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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749.

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Ja, das habe ich gethan: ich habe aber mein
Schwerdt in eine Pflug Schare verwandelt, wie
die Schrift saget. (Das war ein frommer
Mann. An dem Ausdruck wird sich mei-
ne Horcherin erbauet haben.
) Mein größtes
Vergnügen ist seit einigen Jahren gewefen, ein
Erb-Gut in guten Stand zu setzen. Jch liebe
brave Leute noch jetzt eben so sehr, als ich sie jemahls
in meinem Leben geliebet habe. Allein vergönnen
sie mir zu sagen: wenn sie so alt werden, als ich
bin, so werden sie die Hertzhaftigkeit nicht so sehr
in der Jugend-Hitze setzen, als sie jetzt zu thun
scheinen.

(Das war ein guter Mann. Der nahm auf
einmahl Ohren und Hertz meiner Schönen ein.
Sie sagte: es wäre gut, daß einige ihren
Zorn durch Weisheit mäßigen könnten.
)

Gut, mein Herr Capitain. Sie geben Erin-
nerungen für Erinnerungen: wir haben nunmehr
einander nichts vorzuwerfen. Darf ich aber nun
fragen, was sie auszurichten haben?

Erlauben sie mir vorher, meine Frage noch
einmahl zu wiederhohlen. Sind sie gewiß und
bona fide mit der Fräulein Clarissa Harlowe
getrauet?

Die Frage ist sehr offenhertzig! Wie? wenn
ich ihnen nun antwortete, daß ich mit ihr getrauet
bin?

Denn halte ich sie für einen rechtschaffenen
Herrn!

Das
Y 5


Ja, das habe ich gethan: ich habe aber mein
Schwerdt in eine Pflug Schare verwandelt, wie
die Schrift ſaget. (Das war ein frommer
Mann. An dem Ausdruck wird ſich mei-
ne Horcherin erbauet haben.
) Mein groͤßtes
Vergnuͤgen iſt ſeit einigen Jahren gewefen, ein
Erb-Gut in guten Stand zu ſetzen. Jch liebe
brave Leute noch jetzt eben ſo ſehr, als ich ſie jemahls
in meinem Leben geliebet habe. Allein vergoͤnnen
ſie mir zu ſagen: wenn ſie ſo alt werden, als ich
bin, ſo werden ſie die Hertzhaftigkeit nicht ſo ſehr
in der Jugend-Hitze ſetzen, als ſie jetzt zu thun
ſcheinen.

(Das war ein guter Mann. Der nahm auf
einmahl Ohren und Hertz meiner Schoͤnen ein.
Sie ſagte: es waͤre gut, daß einige ihren
Zorn durch Weisheit maͤßigen koͤnnten.
)

Gut, mein Herr Capitain. Sie geben Erin-
nerungen fuͤr Erinnerungen: wir haben nunmehr
einander nichts vorzuwerfen. Darf ich aber nun
fragen, was ſie auszurichten haben?

Erlauben ſie mir vorher, meine Frage noch
einmahl zu wiederhohlen. Sind ſie gewiß und
bona fide mit der Fraͤulein Clariſſa Harlowe
getrauet?

Die Frage iſt ſehr offenhertzig! Wie? wenn
ich ihnen nun antwortete, daß ich mit ihr getrauet
bin?

Denn halte ich ſie fuͤr einen rechtſchaffenen
Herrn!

Das
Y 5
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[345/0351] Ja, das habe ich gethan: ich habe aber mein Schwerdt in eine Pflug Schare verwandelt, wie die Schrift ſaget. (Das war ein frommer Mann. An dem Ausdruck wird ſich mei- ne Horcherin erbauet haben.) Mein groͤßtes Vergnuͤgen iſt ſeit einigen Jahren gewefen, ein Erb-Gut in guten Stand zu ſetzen. Jch liebe brave Leute noch jetzt eben ſo ſehr, als ich ſie jemahls in meinem Leben geliebet habe. Allein vergoͤnnen ſie mir zu ſagen: wenn ſie ſo alt werden, als ich bin, ſo werden ſie die Hertzhaftigkeit nicht ſo ſehr in der Jugend-Hitze ſetzen, als ſie jetzt zu thun ſcheinen. (Das war ein guter Mann. Der nahm auf einmahl Ohren und Hertz meiner Schoͤnen ein. Sie ſagte: es waͤre gut, daß einige ihren Zorn durch Weisheit maͤßigen koͤnnten.) Gut, mein Herr Capitain. Sie geben Erin- nerungen fuͤr Erinnerungen: wir haben nunmehr einander nichts vorzuwerfen. Darf ich aber nun fragen, was ſie auszurichten haben? Erlauben ſie mir vorher, meine Frage noch einmahl zu wiederhohlen. Sind ſie gewiß und bona fide mit der Fraͤulein Clariſſa Harlowe getrauet? Die Frage iſt ſehr offenhertzig! Wie? wenn ich ihnen nun antwortete, daß ich mit ihr getrauet bin? Denn halte ich ſie fuͤr einen rechtſchaffenen Herrn! Das Y 5

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 4. Göttingen, 1749, S. 345. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa04_1749/351>, abgerufen am 22.11.2024.