Das werden Sie aus meiner schlechten Schrei- berey sehen - - Allein meine Unpäßlichkeit wird mir gegenwärtig zur Sicherheit dienen: wenn er sich wirklich etwas ehrenloses in den Kopf gesetzt haben sollte - - Vergeben Sie, o vergeben Sie mir, meine allerliebste Freundinn, die Unruhe, welche ich Jhnen verursachet habe! - Alles muß bald - - Jedoch warum will ich einen Kummer mit dem andern, eine Unruhe mit der andern ver- mehren! - - Jch beschwöre Sie aber, mein lieb- stes Leben, daß Sie nicht daran denken, ohne Jhrer Fr. Mutter Erlaubniß zu mir zu kom- men, zu
der wirklich trostlosen und kleinmüthigen Clarissa Harlowe.
Nun Bruder! was denkst du von diesem letzten Briefe? - Die Fräulein Howe achtet we- der Ruf noch Vorwurf. Meynst du, daß die- ser Brief die kleine Furie nicht in Bewegung bringen wird, wenn sie auch kein anders Mittel fortzukommen finden könnte, als ihrer Höckerinn Körbe, einen für sich selbst, den andern für ihr Dienstmädchen? - Sie weiß nun, wo sie hin- kommen soll! - - Jch habe manche kleine Un- art, weil sie mehr gewußt, als ich haben wollen, eben dadurch gestraft, daß ich Sie noch mehr wis- sen und erfahren lassen. Was denkst du, Bel- ford, wenn ich dieß männliche Frauenzimmer hierher bringen und dadurch, daß ich ihr Ursa- che zu einem kläglichen Briefe an die schöne Ver-
läuferinn
Das werden Sie aus meiner ſchlechten Schrei- berey ſehen ‒ ‒ Allein meine Unpaͤßlichkeit wird mir gegenwaͤrtig zur Sicherheit dienen: wenn er ſich wirklich etwas ehrenloſes in den Kopf geſetzt haben ſollte ‒ ‒ Vergeben Sie, o vergeben Sie mir, meine allerliebſte Freundinn, die Unruhe, welche ich Jhnen verurſachet habe! ‒ Alles muß bald ‒ ‒ Jedoch warum will ich einen Kummer mit dem andern, eine Unruhe mit der andern ver- mehren! ‒ ‒ Jch beſchwoͤre Sie aber, mein lieb- ſtes Leben, daß Sie nicht daran denken, ohne Jhrer Fr. Mutter Erlaubniß zu mir zu kom- men, zu
der wirklich troſtloſen und kleinmuͤthigen Clariſſa Harlowe.
Nun Bruder! was denkſt du von dieſem letzten Briefe? ‒ Die Fraͤulein Howe achtet we- der Ruf noch Vorwurf. Meynſt du, daß die- ſer Brief die kleine Furie nicht in Bewegung bringen wird, wenn ſie auch kein anders Mittel fortzukommen finden koͤnnte, als ihrer Hoͤckerinn Koͤrbe, einen fuͤr ſich ſelbſt, den andern fuͤr ihr Dienſtmaͤdchen? ‒ Sie weiß nun, wo ſie hin- kommen ſoll! ‒ ‒ Jch habe manche kleine Un- art, weil ſie mehr gewußt, als ich haben wollen, eben dadurch geſtraft, daß ich Sie noch mehr wiſ- ſen und erfahren laſſen. Was denkſt du, Bel- ford, wenn ich dieß maͤnnliche Frauenzimmer hierher bringen und dadurch, daß ich ihr Urſa- che zu einem klaͤglichen Briefe an die ſchoͤne Ver-
laͤuferinn
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><floatingText><body><div><p><pbfacs="#f0170"n="164"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
Das werden Sie aus meiner ſchlechten Schrei-<lb/>
berey ſehen ‒‒ Allein meine Unpaͤßlichkeit wird<lb/>
mir gegenwaͤrtig zur Sicherheit dienen: wenn er<lb/>ſich wirklich etwas ehrenloſes in den Kopf geſetzt<lb/>
haben ſollte ‒‒ Vergeben Sie, o vergeben Sie<lb/>
mir, meine allerliebſte Freundinn, die Unruhe,<lb/>
welche ich Jhnen verurſachet habe! ‒ Alles muß<lb/>
bald ‒‒ Jedoch warum will ich einen Kummer<lb/>
mit dem andern, eine Unruhe mit der andern ver-<lb/>
mehren! ‒‒ Jch beſchwoͤre Sie aber, mein lieb-<lb/>ſtes Leben, daß Sie nicht daran denken, ohne<lb/>
Jhrer Fr. Mutter Erlaubniß zu mir zu kom-<lb/>
men, zu</p><lb/><closer><salute><hirendition="#et">der wirklich troſtloſen und kleinmuͤthigen<lb/><hirendition="#fr">Clariſſa Harlowe.</hi></hi></salute></closer></div></body></floatingText><lb/><p>Nun Bruder! was denkſt du von dieſem<lb/>
letzten Briefe? ‒ Die Fraͤulein Howe achtet we-<lb/>
der <hirendition="#fr">Ruf</hi> noch <hirendition="#fr">Vorwurf.</hi> Meynſt du, daß die-<lb/>ſer Brief die kleine Furie nicht in Bewegung<lb/>
bringen wird, wenn ſie auch kein anders Mittel<lb/>
fortzukommen finden koͤnnte, als ihrer Hoͤckerinn<lb/>
Koͤrbe, einen fuͤr ſich ſelbſt, den andern fuͤr ihr<lb/>
Dienſtmaͤdchen? ‒ Sie weiß nun, wo ſie hin-<lb/>
kommen ſoll! ‒‒ Jch habe manche kleine Un-<lb/>
art, weil ſie mehr gewußt, als ich haben wollen,<lb/>
eben dadurch geſtraft, daß ich Sie noch mehr wiſ-<lb/>ſen und erfahren laſſen. Was denkſt du, Bel-<lb/>
ford, wenn ich dieß maͤnnliche Frauenzimmer<lb/>
hierher bringen und dadurch, daß ich ihr <hirendition="#fr">Urſa-<lb/>
che</hi> zu einem klaͤglichen Briefe an die ſchoͤne Ver-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">laͤuferinn</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[164/0170]
Das werden Sie aus meiner ſchlechten Schrei-
berey ſehen ‒ ‒ Allein meine Unpaͤßlichkeit wird
mir gegenwaͤrtig zur Sicherheit dienen: wenn er
ſich wirklich etwas ehrenloſes in den Kopf geſetzt
haben ſollte ‒ ‒ Vergeben Sie, o vergeben Sie
mir, meine allerliebſte Freundinn, die Unruhe,
welche ich Jhnen verurſachet habe! ‒ Alles muß
bald ‒ ‒ Jedoch warum will ich einen Kummer
mit dem andern, eine Unruhe mit der andern ver-
mehren! ‒ ‒ Jch beſchwoͤre Sie aber, mein lieb-
ſtes Leben, daß Sie nicht daran denken, ohne
Jhrer Fr. Mutter Erlaubniß zu mir zu kom-
men, zu
der wirklich troſtloſen und kleinmuͤthigen
Clariſſa Harlowe.
Nun Bruder! was denkſt du von dieſem
letzten Briefe? ‒ Die Fraͤulein Howe achtet we-
der Ruf noch Vorwurf. Meynſt du, daß die-
ſer Brief die kleine Furie nicht in Bewegung
bringen wird, wenn ſie auch kein anders Mittel
fortzukommen finden koͤnnte, als ihrer Hoͤckerinn
Koͤrbe, einen fuͤr ſich ſelbſt, den andern fuͤr ihr
Dienſtmaͤdchen? ‒ Sie weiß nun, wo ſie hin-
kommen ſoll! ‒ ‒ Jch habe manche kleine Un-
art, weil ſie mehr gewußt, als ich haben wollen,
eben dadurch geſtraft, daß ich Sie noch mehr wiſ-
ſen und erfahren laſſen. Was denkſt du, Bel-
ford, wenn ich dieß maͤnnliche Frauenzimmer
hierher bringen und dadurch, daß ich ihr Urſa-
che zu einem klaͤglichen Briefe an die ſchoͤne Ver-
laͤuferinn
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/170>, abgerufen am 04.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.