kann sonst niemand thun, als Gott und die Fräulein.
Jch zweifele nun nicht mehr daran, daß Sie heyrathen werden, wie Jhr Vater und alle ihre Vorfahren gethan haben. Hätten die nicht ge- heyrathet, so könnten Sie mein Erbe nicht wer- den: und Jhre Nachkommen können Jhre Er- ben nicht seyn, wenn sie nicht aus rechtmäßigem Ehebette gezeuget sind. Es ist werth, daß Sie dieses wohl bedencken. Ein jeder raset ein- mahl: man läuft aber endlich die Hörner ab. Jch hoffe, daß Sie auch endlich klug wer- den sollen.
Jch weiß, daß Sie geschworen haben, sich an der Familie der artigen Fräulein zu rächen. Vergessen sie das jetzt! Sie müssen sie jetzt schon als Jhre Verwandten ansehen, und vergeben und vergessen. Wenn sie erst sehen, daß Sie ein liebreicher Mann und ein rechtschaffener Vater werden, (welches Gott um unser aller willen ge- ben wolle!) so werden sie sich darüber wundern, daß sie haben können auf eine so thörichte Weise. Jh- re Feinde seyn, und werden bey Jhnen um Ver- gebung bitten. So lange sie aber noch glauben, daß sie ein liederlicher Mensch sind, so können sie ohnmöglich Liebe für Sie haben, oder ihre Toch- ter entschuldigen.
Jch möchte gern der Fräulein ein Trost-Wort zusprechen, die ohne Zweifel voller Furcht ist, wenn sie daran gedencket, wie schwer es halten wird, einen so wilden Menschen in Zaum zu hal-
ten.
kann ſonſt niemand thun, als Gott und die Fraͤulein.
Jch zweifele nun nicht mehr daran, daß Sie heyrathen werden, wie Jhr Vater und alle ihre Vorfahren gethan haben. Haͤtten die nicht ge- heyrathet, ſo koͤnnten Sie mein Erbe nicht wer- den: und Jhre Nachkommen koͤnnen Jhre Er- ben nicht ſeyn, wenn ſie nicht aus rechtmaͤßigem Ehebette gezeuget ſind. Es iſt werth, daß Sie dieſes wohl bedencken. Ein jeder raſet ein- mahl: man laͤuft aber endlich die Hoͤrner ab. Jch hoffe, daß Sie auch endlich klug wer- den ſollen.
Jch weiß, daß Sie geſchworen haben, ſich an der Familie der artigen Fraͤulein zu raͤchen. Vergeſſen ſie das jetzt! Sie muͤſſen ſie jetzt ſchon als Jhre Verwandten anſehen, und vergeben und vergeſſen. Wenn ſie erſt ſehen, daß Sie ein liebreicher Mann und ein rechtſchaffener Vater werden, (welches Gott um unſer aller willen ge- ben wolle!) ſo werden ſie ſich daruͤber wundern, daß ſie haben koͤnnen auf eine ſo thoͤrichte Weiſe. Jh- re Feinde ſeyn, und werden bey Jhnen um Ver- gebung bitten. So lange ſie aber noch glauben, daß ſie ein liederlicher Menſch ſind, ſo koͤnnen ſie ohnmoͤglich Liebe fuͤr Sie haben, oder ihre Toch- ter entſchuldigen.
Jch moͤchte gern der Fraͤulein ein Troſt-Wort zuſprechen, die ohne Zweifel voller Furcht iſt, wenn ſie daran gedencket, wie ſchwer es halten wird, einen ſo wilden Menſchen in Zaum zu hal-
ten.
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kann ſonſt niemand thun, als Gott und die
Fraͤulein.
Jch zweifele nun nicht mehr daran, daß Sie
heyrathen werden, wie Jhr Vater und alle ihre
Vorfahren gethan haben. Haͤtten die nicht ge-
heyrathet, ſo koͤnnten Sie mein Erbe nicht wer-
den: und Jhre Nachkommen koͤnnen Jhre Er-
ben nicht ſeyn, wenn ſie nicht aus rechtmaͤßigem
Ehebette gezeuget ſind. Es iſt werth, daß Sie
dieſes wohl bedencken. Ein jeder raſet ein-
mahl: man laͤuft aber endlich die Hoͤrner
ab. Jch hoffe, daß Sie auch endlich klug wer-
den ſollen.
Jch weiß, daß Sie geſchworen haben, ſich
an der Familie der artigen Fraͤulein zu raͤchen.
Vergeſſen ſie das jetzt! Sie muͤſſen ſie jetzt ſchon
als Jhre Verwandten anſehen, und vergeben und
vergeſſen. Wenn ſie erſt ſehen, daß Sie ein
liebreicher Mann und ein rechtſchaffener Vater
werden, (welches Gott um unſer aller willen ge-
ben wolle!) ſo werden ſie ſich daruͤber wundern,
daß ſie haben koͤnnen auf eine ſo thoͤrichte Weiſe. Jh-
re Feinde ſeyn, und werden bey Jhnen um Ver-
gebung bitten. So lange ſie aber noch glauben,
daß ſie ein liederlicher Menſch ſind, ſo koͤnnen ſie
ohnmoͤglich Liebe fuͤr Sie haben, oder ihre Toch-
ter entſchuldigen.
Jch moͤchte gern der Fraͤulein ein Troſt-Wort
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 287. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/293>, abgerufen am 21.11.2024.
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