Der erste Brief von Fräulein Clarissa Harlowe an Fräulein Howe.
Dienstag Nachts.
Jch bin Jhnen den verbindlichsten Danck schuldig, daß Sie sich so weit herablas- sen, und sich um ein Mädchen beküm- mern, das Jhnen ein so großes Aergerniß gege- ben hat.
Jch bin hierüber fast eben so sehr gebeuget, als über mein Vergehen selbst.
Melden Sie mir, was Jhre Frau Mutter ge- sagt hat: und dennoch fürchte ich mich, es zu er- fahren, ob ich Sie gleich darum bitte.
Jch wünsche und fürchte zu wissen, was die Fräuleins gesagt haben, mit denen umzugehen ich das Glück hatte: ein Glück, das nun vielleicht auf ewig verschertzt ist.
Sie werden zwar nichts härteres von mir sagen können, als was ich selbst von mir sage. Eine jede Zeile meiner Erzählung soll eine offenhertzige
Ankla-
Dritter Theil. A
Clariſſa der dritte Theil.
Der erſte Brief von Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein Howe.
Dienſtag Nachts.
Jch bin Jhnen den verbindlichſten Danck ſchuldig, daß Sie ſich ſo weit herablaſ- ſen, und ſich um ein Maͤdchen bekuͤm- mern, das Jhnen ein ſo großes Aergerniß gege- ben hat.
Jch bin hieruͤber faſt eben ſo ſehr gebeuget, als uͤber mein Vergehen ſelbſt.
Melden Sie mir, was Jhre Frau Mutter ge- ſagt hat: und dennoch fuͤrchte ich mich, es zu er- fahren, ob ich Sie gleich darum bitte.
Jch wuͤnſche und fuͤrchte zu wiſſen, was die Fraͤuleins geſagt haben, mit denen umzugehen ich das Gluͤck hatte: ein Gluͤck, das nun vielleicht auf ewig verſchertzt iſt.
Sie werden zwar nichts haͤrteres von mir ſagen koͤnnen, als was ich ſelbſt von mir ſage. Eine jede Zeile meiner Erzaͤhlung ſoll eine offenhertzige
Ankla-
Dritter Theil. A
<TEI><text><body><pbfacs="#f0015"n="[1]"/><divn="1"><head><hirendition="#b"><hirendition="#g">Clariſſa</hi><lb/>
der dritte Theil.</hi></head><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head><hirendition="#fr">Der erſte Brief</hi><lb/>
von<lb/><hirendition="#fr">Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein<lb/>
Howe.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#et">Dienſtag Nachts.</hi></dateline><lb/><p><hirendition="#in">J</hi>ch bin Jhnen den verbindlichſten Danck<lb/>ſchuldig, daß Sie ſich ſo weit herablaſ-<lb/>ſen, und ſich um ein Maͤdchen bekuͤm-<lb/>
mern, das Jhnen ein ſo großes Aergerniß gege-<lb/>
ben hat.</p><lb/><p>Jch bin hieruͤber faſt eben ſo ſehr gebeuget, als<lb/>
uͤber mein Vergehen ſelbſt.</p><lb/><p>Melden Sie mir, was Jhre Frau Mutter ge-<lb/>ſagt hat: und dennoch fuͤrchte ich mich, es zu er-<lb/>
fahren, ob ich Sie gleich darum bitte.</p><lb/><p>Jch wuͤnſche und fuͤrchte zu wiſſen, was die<lb/>
Fraͤuleins geſagt haben, mit denen umzugehen ich<lb/>
das Gluͤck hatte: ein Gluͤck, das nun vielleicht auf<lb/>
ewig verſchertzt iſt.</p><lb/><p>Sie werden zwar nichts haͤrteres von mir ſagen<lb/>
koͤnnen, als was ich ſelbſt von mir ſage. Eine<lb/>
jede Zeile meiner Erzaͤhlung ſoll eine offenhertzige<lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#fr">Dritter Theil.</hi> A</fw><fwplace="bottom"type="catch">Ankla-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[[1]/0015]
Clariſſa
der dritte Theil.
Der erſte Brief
von
Fraͤulein Clariſſa Harlowe an Fraͤulein
Howe.
Dienſtag Nachts.
Jch bin Jhnen den verbindlichſten Danck
ſchuldig, daß Sie ſich ſo weit herablaſ-
ſen, und ſich um ein Maͤdchen bekuͤm-
mern, das Jhnen ein ſo großes Aergerniß gege-
ben hat.
Jch bin hieruͤber faſt eben ſo ſehr gebeuget, als
uͤber mein Vergehen ſelbſt.
Melden Sie mir, was Jhre Frau Mutter ge-
ſagt hat: und dennoch fuͤrchte ich mich, es zu er-
fahren, ob ich Sie gleich darum bitte.
Jch wuͤnſche und fuͤrchte zu wiſſen, was die
Fraͤuleins geſagt haben, mit denen umzugehen ich
das Gluͤck hatte: ein Gluͤck, das nun vielleicht auf
ewig verſchertzt iſt.
Sie werden zwar nichts haͤrteres von mir ſagen
koͤnnen, als was ich ſelbſt von mir ſage. Eine
jede Zeile meiner Erzaͤhlung ſoll eine offenhertzige
Ankla-
Dritter Theil. A
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/15>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.