Sie wiederholt es nochmahls: ich kann keine übele Absichten haben. Allein ich bin ein Narr! das ist das Ende vom Liede. Jch müßte freilich ein Narr seyn, wenn ich so zu Wercke gienge, und die Absicht hätte, sie zu heyrathen. Weil sie aber einmahl durch das Schicksal an einen Narren verschenckt sind, so heyrathen sie ihn bey der ersten und besten Gelegenheit. Jch glaube zwar, daß er von der Art Narren ist, die sich am we- nigsten lencken läßt; allein nehmen sie ihn als eine Strase an, wenn sie ihn nicht für ihr Glück halten können. Jst das zu ge- nießen?
Heute erhielte sie wieder einen Brief, als sie in der Kirche war. Der Anschlag ist völlig gemacht: es ist eine verfluchte Meuterey.
Herr Lovelace schreibt hier den Theil des zwey und zwantzigsten Briefes ab, der von der Frau Townsend handelt. Nichts verdrießt ihn mehr, als daß die Fräulein Howe sich dar- über freuet, daß die Fräulein Harlowe seiner durch die Flucht oder den Galgen los würde, wenn er sich unterstünde durch Gewaltthätig- keiten die Gesetze zu übertreten.
Er setzt hinzu:
Jch mache mir eine Ehre daraus, solche Mäd- chens zu besiegen, die so viel Verstand haben, daß sie sich für unbetrüglich halten müssen; und sie zu überzeugen, daß sie doch noch nicht genug wissen,
sich
Sie wiederholt es nochmahls: ich kann keine uͤbele Abſichten haben. Allein ich bin ein Narr! das iſt das Ende vom Liede. Jch muͤßte freilich ein Narr ſeyn, wenn ich ſo zu Wercke gienge, und die Abſicht haͤtte, ſie zu heyrathen. Weil ſie aber einmahl durch das Schickſal an einen Narren verſchenckt ſind, ſo heyrathen ſie ihn bey der erſten und beſten Gelegenheit. Jch glaube zwar, daß er von der Art Narren iſt, die ſich am we- nigſten lencken laͤßt; allein nehmen ſie ihn als eine Straſe an, wenn ſie ihn nicht fuͤr ihr Gluͤck halten koͤnnen. Jſt das zu ge- nießen?
Heute erhielte ſie wieder einen Brief, als ſie in der Kirche war. Der Anſchlag iſt voͤllig gemacht: es iſt eine verfluchte Meuterey.
Herr Lovelace ſchreibt hier den Theil des zwey und zwantzigſten Briefes ab, der von der Frau Townsend handelt. Nichts verdrießt ihn mehr, als daß die Fraͤulein Howe ſich dar- uͤber freuet, daß die Fraͤulein Harlowe ſeiner durch die Flucht oder den Galgen los wuͤrde, wenn er ſich unterſtuͤnde durch Gewaltthaͤtig- keiten die Geſetze zu uͤbertreten.
Er ſetzt hinzu:
Jch mache mir eine Ehre daraus, ſolche Maͤd- chens zu beſiegen, die ſo viel Verſtand haben, daß ſie ſich fuͤr unbetruͤglich halten muͤſſen; und ſie zu uͤberzeugen, daß ſie doch noch nicht genug wiſſen,
ſich
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Sie wiederholt es nochmahls: ich
kann keine uͤbele Abſichten haben. Allein
ich bin ein Narr! das iſt das Ende vom
Liede. Jch muͤßte freilich ein Narr ſeyn, wenn
ich ſo zu Wercke gienge, und die Abſicht haͤtte,
ſie zu heyrathen. Weil ſie aber einmahl durch
das Schickſal an einen Narren verſchenckt
ſind, ſo heyrathen ſie ihn bey der erſten und
beſten Gelegenheit. Jch glaube zwar, daß
er von der Art Narren iſt, die ſich am we-
nigſten lencken laͤßt; allein nehmen ſie ihn
als eine Straſe an, wenn ſie ihn nicht fuͤr
ihr Gluͤck halten koͤnnen. Jſt das zu ge-
nießen?
Heute erhielte ſie wieder einen Brief, als ſie in
der Kirche war. Der Anſchlag iſt voͤllig gemacht:
es iſt eine verfluchte Meuterey.
Herr Lovelace ſchreibt hier den Theil des
zwey und zwantzigſten Briefes ab, der von der
Frau Townsend handelt. Nichts verdrießt
ihn mehr, als daß die Fraͤulein Howe ſich dar-
uͤber freuet, daß die Fraͤulein Harlowe ſeiner
durch die Flucht oder den Galgen los wuͤrde,
wenn er ſich unterſtuͤnde durch Gewaltthaͤtig-
keiten die Geſetze zu uͤbertreten.
Er ſetzt hinzu:
Jch mache mir eine Ehre daraus, ſolche Maͤd-
chens zu beſiegen, die ſo viel Verſtand haben, daß
ſie ſich fuͤr unbetruͤglich halten muͤſſen; und ſie zu
uͤberzeugen, daß ſie doch noch nicht genug wiſſen,
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/218>, abgerufen am 24.11.2024.
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