Allein er hat doch die Gütigkeit, die Worte oder Weisheits-Sprüche, die er vorhin in einer fremden Sprache vorgetragen hatte, in die verhaßte Spra- che seines Vaterlandes zu übersetzen. Vielleicht fürchtet er sich vor dem Verdacht, als verstünde er nicht, was er sagte.
Er mag sehr gern Histörchen erzählen: und um die. Aufmercksamkeit seiner Zuhörer zu erwecken, nennet er sie gemeiniglich zum voraus, lustig, spaß- haft, schön oder unvergleichlich: allem er be- mühet sich selten, sie so lustig vorzutragen, als es seine Vorrede zu versprechen schien. Selten bringt er seine Erzählung zum Ende: denn wenn auch an- dere die Geduld haben, ihm zuzuhören, so unter- bricht er seine eigene Rede durch so viele zufällige Ge- dancken, daß er endlich selbst die erste Mord-Ge- schichte fahren läßt, und vergnügt ist, daß er etwas hat reden dürfen. Wenn er aber bisweilen weiter fortfahren will, so bittet er, daß ihm andere zu rech- te helfen und ihn erinnern mögen, was er sagen woll- te: der Teufel soll ihn hohlen, wenn er sich be- sinnen kann. Doch genug, und mehr als genug von dem Herrn Tourville.
Auf den Herrn Belford scheint Herr Lovelace am allermeisten zu halten: es scheint, daß er Hertz im Leibe hat, und daß er auch dieses gezeiget hat. Denn seine erste Bekanntschaft mit Lovelacen ward bey Gelegenheit einer Schlägerey (so vermuthlich über ein Mädchen herkam) gestiftet. Sie schlugen sich bey Kensingtons Gravelpits,(*) und
wur-
(*) Weil dieses ein Nomen proprium ist, so hat man es
Allein er hat doch die Guͤtigkeit, die Worte oder Weisheits-Spruͤche, die er vorhin in einer fremden Sprache vorgetragen hatte, in die verhaßte Spra- che ſeines Vaterlandes zu uͤberſetzen. Vielleicht fuͤrchtet er ſich vor dem Verdacht, als verſtuͤnde er nicht, was er ſagte.
Er mag ſehr gern Hiſtoͤrchen erzaͤhlen: und um die. Aufmerckſamkeit ſeiner Zuhoͤrer zu erwecken, nennet er ſie gemeiniglich zum voraus, luſtig, ſpaß- haft, ſchoͤn oder unvergleichlich: allem er be- muͤhet ſich ſelten, ſie ſo luſtig vorzutragen, als es ſeine Vorrede zu verſprechen ſchien. Selten bringt er ſeine Erzaͤhlung zum Ende: denn wenn auch an- dere die Geduld haben, ihm zuzuhoͤren, ſo unter- bricht er ſeine eigene Rede durch ſo viele zufaͤllige Ge- dancken, daß er endlich ſelbſt die erſte Mord-Ge- ſchichte fahren laͤßt, und vergnuͤgt iſt, daß er etwas hat reden duͤrfen. Wenn er aber bisweilen weiter fortfahren will, ſo bittet er, daß ihm andere zu rech- te helfen und ihn erinnern moͤgen, was er ſagen woll- te: der Teufel ſoll ihn hohlen, wenn er ſich be- ſinnen kann. Doch genug, und mehr als genug von dem Herrn Tourville.
Auf den Herrn Belford ſcheint Herr Lovelace am allermeiſten zu halten: es ſcheint, daß er Hertz im Leibe hat, und daß er auch dieſes gezeiget hat. Denn ſeine erſte Bekanntſchaft mit Lovelacen ward bey Gelegenheit einer Schlaͤgerey (ſo vermuthlich uͤber ein Maͤdchen herkam) geſtiftet. Sie ſchlugen ſich bey Kenſingtons Gravelpits,(*) und
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(*) Weil dieſes ein Nomen proprium iſt, ſo hat man es
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Allein er hat doch die Guͤtigkeit, die Worte oder
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Sprache vorgetragen hatte, in die verhaßte Spra-
che ſeines Vaterlandes zu uͤberſetzen. Vielleicht
fuͤrchtet er ſich vor dem Verdacht, als verſtuͤnde er
nicht, was er ſagte.
Er mag ſehr gern Hiſtoͤrchen erzaͤhlen: und um
die. Aufmerckſamkeit ſeiner Zuhoͤrer zu erwecken,
nennet er ſie gemeiniglich zum voraus, luſtig, ſpaß-
haft, ſchoͤn oder unvergleichlich: allem er be-
muͤhet ſich ſelten, ſie ſo luſtig vorzutragen, als es
ſeine Vorrede zu verſprechen ſchien. Selten bringt
er ſeine Erzaͤhlung zum Ende: denn wenn auch an-
dere die Geduld haben, ihm zuzuhoͤren, ſo unter-
bricht er ſeine eigene Rede durch ſo viele zufaͤllige Ge-
dancken, daß er endlich ſelbſt die erſte Mord-Ge-
ſchichte fahren laͤßt, und vergnuͤgt iſt, daß er etwas
hat reden duͤrfen. Wenn er aber bisweilen weiter
fortfahren will, ſo bittet er, daß ihm andere zu rech-
te helfen und ihn erinnern moͤgen, was er ſagen woll-
te: der Teufel ſoll ihn hohlen, wenn er ſich be-
ſinnen kann. Doch genug, und mehr als genug
von dem Herrn Tourville.
Auf den Herrn Belford ſcheint Herr Lovelace
am allermeiſten zu halten: es ſcheint, daß er Hertz
im Leibe hat, und daß er auch dieſes gezeiget hat.
Denn ſeine erſte Bekanntſchaft mit Lovelacen ward
bey Gelegenheit einer Schlaͤgerey (ſo vermuthlich
uͤber ein Maͤdchen herkam) geſtiftet. Sie ſchlugen
ſich bey Kenſingtons Gravelpits, (*) und
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/514>, abgerufen am 22.12.2024.
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