Sie Jhre Kleider bekommen, so wird es Jhnen jetzt an nichts so sehr als an Gelde mangeln können. Jch übersende Jhnen deswegen Norris Miscella- nies durch den Boten, und ich habe funfzig Gui- neas zwischen die Blätter in Papier eingewickelt ge- legt. Wenn Sie mich lieb haben, so schicken Sie mir sie nicht zurücke. Es stehet Jhnen noch mehr zu Dien- sten. Wenn Sie in London Ursache haben, über ihn oder über das Haus misvergnügt zu seyn, so geben Sie beyden ohne Bedencken den Abschied.
Jch rathe Jhnen, den ersten Tag den besten an den Obristen Morden zu schreiben. Wenn er vorhat, nach England zu reisen, so wird Jhr Brief seine Reise beschleunigen, und so lange können Sie sich halten. Doch Lovelace muß bezaubert seyn, wenn er sich nicht durch Jhr Ja glücklich zu ma- chen suchet, ehe er noch nöthig hat, den Obristen um seine Genehmhaltung anzusprechen.
Fassen Sie einen Muth. Jhre glücklichere Stun- de eilet mit starcken Schritten: das sehen Sie selbst aus der Heftigkeit der Jhrigen. Stellen Sie sich in meine, und mich in Jhre Stelle, (und das kön- nen Sie desto füglicher thun, weil ich Jhren Kum- mer vollkommen empfinde) und richten Sie sich mit dem Trost auf, den Sie mir in solchem Fall geben würden. Bisher sind doch nur bloße Wor- te, obgleich abscheuliche und fürchterliche Worte, die Strafen der Jhrigen gewesen: und die Güte Gottes wird auch nichts als Worte daraus werden lassen. Können Sie glauben, daß der Höchste unter die gottlosen Wünsche seiner boshaften Ge-
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Sie Jhre Kleider bekommen, ſo wird es Jhnen jetzt an nichts ſo ſehr als an Gelde mangeln koͤnnen. Jch uͤberſende Jhnen deswegen Norris Miſcella- nies durch den Boten, und ich habe funfzig Gui- neas zwiſchen die Blaͤtter in Papier eingewickelt ge- legt. Wenn Sie mich lieb haben, ſo ſchicken Sie mir ſie nicht zuruͤcke. Es ſtehet Jhnen noch mehr zu Dien- ſten. Wenn Sie in London Urſache haben, uͤber ihn oder uͤber das Haus misvergnuͤgt zu ſeyn, ſo geben Sie beyden ohne Bedencken den Abſchied.
Jch rathe Jhnen, den erſten Tag den beſten an den Obriſten Morden zu ſchreiben. Wenn er vorhat, nach England zu reiſen, ſo wird Jhr Brief ſeine Reiſe beſchleunigen, und ſo lange koͤnnen Sie ſich halten. Doch Lovelace muß bezaubert ſeyn, wenn er ſich nicht durch Jhr Ja gluͤcklich zu ma- chen ſuchet, ehe er noch noͤthig hat, den Obriſten um ſeine Genehmhaltung anzuſprechen.
Faſſen Sie einen Muth. Jhre gluͤcklichere Stun- de eilet mit ſtarcken Schritten: das ſehen Sie ſelbſt aus der Heftigkeit der Jhrigen. Stellen Sie ſich in meine, und mich in Jhre Stelle, (und das koͤn- nen Sie deſto fuͤglicher thun, weil ich Jhren Kum- mer vollkommen empfinde) und richten Sie ſich mit dem Troſt auf, den Sie mir in ſolchem Fall geben wuͤrden. Bisher ſind doch nur bloße Wor- te, obgleich abſcheuliche und fuͤrchterliche Worte, die Strafen der Jhrigen geweſen: und die Guͤte Gottes wird auch nichts als Worte daraus werden laſſen. Koͤnnen Sie glauben, daß der Hoͤchſte unter die gottloſen Wuͤnſche ſeiner boshaften Ge-
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Sie Jhre Kleider bekommen, ſo wird es Jhnen
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Jch uͤberſende Jhnen deswegen Norris Miſcella-
nies durch den Boten, und ich habe funfzig Gui-
neas zwiſchen die Blaͤtter in Papier eingewickelt ge-
legt. Wenn Sie mich lieb haben, ſo ſchicken Sie mir
ſie nicht zuruͤcke. Es ſtehet Jhnen noch mehr zu Dien-
ſten. Wenn Sie in London Urſache haben, uͤber
ihn oder uͤber das Haus misvergnuͤgt zu ſeyn, ſo
geben Sie beyden ohne Bedencken den Abſchied.
Jch rathe Jhnen, den erſten Tag den beſten
an den Obriſten Morden zu ſchreiben. Wenn er
vorhat, nach England zu reiſen, ſo wird Jhr Brief
ſeine Reiſe beſchleunigen, und ſo lange koͤnnen Sie
ſich halten. Doch Lovelace muß bezaubert ſeyn,
wenn er ſich nicht durch Jhr Ja gluͤcklich zu ma-
chen ſuchet, ehe er noch noͤthig hat, den Obriſten
um ſeine Genehmhaltung anzuſprechen.
Faſſen Sie einen Muth. Jhre gluͤcklichere Stun-
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in meine, und mich in Jhre Stelle, (und das koͤn-
nen Sie deſto fuͤglicher thun, weil ich Jhren Kum-
mer vollkommen empfinde) und richten Sie ſich
mit dem Troſt auf, den Sie mir in ſolchem Fall
geben wuͤrden. Bisher ſind doch nur bloße Wor-
te, obgleich abſcheuliche und fuͤrchterliche Worte,
die Strafen der Jhrigen geweſen: und die Guͤte
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/423>, abgerufen am 22.12.2024.
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