachſamkeit zu nichte gemacht iſt. Huͤte dich, daß du mich nicht zu neuen Kuͤnſten zwingeſt, die wuͤrdiger ſind gegen dich gebraucht zu werden. Wenn dein Beherrſcher deinen Fall einmahl beſchloſſen hat, ſo ſollſt du ſehr fallen. Du ſollſt Urſache haben, wenn das geſchiehet, was geſchehen moͤchte, (denn warum haſt du unſere Verbindung ſo weit hinausgeſetzt, bis du erſt von meiner Beſſerung uͤberzeuget ſeyn koͤnnteſt?) du ſollſt Urſache haben, mehr uͤber dein Ungluͤck als uͤber dich ſelbſt misvergnuͤgt zu ſeyn. Wenn es auch auf das ſchlimmſte kommt, ſo will ich dir ſolche Bedingungen machen, davon du Ehre haſt. Jch will deiner Guarniſon verſtatten, daß ſie mit allen Ehren-Zeichen die eine tapfre Gegenwehr verdienet, ausziehe; die Klugheit ſoll als Ge- neral voran, und die Wachſamkeit als Gouver- neur hintennach zum Thore hinaus gehen. Alle von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/102
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/102>, abgerufen am 18.05.2024.