Koch mitzubringen. Jch vermuthe aber, daß sie Bedienten haben, die ein paar Schüsseln zu- zurichten wissen. Meine Frau muß leichte und unversetzte Speisen essen, und ich bin kein Liebha- ber von gekünsteltem Mischmasch.
Wir haben nur ein einzelnes Frauenzimmer bey uns, daß in zween oder dreyen Tagen wieder weg seyn wird. Sie hat eines von den besten Zimmern. Das wird alsdenn frey seyn.
Unterdessen haben sie doch vermuthlich noch eine oder ein paar Stuben übrig, nur meine Frau aufzunehmen: denn wir haben die Zeit versäu- met - - Die verfluchten Aerzte - Entschuldi- gen sie mich, Madame, ich bin nicht gewohnt zu fluchen: dieß kommt nur von der Liebe, die ich zu meiner Gemahlinn habe - - Die Aerzte ha- ben sie so lange in ihren Händen behalten, daß sie sich schämen mehr Geld zu schneiden, und nun verordnen sie ihr die Luft. Jch wollte wünschen, daß wir sie gleich anfangs hierher geschickt hätten. Aber was soll man thun? Wir müssen es itzt so gut machen als wir können.
Halten sie mir zu gut, Madame; denn sie sahe mich starre an; daß ich bey diesem warmen Wetter so vermummelt bin. Es ist mir allzu empfindlich, daß ich mich eher, als ich hätte thun sollen, aus meiner Kammer begeben habe. Viel- leicht werde ich dafür wieder einen Anfall von Podagra bekommen. Außerdem bin ich auch wegen schrecklicher Schmerzen in den Backenzäh- nen so vermummelt ausgereiset. Jch glaube,
ich
Koch mitzubringen. Jch vermuthe aber, daß ſie Bedienten haben, die ein paar Schuͤſſeln zu- zurichten wiſſen. Meine Frau muß leichte und unverſetzte Speiſen eſſen, und ich bin kein Liebha- ber von gekuͤnſteltem Miſchmaſch.
Wir haben nur ein einzelnes Frauenzimmer bey uns, daß in zween oder dreyen Tagen wieder weg ſeyn wird. Sie hat eines von den beſten Zimmern. Das wird alsdenn frey ſeyn.
Unterdeſſen haben ſie doch vermuthlich noch eine oder ein paar Stuben uͤbrig, nur meine Frau aufzunehmen: denn wir haben die Zeit verſaͤu- met ‒ ‒ Die verfluchten Aerzte ‒ Entſchuldi- gen ſie mich, Madame, ich bin nicht gewohnt zu fluchen: dieß kommt nur von der Liebe, die ich zu meiner Gemahlinn habe ‒ ‒ Die Aerzte ha- ben ſie ſo lange in ihren Haͤnden behalten, daß ſie ſich ſchaͤmen mehr Geld zu ſchneiden, und nun verordnen ſie ihr die Luft. Jch wollte wuͤnſchen, daß wir ſie gleich anfangs hierher geſchickt haͤtten. Aber was ſoll man thun? Wir muͤſſen es itzt ſo gut machen als wir koͤnnen.
Halten ſie mir zu gut, Madame; denn ſie ſahe mich ſtarre an; daß ich bey dieſem warmen Wetter ſo vermummelt bin. Es iſt mir allzu empfindlich, daß ich mich eher, als ich haͤtte thun ſollen, aus meiner Kammer begeben habe. Viel- leicht werde ich dafuͤr wieder einen Anfall von Podagra bekommen. Außerdem bin ich auch wegen ſchrecklicher Schmerzen in den Backenzaͤh- nen ſo vermummelt ausgereiſet. Jch glaube,
ich
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Koch mitzubringen. Jch vermuthe aber, daß
ſie Bedienten haben, die ein paar Schuͤſſeln zu-
zurichten wiſſen. Meine Frau muß leichte und
unverſetzte Speiſen eſſen, und ich bin kein Liebha-
ber von gekuͤnſteltem Miſchmaſch.
Wir haben nur ein einzelnes Frauenzimmer
bey uns, daß in zween oder dreyen Tagen wieder
weg ſeyn wird. Sie hat eines von den beſten
Zimmern. Das wird alsdenn frey ſeyn.
Unterdeſſen haben ſie doch vermuthlich noch
eine oder ein paar Stuben uͤbrig, nur meine Frau
aufzunehmen: denn wir haben die Zeit verſaͤu-
met ‒ ‒ Die verfluchten Aerzte ‒ Entſchuldi-
gen ſie mich, Madame, ich bin nicht gewohnt zu
fluchen: dieß kommt nur von der Liebe, die ich
zu meiner Gemahlinn habe ‒ ‒ Die Aerzte ha-
ben ſie ſo lange in ihren Haͤnden behalten, daß
ſie ſich ſchaͤmen mehr Geld zu ſchneiden, und nun
verordnen ſie ihr die Luft. Jch wollte wuͤnſchen,
daß wir ſie gleich anfangs hierher geſchickt haͤtten.
Aber was ſoll man thun? Wir muͤſſen es itzt ſo
gut machen als wir koͤnnen.
Halten ſie mir zu gut, Madame; denn ſie
ſahe mich ſtarre an; daß ich bey dieſem warmen
Wetter ſo vermummelt bin. Es iſt mir allzu
empfindlich, daß ich mich eher, als ich haͤtte thun
ſollen, aus meiner Kammer begeben habe. Viel-
leicht werde ich dafuͤr wieder einen Anfall von
Podagra bekommen. Außerdem bin ich auch
wegen ſchrecklicher Schmerzen in den Backenzaͤh-
nen ſo vermummelt ausgereiſet. Jch glaube,
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/222>, abgerufen am 27.11.2024.
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