geblich gewesen seyn, wenn ich mich gewegert hät- te, mich hinein zu setzen. Allein er hub mich auch hinein, als ich noch vor Schrecken außer mir war. Der Wagen fuhr sogleich in vollem Gallop weg, und hielt nicht stille, bis daß wir eben bey Tages- Anbruch zu S. Albans ausstiegen.
Unter Weges meinte ich einigemahl, ich solte in Ohnmacht fallen. Oft sagte ich mit aufgeha- benen Händen und Augen zu mir: Gott behüte! ist es möglich, daß ich hier bin! die Augen gin- gen mir über; und ich konnte die Seufzer nicht verhalten, die mir bey nahe eben so sehr wider mei- nen Willen entfuhren, als meine Flucht wider Wil- len geschahe.
Wie groß, wie augenscheinlich war der Unter- scheid zwischen mir, und meinem frölichen Ver- führer, der das Vergnügen wegen seines arglisti- gen Sieges über mich nicht verbergen konnte. Jch konnte zum wenigsten seine halb-unsinnige Freude nicht anders auslegen. Dem ohngeachtet ging sein Mund von lauter Höflichkeit und Ergebenheit über; und so lange wir flogen (denn fliegen muß ich es nennen, und nicht gallopiren) war er in sei- nem Betragen gegen mich sehr scheu und furcht- sahm.
Es kam mir vor, daß wir nicht den geraden Weg fuhren, sondern einen Umschweiff nahmen, damit man uns desto weniger möchte nachsetzen kön- nen. Es schienen mir auch die Bey-Reuter ver- ändert zu werden. Drey oder vier Leute, die ich nicht vor Bediente halten konnte, ritten dann
und
Dritter Theil. D
geblich geweſen ſeyn, wenn ich mich gewegert haͤt- te, mich hinein zu ſetzen. Allein er hub mich auch hinein, als ich noch vor Schrecken außer mir war. Der Wagen fuhr ſogleich in vollem Gallop weg, und hielt nicht ſtille, bis daß wir eben bey Tages- Anbruch zu S. Albans ausſtiegen.
Unter Weges meinte ich einigemahl, ich ſolte in Ohnmacht fallen. Oft ſagte ich mit aufgeha- benen Haͤnden und Augen zu mir: Gott behuͤte! iſt es moͤglich, daß ich hier bin! die Augen gin- gen mir uͤber; und ich konnte die Seufzer nicht verhalten, die mir bey nahe eben ſo ſehr wider mei- nen Willen entfuhren, als meine Flucht wider Wil- len geſchahe.
Wie groß, wie augenſcheinlich war der Unter- ſcheid zwiſchen mir, und meinem froͤlichen Ver- fuͤhrer, der das Vergnuͤgen wegen ſeines argliſti- gen Sieges uͤber mich nicht verbergen konnte. Jch konnte zum wenigſten ſeine halb-unſinnige Freude nicht anders auslegen. Dem ohngeachtet ging ſein Mund von lauter Hoͤflichkeit und Ergebenheit uͤber; und ſo lange wir flogen (denn fliegen muß ich es nennen, und nicht gallopiren) war er in ſei- nem Betragen gegen mich ſehr ſcheu und furcht- ſahm.
Es kam mir vor, daß wir nicht den geraden Weg fuhren, ſondern einen Umſchweiff nahmen, damit man uns deſto weniger moͤchte nachſetzen koͤn- nen. Es ſchienen mir auch die Bey-Reuter ver- aͤndert zu werden. Drey oder vier Leute, die ich nicht vor Bediente halten konnte, ritten dann
und
Dritter Theil. D
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geblich geweſen ſeyn, wenn ich mich gewegert haͤt-
te, mich hinein zu ſetzen. Allein er hub mich auch
hinein, als ich noch vor Schrecken außer mir war.
Der Wagen fuhr ſogleich in vollem Gallop weg,
und hielt nicht ſtille, bis daß wir eben bey Tages-
Anbruch zu S. Albans ausſtiegen.
Unter Weges meinte ich einigemahl, ich ſolte
in Ohnmacht fallen. Oft ſagte ich mit aufgeha-
benen Haͤnden und Augen zu mir: Gott behuͤte!
iſt es moͤglich, daß ich hier bin! die Augen gin-
gen mir uͤber; und ich konnte die Seufzer nicht
verhalten, die mir bey nahe eben ſo ſehr wider mei-
nen Willen entfuhren, als meine Flucht wider Wil-
len geſchahe.
Wie groß, wie augenſcheinlich war der Unter-
ſcheid zwiſchen mir, und meinem froͤlichen Ver-
fuͤhrer, der das Vergnuͤgen wegen ſeines argliſti-
gen Sieges uͤber mich nicht verbergen konnte. Jch
konnte zum wenigſten ſeine halb-unſinnige Freude
nicht anders auslegen. Dem ohngeachtet ging
ſein Mund von lauter Hoͤflichkeit und Ergebenheit
uͤber; und ſo lange wir flogen (denn fliegen muß
ich es nennen, und nicht gallopiren) war er in ſei-
nem Betragen gegen mich ſehr ſcheu und furcht-
ſahm.
Es kam mir vor, daß wir nicht den geraden
Weg fuhren, ſondern einen Umſchweiff nahmen,
damit man uns deſto weniger moͤchte nachſetzen koͤn-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 3. Göttingen, 1749, S. 49. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa03_1749/63>, abgerufen am 22.12.2024.
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