daß ein jeder in einer Gesellschaft von zwölf oder mehr Personen mit einer höflichen Artigkeit sei- ne Uhr herauszieht, wenn etwa jemand gefragt hat: wie ist es an der Zeit?
Nur ein Wort, Madame, sprach ich noch einmal, so bald meine Stimme ihren Ton wie- der bekommen hatte. Jch habe dem Capitain Tomlinson die Ursache von unserm itzigen Mis- verständniß auf der vortheilhaftesten Seite vorgestellt. Sie wissen, worauf ihr Onkel bestehe, und was sie selbst genehm gehalten haben. Der Brief, den sie in meiner Hand sehen; und dabey bot ich ihr denselben noch einmal dar; wird ihnen zeigen, was sie von der geschäfftigen Bosheit ihres Bruders zu fürch- ten haben.
Sie wollte in einem hohen Tone zu reden an- fangen, und stieß den Brief mit der offenen fla- chen Hand von sich - Ey! hören sie mich doch aus, Madame. Der Capitain, wissen sie, hat es zwoen verschiednen Personen erzählet, daß wir verheyrathet sind. Es ist ihrem Bruder zu Ohren gekommen. Meine Anverwandten haben anch davon gehöret. Jch habe Briefe von der Lady Elisabeth Lawrance und der Fräulein Mon- tague bekommen, die man mir diesen Morgen aus der Stadt gebracht hat. Hier sind sie. Jch zog dieselben aus meiner Tasche und reichte sie ihr zugleich mit dem Schreiben von dem Ca- pitain hin. Aber sie zog ihre noch offne Hand zurück, damit sie sie nicht annehmen möchte.
Ueber-
Q 3
daß ein jeder in einer Geſellſchaft von zwoͤlf oder mehr Perſonen mit einer hoͤflichen Artigkeit ſei- ne Uhr herauszieht, wenn etwa jemand gefragt hat: wie iſt es an der Zeit?
Nur ein Wort, Madame, ſprach ich noch einmal, ſo bald meine Stimme ihren Ton wie- der bekommen hatte. Jch habe dem Capitain Tomlinſon die Urſache von unſerm itzigen Mis- verſtaͤndniß auf der vortheilhafteſten Seite vorgeſtellt. Sie wiſſen, worauf ihr Onkel beſtehe, und was ſie ſelbſt genehm gehalten haben. Der Brief, den ſie in meiner Hand ſehen; und dabey bot ich ihr denſelben noch einmal dar; wird ihnen zeigen, was ſie von der geſchaͤfftigen Bosheit ihres Bruders zu fuͤrch- ten haben.
Sie wollte in einem hohen Tone zu reden an- fangen, und ſtieß den Brief mit der offenen fla- chen Hand von ſich ‒ Ey! hoͤren ſie mich doch aus, Madame. Der Capitain, wiſſen ſie, hat es zwoen verſchiednen Perſonen erzaͤhlet, daß wir verheyrathet ſind. Es iſt ihrem Bruder zu Ohren gekommen. Meine Anverwandten haben anch davon gehoͤret. Jch habe Briefe von der Lady Eliſabeth Lawrance und der Fraͤulein Mon- tague bekommen, die man mir dieſen Morgen aus der Stadt gebracht hat. Hier ſind ſie. Jch zog dieſelben aus meiner Taſche und reichte ſie ihr zugleich mit dem Schreiben von dem Ca- pitain hin. Aber ſie zog ihre noch offne Hand zuruͤck, damit ſie ſie nicht annehmen moͤchte.
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Q 3
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daß ein jeder in einer Geſellſchaft von zwoͤlf oder
mehr Perſonen mit einer hoͤflichen Artigkeit ſei-
ne Uhr herauszieht, wenn etwa jemand gefragt
hat: wie iſt es an der Zeit?
Nur ein Wort, Madame, ſprach ich noch
einmal, ſo bald meine Stimme ihren Ton wie-
der bekommen hatte. Jch habe dem Capitain
Tomlinſon die Urſache von unſerm itzigen Mis-
verſtaͤndniß auf der vortheilhafteſten Seite
vorgeſtellt. Sie wiſſen, worauf ihr Onkel
beſtehe, und was ſie ſelbſt genehm gehalten
haben. Der Brief, den ſie in meiner
Hand ſehen; und dabey bot ich ihr denſelben
noch einmal dar; wird ihnen zeigen, was ſie von
der geſchaͤfftigen Bosheit ihres Bruders zu fuͤrch-
ten haben.
Sie wollte in einem hohen Tone zu reden an-
fangen, und ſtieß den Brief mit der offenen fla-
chen Hand von ſich ‒ Ey! hoͤren ſie mich doch
aus, Madame. Der Capitain, wiſſen ſie, hat
es zwoen verſchiednen Perſonen erzaͤhlet, daß wir
verheyrathet ſind. Es iſt ihrem Bruder zu
Ohren gekommen. Meine Anverwandten haben
anch davon gehoͤret. Jch habe Briefe von der
Lady Eliſabeth Lawrance und der Fraͤulein Mon-
tague bekommen, die man mir dieſen Morgen
aus der Stadt gebracht hat. Hier ſind ſie.
Jch zog dieſelben aus meiner Taſche und reichte
ſie ihr zugleich mit dem Schreiben von dem Ca-
pitain hin. Aber ſie zog ihre noch offne Hand
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/251>, abgerufen am 24.11.2024.
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