gen ihrer Freundinn zu offenbaren: so hielte ich es für dienlich, die beyden Weibspersonen durch eine gute Meynung von der Fr. Sinclair und ih- ren Mümchen zum voraus einzunehmen.
Jch sagte, "sie wären von gutem Herkom- "men und hätten kein böses Herze. Meine Ge- "mahlinn wäre in der That keine Freundinn von "ihnen: weil sie sich einmal alle mit einander die "Freyheit genommen hätten, ihre übertriebene "Bedenklichkeit gegen mich zu tadlen. Leute, "setzte ich hinzu, ja wohl gar rechtschaffene Leu- "te, die sich eines Fehlers bewußt wären, den sie "keine Lust hätten zu bessern, ließen gar zu oft "die größte Ungeduld blicken, wenn man ihnen "denselben vorhielte: da sie weniger, als andre, "leiden könnten, daß man gleichgültig von ihnen "dächte.
Sie gestunden, dieß geschehe mehr als zu oft.
"Der Fr. Sinclair Haus wäre ein ganz ar- "tiges Haus, und für Leute vom ersten Range be- "quem. Wahr genug, Bruder! Sie selbst "wäre eine Wittwe von recht guten Umständen: "eine Wittwe von gutem Stande - wie sie sind, "Fr. Moore. Sie vermiethet Zimmer - - wie "sie, Fr. Moore. Sie ist vordem unter vortheil- "haftern Umständen gewesen - wie sie, Fr. Moo- "re, vielleicht auch gewesen sind. Sie ist die "Wittwe des Obristen Sinclair: Sie, Fr. Moo- "re, können den Obristen Sinclair wohl kennen "- - Er hat zu Hampstead Zimmer gehabt.
Sie hatte von dem Namen gehöret.
"O!
gen ihrer Freundinn zu offenbaren: ſo hielte ich es fuͤr dienlich, die beyden Weibsperſonen durch eine gute Meynung von der Fr. Sinclair und ih- ren Muͤmchen zum voraus einzunehmen.
Jch ſagte, „ſie waͤren von gutem Herkom- „men und haͤtten kein boͤſes Herze. Meine Ge- „mahlinn waͤre in der That keine Freundinn von „ihnen: weil ſie ſich einmal alle mit einander die „Freyheit genommen haͤtten, ihre uͤbertriebene „Bedenklichkeit gegen mich zu tadlen. Leute, „ſetzte ich hinzu, ja wohl gar rechtſchaffene Leu- „te, die ſich eines Fehlers bewußt waͤren, den ſie „keine Luſt haͤtten zu beſſern, ließen gar zu oft „die groͤßte Ungeduld blicken, wenn man ihnen „denſelben vorhielte: da ſie weniger, als andre, „leiden koͤnnten, daß man gleichguͤltig von ihnen „daͤchte.
Sie geſtunden, dieß geſchehe mehr als zu oft.
„Der Fr. Sinclair Haus waͤre ein ganz ar- „tiges Haus, und fuͤr Leute vom erſten Range be- „quem. Wahr genug, Bruder! Sie ſelbſt „waͤre eine Wittwe von recht guten Umſtaͤnden: „eine Wittwe von gutem Stande ‒ wie ſie ſind, „Fr. Moore. Sie vermiethet Zimmer ‒ ‒ wie „ſie, Fr. Moore. Sie iſt vordem unter vortheil- „haftern Umſtaͤnden geweſen ‒ wie ſie, Fr. Moo- „re, vielleicht auch geweſen ſind. Sie iſt die „Wittwe des Obriſten Sinclair: Sie, Fr. Moo- „re, koͤnnen den Obriſten Sinclair wohl kennen „‒ ‒ Er hat zu Hampſtead Zimmer gehabt.
Sie hatte von dem Namen gehoͤret.
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gen ihrer Freundinn zu offenbaren: ſo hielte ich
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eine gute Meynung von der Fr. Sinclair und ih-
ren Muͤmchen zum voraus einzunehmen.
Jch ſagte, „ſie waͤren von gutem Herkom-
„men und haͤtten kein boͤſes Herze. Meine Ge-
„mahlinn waͤre in der That keine Freundinn von
„ihnen: weil ſie ſich einmal alle mit einander die
„Freyheit genommen haͤtten, ihre uͤbertriebene
„Bedenklichkeit gegen mich zu tadlen. Leute,
„ſetzte ich hinzu, ja wohl gar rechtſchaffene Leu-
„te, die ſich eines Fehlers bewußt waͤren, den ſie
„keine Luſt haͤtten zu beſſern, ließen gar zu oft
„die groͤßte Ungeduld blicken, wenn man ihnen
„denſelben vorhielte: da ſie weniger, als andre,
„leiden koͤnnten, daß man gleichguͤltig von ihnen
„daͤchte.
Sie geſtunden, dieß geſchehe mehr als zu oft.
„Der Fr. Sinclair Haus waͤre ein ganz ar-
„tiges Haus, und fuͤr Leute vom erſten Range be-
„quem. Wahr genug, Bruder! Sie ſelbſt
„waͤre eine Wittwe von recht guten Umſtaͤnden:
„eine Wittwe von gutem Stande ‒ wie ſie ſind,
„Fr. Moore. Sie vermiethet Zimmer ‒ ‒ wie
„ſie, Fr. Moore. Sie iſt vordem unter vortheil-
„haftern Umſtaͤnden geweſen ‒ wie ſie, Fr. Moo-
„re, vielleicht auch geweſen ſind. Sie iſt die
„Wittwe des Obriſten Sinclair: Sie, Fr. Moo-
„re, koͤnnen den Obriſten Sinclair wohl kennen
„‒ ‒ Er hat zu Hampſtead Zimmer gehabt.
Sie hatte von dem Namen gehoͤret.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 253. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/259>, abgerufen am 24.11.2024.
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