Oder soll ich mit Rowe sanfter singen? Der keuschen Blüte Bild, die uns der Frühling bringt, Die, da der Morgen tagt, und unter Thau ge- bohren, Noch keinen reinen Hauch, der zärtlich in sie dringt Dem Gärtner mitgetheilt, noch durch den Tag verlohren. So rein, so lebhaft ist mein unverletztes Kind: Gleich der Natur, als sie aus ihres Schöpfers Händen Die erste Schönheit nahm. Lebt wohl, ihr vier Burschen. Auf den Mon- tag Abends um sechs Uhr erwarte ich euch.
Die Fräulein rühmt in ihrem nächsten Briefe vom Montag früh sein Betragen in der Kirche, und die Anmerckungen, die er über die Predigt gemacht hatte. Sie ist bes- ser als vorhin mit den Leuten in dem Hause zu frieden und es scheint ihr ein gutes Zei- chen zu seyn, daß sie von Leuten von Stan- de besucht werden
Sie macht einen neuen Absatz einige Stun- den nach Schreibung des ersteren, und ist mißvergnügt, daß er die Jungfer Parting- ton zu ihr gebracht hat; und daß er sie genö- thiget hat, ihm zu versprechen, auf seinen Schmauß zu kommen: weil sie zum voraus sähe, daß es ein verdorbener Abend seyn würde.
Der
Oder ſoll ich mit Rowe ſanfter ſingen? Der keuſchen Bluͤte Bild, die uns der Fruͤhling bringt, Die, da der Morgen tagt, und unter Thau ge- bohren, Noch keinen reinen Hauch, der zaͤrtlich in ſie dringt Dem Gaͤrtner mitgetheilt, noch durch den Tag verlohren. So rein, ſo lebhaft iſt mein unverletztes Kind: Gleich der Natur, als ſie aus ihres Schoͤpfers Haͤnden Die erſte Schoͤnheit nahm. Lebt wohl, ihr vier Burſchen. Auf den Mon- tag Abends um ſechs Uhr erwarte ich euch.
Die Fraͤulein ruͤhmt in ihrem naͤchſten Briefe vom Montag fruͤh ſein Betragen in der Kirche, und die Anmerckungen, die er uͤber die Predigt gemacht hatte. Sie iſt beſ- ſer als vorhin mit den Leuten in dem Hauſe zu frieden und es ſcheint ihr ein gutes Zei- chen zu ſeyn, daß ſie von Leuten von Stan- de beſucht werden
Sie macht einen neuen Abſatz einige Stun- den nach Schreibung des erſteren, und iſt mißvergnuͤgt, daß er die Jungfer Parting- ton zu ihr gebracht hat; und daß er ſie genoͤ- thiget hat, ihm zu verſprechen, auf ſeinen Schmauß zu kommen: weil ſie zum voraus ſaͤhe, daß es ein verdorbener Abend ſeyn wuͤrde.
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Oder ſoll ich mit Rowe ſanfter ſingen?
Der keuſchen Bluͤte Bild, die uns der Fruͤhling
bringt,
Die, da der Morgen tagt, und unter Thau ge-
bohren,
Noch keinen reinen Hauch, der zaͤrtlich in ſie
dringt
Dem Gaͤrtner mitgetheilt, noch durch den Tag
verlohren.
So rein, ſo lebhaft iſt mein unverletztes Kind:
Gleich der Natur, als ſie aus ihres Schoͤpfers
Haͤnden
Die erſte Schoͤnheit nahm.
Lebt wohl, ihr vier Burſchen. Auf den Mon-
tag Abends um ſechs Uhr erwarte ich euch.
Die Fraͤulein ruͤhmt in ihrem naͤchſten
Briefe vom Montag fruͤh ſein Betragen in
der Kirche, und die Anmerckungen, die er
uͤber die Predigt gemacht hatte. Sie iſt beſ-
ſer als vorhin mit den Leuten in dem Hauſe
zu frieden und es ſcheint ihr ein gutes Zei-
chen zu ſeyn, daß ſie von Leuten von Stan-
de beſucht werden
Sie macht einen neuen Abſatz einige Stun-
den nach Schreibung des erſteren, und iſt
mißvergnuͤgt, daß er die Jungfer Parting-
ton zu ihr gebracht hat; und daß er ſie genoͤ-
thiget hat, ihm zu verſprechen, auf ſeinen
Schmauß zu kommen: weil ſie zum voraus
ſaͤhe, daß es ein verdorbener Abend ſeyn
wuͤrde.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/508>, abgerufen am 22.12.2024.
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