Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749.

Bild:
<< vorherige Seite



zu befehlen haben. Bestimmen sie selbst einen nicht
allzu entfernten Tag zu meinem Glücke, es sey vor
oder nach Beziehung des neuen Hauses: alsdenn
wird alles besser gehen. Jn ihrem eigenen Hause
sollen sie, so bald es meubliret ist, die Glückwün-
schungen aller meiner Anverwandten annehmen.
Die Fräulein Charlotte soll ihnen darin aufwarten,
und ihnen bis dahin Gesellschaft zu leisten suchen:
sollte aber die Meublirung allzu viel Zeit erfodern,
so wählen sie sich auf einen Monath in diesem Som-
mer selbst eine Gesellschaft, zu der sie reisen können;
unterdessen soll alles im Hause in Ordnung kommen,
und sie werden bey ihrer Zurückkunft eine Abwechse-
lung von Vergnügungen vor sich finden. O mein
Engel nehmen sie mich an, und machen sie mich auf
ewig zu dem Jhrigen, anstatt dessen, daß sie mich
bisher von sich verwiesen haben.

Alle diese Bitten, wie Sie selbst sehen, giengen
auf keinen bestimmten Tag. Es war mir dieses
nicht ungelegen, und ich konnte mich desto eher fas-
sen: indessen gab ich ihm keine Gelegenheit mir vor-
zurücken, als hätte ich ihm verboten, sich nach ei-
nem andern Hause umzusehen. Er ist in dieser Ab-
sicht ausgegangen: allein ich mercke schon, daß er
diese Nacht wider nach Hause kommen will. Wenn
es diese Nacht geschiehet, so wird es alle Nächte ge-
schehen. Die Thüren und Fenster in meiner Stube
sind wohl verwahrt; er hat mir bisher noch keine Ur-
sachen gegeben, mich für ihm zu fürchten; meines
Bruders Anschläge dienen ihm zu einem sehr schein-
baren Vorwand; ich geniesse viel Höflichkeit von

den



zu befehlen haben. Beſtimmen ſie ſelbſt einen nicht
allzu entfernten Tag zu meinem Gluͤcke, es ſey vor
oder nach Beziehung des neuen Hauſes: alsdenn
wird alles beſſer gehen. Jn ihrem eigenen Hauſe
ſollen ſie, ſo bald es meubliret iſt, die Gluͤckwuͤn-
ſchungen aller meiner Anverwandten annehmen.
Die Fraͤulein Charlotte ſoll ihnen darin aufwarten,
und ihnen bis dahin Geſellſchaft zu leiſten ſuchen:
ſollte aber die Meublirung allzu viel Zeit erfodern,
ſo waͤhlen ſie ſich auf einen Monath in dieſem Som-
mer ſelbſt eine Geſellſchaft, zu der ſie reiſen koͤnnen;
unterdeſſen ſoll alles im Hauſe in Ordnung kommen,
und ſie werden bey ihrer Zuruͤckkunft eine Abwechſe-
lung von Vergnuͤgungen vor ſich finden. O mein
Engel nehmen ſie mich an, und machen ſie mich auf
ewig zu dem Jhrigen, anſtatt deſſen, daß ſie mich
bisher von ſich verwieſen haben.

Alle dieſe Bitten, wie Sie ſelbſt ſehen, giengen
auf keinen beſtimmten Tag. Es war mir dieſes
nicht ungelegen, und ich konnte mich deſto eher faſ-
ſen: indeſſen gab ich ihm keine Gelegenheit mir vor-
zuruͤcken, als haͤtte ich ihm verboten, ſich nach ei-
nem andern Hauſe umzuſehen. Er iſt in dieſer Ab-
ſicht ausgegangen: allein ich mercke ſchon, daß er
dieſe Nacht wider nach Hauſe kommen will. Wenn
es dieſe Nacht geſchiehet, ſo wird es alle Naͤchte ge-
ſchehen. Die Thuͤren und Fenſter in meiner Stube
ſind wohl verwahrt; er hat mir bisher noch keine Ur-
ſachen gegeben, mich fuͤr ihm zu fuͤrchten; meines
Bruders Anſchlaͤge dienen ihm zu einem ſehr ſchein-
baren Vorwand; ich genieſſe viel Hoͤflichkeit von

den
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0491" n="477"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
zu befehlen haben. Be&#x017F;timmen &#x017F;ie &#x017F;elb&#x017F;t einen nicht<lb/>
allzu entfernten Tag zu meinem Glu&#x0364;cke, es &#x017F;ey vor<lb/>
oder nach Beziehung des neuen Hau&#x017F;es: alsdenn<lb/>
wird alles be&#x017F;&#x017F;er gehen. Jn ihrem eigenen Hau&#x017F;e<lb/>
&#x017F;ollen &#x017F;ie, &#x017F;o bald es meubliret i&#x017F;t, die Glu&#x0364;ckwu&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;chungen aller meiner Anverwandten annehmen.<lb/>
Die Fra&#x0364;ulein <hi rendition="#fr">Charlotte</hi> &#x017F;oll ihnen darin aufwarten,<lb/>
und ihnen bis dahin Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft zu lei&#x017F;ten &#x017F;uchen:<lb/>
&#x017F;ollte aber die Meublirung allzu viel Zeit erfodern,<lb/>
&#x017F;o wa&#x0364;hlen &#x017F;ie &#x017F;ich auf einen Monath in die&#x017F;em Som-<lb/>
mer &#x017F;elb&#x017F;t eine Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft, zu der &#x017F;ie rei&#x017F;en ko&#x0364;nnen;<lb/>
unterde&#x017F;&#x017F;en &#x017F;oll alles im Hau&#x017F;e in Ordnung kommen,<lb/>
und &#x017F;ie werden bey ihrer Zuru&#x0364;ckkunft eine Abwech&#x017F;e-<lb/>
lung von Vergnu&#x0364;gungen vor &#x017F;ich finden. O mein<lb/>
Engel nehmen &#x017F;ie mich an, und machen &#x017F;ie mich auf<lb/>
ewig zu dem Jhrigen, an&#x017F;tatt de&#x017F;&#x017F;en, daß &#x017F;ie mich<lb/>
bisher von &#x017F;ich verwie&#x017F;en haben.</p><lb/>
          <p>Alle die&#x017F;e Bitten, wie Sie &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;ehen, giengen<lb/>
auf keinen be&#x017F;timmten Tag. Es war mir die&#x017F;es<lb/>
nicht ungelegen, und ich konnte mich de&#x017F;to eher fa&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en: inde&#x017F;&#x017F;en gab ich ihm keine Gelegenheit mir vor-<lb/>
zuru&#x0364;cken, als ha&#x0364;tte ich ihm verboten, &#x017F;ich nach ei-<lb/>
nem andern Hau&#x017F;e umzu&#x017F;ehen. Er i&#x017F;t in die&#x017F;er Ab-<lb/>
&#x017F;icht ausgegangen: allein ich mercke &#x017F;chon, daß er<lb/>
die&#x017F;e Nacht wider nach Hau&#x017F;e kommen will. Wenn<lb/>
es die&#x017F;e Nacht ge&#x017F;chiehet, &#x017F;o wird es alle Na&#x0364;chte ge-<lb/>
&#x017F;chehen. Die Thu&#x0364;ren und Fen&#x017F;ter in meiner Stube<lb/>
&#x017F;ind wohl verwahrt; er hat mir bisher noch keine Ur-<lb/>
&#x017F;achen gegeben, mich fu&#x0364;r ihm zu fu&#x0364;rchten; meines<lb/>
Bruders An&#x017F;chla&#x0364;ge dienen ihm zu einem &#x017F;ehr &#x017F;chein-<lb/>
baren Vorwand; ich genie&#x017F;&#x017F;e viel Ho&#x0364;flichkeit von<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">den</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[477/0491] zu befehlen haben. Beſtimmen ſie ſelbſt einen nicht allzu entfernten Tag zu meinem Gluͤcke, es ſey vor oder nach Beziehung des neuen Hauſes: alsdenn wird alles beſſer gehen. Jn ihrem eigenen Hauſe ſollen ſie, ſo bald es meubliret iſt, die Gluͤckwuͤn- ſchungen aller meiner Anverwandten annehmen. Die Fraͤulein Charlotte ſoll ihnen darin aufwarten, und ihnen bis dahin Geſellſchaft zu leiſten ſuchen: ſollte aber die Meublirung allzu viel Zeit erfodern, ſo waͤhlen ſie ſich auf einen Monath in dieſem Som- mer ſelbſt eine Geſellſchaft, zu der ſie reiſen koͤnnen; unterdeſſen ſoll alles im Hauſe in Ordnung kommen, und ſie werden bey ihrer Zuruͤckkunft eine Abwechſe- lung von Vergnuͤgungen vor ſich finden. O mein Engel nehmen ſie mich an, und machen ſie mich auf ewig zu dem Jhrigen, anſtatt deſſen, daß ſie mich bisher von ſich verwieſen haben. Alle dieſe Bitten, wie Sie ſelbſt ſehen, giengen auf keinen beſtimmten Tag. Es war mir dieſes nicht ungelegen, und ich konnte mich deſto eher faſ- ſen: indeſſen gab ich ihm keine Gelegenheit mir vor- zuruͤcken, als haͤtte ich ihm verboten, ſich nach ei- nem andern Hauſe umzuſehen. Er iſt in dieſer Ab- ſicht ausgegangen: allein ich mercke ſchon, daß er dieſe Nacht wider nach Hauſe kommen will. Wenn es dieſe Nacht geſchiehet, ſo wird es alle Naͤchte ge- ſchehen. Die Thuͤren und Fenſter in meiner Stube ſind wohl verwahrt; er hat mir bisher noch keine Ur- ſachen gegeben, mich fuͤr ihm zu fuͤrchten; meines Bruders Anſchlaͤge dienen ihm zu einem ſehr ſchein- baren Vorwand; ich genieſſe viel Hoͤflichkeit von den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/491
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 477. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/491>, abgerufen am 16.06.2024.