gleichliche Kind völlig in meine Gewalt zu bekom- men hoffte: alle Umstände waren mir günstig, ihr Bruder und ihr Onckle waren nur meine Tagelöh- ner, die an meinen Minen graben mußten; ihr Vater stürmete so wie ich den Sturm lenckte; die Frau Howe war meine Marionette, ihre Tochter arbeitete für mich, und bildete sich dabey ein, daß sie meine stärckste Widersacherin wäre: das liebe Kind hatte bereits selbst seinen widerspenstigen Hals in meine Schlingen gesteckt, und wußte noch nicht, daß es gefangen wäre, weil ich die Schläuffe noch nicht zugezogen hatte. Kannst du glauben, daß ich ihr Freund und mein Feind werde, da eben mei- ne Arbeit zur Vollendung eilet? daß ich alle meine Anschläge, in die ich verliebt war, auf einmahl fah- ren lasse? daß ich die Fräulein auf das ernstlichste bitte, mich vor unserer Reise nach London zu hey- rathen, und zwar das mit dem Endzweck, mir die Fortsetzung meiner vorigen Anschläge völlig ohn- möglich zu machen.
Du wirst dencken, daß mein schwartzer Engel seinen Spaß mit mir haben will: daß der Teufel mich verheyrathet sehen will, um seines Raubes mehr versichert zu seyn. Vielleicht denckt er, daß mich GOtt um einfacher Sünden willen ihn nicht schencken werde, weil ich ihrer schon so gewohnt bin, daß ich sie nicht lassen kann: er will mich aber her- nach zu zwiefachen Sünden reitzen, wenn ich erst das Gelübde der heiligen Ehe gethan habe.
Du wirst dich noch mehr verwundern, wenn ich dir melde, daß eine Verschwörung zwischen den
schwar-
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gleichliche Kind voͤllig in meine Gewalt zu bekom- men hoffte: alle Umſtaͤnde waren mir guͤnſtig, ihr Bruder und ihr Onckle waren nur meine Tageloͤh- ner, die an meinen Minen graben mußten; ihr Vater ſtuͤrmete ſo wie ich den Sturm lenckte; die Frau Howe war meine Marionette, ihre Tochter arbeitete fuͤr mich, und bildete ſich dabey ein, daß ſie meine ſtaͤrckſte Widerſacherin waͤre: das liebe Kind hatte bereits ſelbſt ſeinen widerſpenſtigen Hals in meine Schlingen geſteckt, und wußte noch nicht, daß es gefangen waͤre, weil ich die Schlaͤuffe noch nicht zugezogen hatte. Kannſt du glauben, daß ich ihr Freund und mein Feind werde, da eben mei- ne Arbeit zur Vollendung eilet? daß ich alle meine Anſchlaͤge, in die ich verliebt war, auf einmahl fah- ren laſſe? daß ich die Fraͤulein auf das ernſtlichſte bitte, mich vor unſerer Reiſe nach London zu hey- rathen, und zwar das mit dem Endzweck, mir die Fortſetzung meiner vorigen Anſchlaͤge voͤllig ohn- moͤglich zu machen.
Du wirſt dencken, daß mein ſchwartzer Engel ſeinen Spaß mit mir haben will: daß der Teufel mich verheyrathet ſehen will, um ſeines Raubes mehr verſichert zu ſeyn. Vielleicht denckt er, daß mich GOtt um einfacher Suͤnden willen ihn nicht ſchencken werde, weil ich ihrer ſchon ſo gewohnt bin, daß ich ſie nicht laſſen kann: er will mich aber her- nach zu zwiefachen Suͤnden reitzen, wenn ich erſt das Geluͤbde der heiligen Ehe gethan habe.
Du wirſt dich noch mehr verwundern, wenn ich dir melde, daß eine Verſchwoͤrung zwiſchen den
ſchwar-
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gleichliche Kind voͤllig in meine Gewalt zu bekom-
men hoffte: alle Umſtaͤnde waren mir guͤnſtig, ihr
Bruder und ihr Onckle waren nur meine Tageloͤh-
ner, die an meinen Minen graben mußten; ihr
Vater ſtuͤrmete ſo wie ich den Sturm lenckte; die
Frau Howe war meine Marionette, ihre Tochter
arbeitete fuͤr mich, und bildete ſich dabey ein, daß
ſie meine ſtaͤrckſte Widerſacherin waͤre: das liebe
Kind hatte bereits ſelbſt ſeinen widerſpenſtigen Hals
in meine Schlingen geſteckt, und wußte noch nicht,
daß es gefangen waͤre, weil ich die Schlaͤuffe noch
nicht zugezogen hatte. Kannſt du glauben, daß
ich ihr Freund und mein Feind werde, da eben mei-
ne Arbeit zur Vollendung eilet? daß ich alle meine
Anſchlaͤge, in die ich verliebt war, auf einmahl fah-
ren laſſe? daß ich die Fraͤulein auf das ernſtlichſte
bitte, mich vor unſerer Reiſe nach London zu hey-
rathen, und zwar das mit dem Endzweck, mir die
Fortſetzung meiner vorigen Anſchlaͤge voͤllig ohn-
moͤglich zu machen.
Du wirſt dencken, daß mein ſchwartzer Engel
ſeinen Spaß mit mir haben will: daß der Teufel
mich verheyrathet ſehen will, um ſeines Raubes
mehr verſichert zu ſeyn. Vielleicht denckt er, daß
mich GOtt um einfacher Suͤnden willen ihn nicht
ſchencken werde, weil ich ihrer ſchon ſo gewohnt bin,
daß ich ſie nicht laſſen kann: er will mich aber her-
nach zu zwiefachen Suͤnden reitzen, wenn ich erſt das
Geluͤbde der heiligen Ehe gethan habe.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 425. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/439>, abgerufen am 26.06.2024.
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