[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749.Frauensleuten in dem Hause so sehr gereitzet et- was zu wagen! Doch wage ich nichts! Stelle dir Lovelacen vor: wie wirst du dieses erklären können? Wie viel unvernünftiges Zeug habe ich zusam- Hier stand ich auf. Jch öffnete das Fenster, Robert Lovelace. Der
Frauensleuten in dem Hauſe ſo ſehr gereitzet et- was zu wagen! Doch wage ich nichts! Stelle dir Lovelacen vor: wie wirſt du dieſes erklaͤren koͤnnen? Wie viel unvernuͤnftiges Zeug habe ich zuſam- Hier ſtand ich auf. Jch oͤffnete das Fenſter, Robert Lovelace. Der
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Frauensleuten in dem Hauſe ſo ſehr gereitzet et-
was zu wagen! Doch wage ich nichts! Stelle
dir Lovelacen vor: wie wirſt du dieſes erklaͤren
koͤnnen?
Wie viel unvernuͤnftiges Zeug habe ich zuſam-
men geſchmieret! Wie habe ich mich bethoͤren laſ-
ſen! von wem? Weißt du es, wer mich ſo verlei-
tet hat? Das iſt das verdammte Gewiſſen. Das
hat ſich gegen mich verſchworen! Freund, wie biſt du
hereingekommen! Jn welcher Maske haſt du dich
herein geſchlichen, du Raͤuber meiner vergnuͤgten
Stunden? Erwaͤhle du und das Schickſal in
unſerm Kriege eine genaue Neutralitaͤt: und
wenn ich dem menſchlichen Geſchlechte und dem
Frauenzimmer zu Ehren es nicht dahin brin-
gen kann, daß ein ſolcher Engel unter die Frauens-
leute gerechnet werde, und ihnen (ſollte es auch durch
ſeine Fehltritte geſchehen) Ehre bringe: ſo will ich
dem Schickſal und dem Gewiſſen nicht laͤnger
widerſtehen.
Hier ſtand ich auf. Jch oͤffnete das Fenſter,
und ſchuͤttelte mich! Der ungebetene Gaſt meiner
Bruſt flog davon. Jch kann ihn noch fliegen ſe-
hen. Jch ſehe ihm genau nach, und er wird im-
mer kleiner. Jetzt ſchließet ſich Luft und Him-
mel hinter ihm zu: Jch kann ihn nicht mehr ſehen.
Jch bin von neuen
Robert Lovelace.
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