Allein die vornehmste Ursache, die mich zu- rückhält; denn es ist sonst ein verführischer und reizender Anschlag; liegt in der Furcht, ich möchte gänzlich verlohren seyn: wenn ich etwa mit meinem Briefe nicht geschwinde genug kom- men, oder die Fräulein Howe erst über ihre Ab- reise zu Rathe gehen oder ihrer Mutter Einwil- ligung zu erhalten versuchen sollte. Jn der Zeit könnte ihr ein Brief von meiner erschrockenen Schönen zu Händen kommen. Denn ich zweif- le nicht, daß ihr erstes Werk gewesen seyn wird, an ihre listige Freundinn zu schreiben, sie mag geflüchtet seyn, wohin sie will. Daher will ich Geduld haben und meine Gelegenheit abwarten, mich an der kleinen Furie zu rächen.
Es ist wahr, ich habe Mitleiden mit Hick- mann. Jch beneide ihn bisweilen, weil er von besserer Gemüthsbeschaffenheit und Lebensart ist. Er ist aber auch einer von denen Leuten, die durch Einfalt und Ungeschicklichkeit, zum Unglücke für uns listige Brüder, und oft zur Stöhrung unse- rer Absichten bey den Töchtern, der Mütter Gunst gewinnen. Ja er hat sich viele Mühe gegeben, diesen gedoppelt bewaffneten Schönen wider mich Beystand zu leisten. Jch schwöre also, Trotz meinem Mitleiden gegen ihn, bey al- len höhern und niedern Göttern, daß ich die Fräulein Howe in meiner Gewalt haben will, wenn ich ihre noch erhabnere Freundinn nicht be- kommen kann. Und was wird meine reizende Schöne alsdenn durch ihre Flucht gewinnen:
wo-
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Allein die vornehmſte Urſache, die mich zu- ruͤckhaͤlt; denn es iſt ſonſt ein verfuͤhriſcher und reizender Anſchlag; liegt in der Furcht, ich moͤchte gaͤnzlich verlohren ſeyn: wenn ich etwa mit meinem Briefe nicht geſchwinde genug kom- men, oder die Fraͤulein Howe erſt uͤber ihre Ab- reiſe zu Rathe gehen oder ihrer Mutter Einwil- ligung zu erhalten verſuchen ſollte. Jn der Zeit koͤnnte ihr ein Brief von meiner erſchrockenen Schoͤnen zu Haͤnden kommen. Denn ich zweif- le nicht, daß ihr erſtes Werk geweſen ſeyn wird, an ihre liſtige Freundinn zu ſchreiben, ſie mag gefluͤchtet ſeyn, wohin ſie will. Daher will ich Geduld haben und meine Gelegenheit abwarten, mich an der kleinen Furie zu raͤchen.
Es iſt wahr, ich habe Mitleiden mit Hick- mann. Jch beneide ihn bisweilen, weil er von beſſerer Gemuͤthsbeſchaffenheit und Lebensart iſt. Er iſt aber auch einer von denen Leuten, die durch Einfalt und Ungeſchicklichkeit, zum Ungluͤcke fuͤr uns liſtige Bruͤder, und oft zur Stoͤhrung unſe- rer Abſichten bey den Toͤchtern, der Muͤtter Gunſt gewinnen. Ja er hat ſich viele Muͤhe gegeben, dieſen gedoppelt bewaffneten Schoͤnen wider mich Beyſtand zu leiſten. Jch ſchwoͤre alſo, Trotz meinem Mitleiden gegen ihn, bey al- len hoͤhern und niedern Goͤttern, daß ich die Fraͤulein Howe in meiner Gewalt haben will, wenn ich ihre noch erhabnere Freundinn nicht be- kommen kann. Und was wird meine reizende Schoͤne alsdenn durch ihre Flucht gewinnen:
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Allein die vornehmſte Urſache, die mich zu-
ruͤckhaͤlt; denn es iſt ſonſt ein verfuͤhriſcher und
reizender Anſchlag; liegt in der Furcht, ich
moͤchte gaͤnzlich verlohren ſeyn: wenn ich etwa
mit meinem Briefe nicht geſchwinde genug kom-
men, oder die Fraͤulein Howe erſt uͤber ihre Ab-
reiſe zu Rathe gehen oder ihrer Mutter Einwil-
ligung zu erhalten verſuchen ſollte. Jn der Zeit
koͤnnte ihr ein Brief von meiner erſchrockenen
Schoͤnen zu Haͤnden kommen. Denn ich zweif-
le nicht, daß ihr erſtes Werk geweſen ſeyn wird,
an ihre liſtige Freundinn zu ſchreiben, ſie mag
gefluͤchtet ſeyn, wohin ſie will. Daher will ich
Geduld haben und meine Gelegenheit abwarten,
mich an der kleinen Furie zu raͤchen.
Es iſt wahr, ich habe Mitleiden mit Hick-
mann. Jch beneide ihn bisweilen, weil er von
beſſerer Gemuͤthsbeſchaffenheit und Lebensart iſt.
Er iſt aber auch einer von denen Leuten, die durch
Einfalt und Ungeſchicklichkeit, zum Ungluͤcke fuͤr
uns liſtige Bruͤder, und oft zur Stoͤhrung unſe-
rer Abſichten bey den Toͤchtern, der Muͤtter
Gunſt gewinnen. Ja er hat ſich viele Muͤhe
gegeben, dieſen gedoppelt bewaffneten Schoͤnen
wider mich Beyſtand zu leiſten. Jch ſchwoͤre
alſo, Trotz meinem Mitleiden gegen ihn, bey al-
len hoͤhern und niedern Goͤttern, daß ich die
Fraͤulein Howe in meiner Gewalt haben will,
wenn ich ihre noch erhabnere Freundinn nicht be-
kommen kann. Und was wird meine reizende
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/173>, abgerufen am 11.12.2024.
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