Unruhe, daß ich von meiner alten Regel, ob gleich in so guter Absicht, gewichen bin. Allein, mein lieber Freund Johann Harlowe wollte es so ha- ben. Jnzwischen habe ich niemals eine Abwei- chung von dieser Art, eine ganz einfache Ab- weichung, die nur einen einzigen Tritt ausmachet, gefunden. Nichts desto weniger, damit es so gut werde, als es immer werden kann, erlauben Sie mir, mein Herr, daß ich die Fräulein noch ein- mal ersuche, die ausgebrachte Nachricht wahr zu machen.] Wenn sie beyde die Sache einhellig gestehen: so wird es bey einem jeden eine unver- schämte Dreistigkeit seyn, genau nach dem Tage oder der Woche zu fragen. [Und wer wird im Stande seyn, meine Aussage einer Falschheit zu beschuldigen; wenn es so geheim vollzogen wird, als Sie gesonnen sind: da die Weibsleu- te, bey denen Sie wohnen, gehörig vorbereitet sind, wie Sie sagen, und wirklich glauben, daß Sie schon längst getrauet worden?]
Unterdessen ist sehr wahrscheinlich, daß genaue Nachfrage geschehen wird: und deswegen ist es nöthig, sich vorher wohl zu verwahren. Denn Herr Jacob Harlowe will nicht glauben, daß Sie vermählet sind. Er weiß gewiß, saget er, daß Sie beyde mit einander in einem Hause gewoh- net haben, als Herr Hickmanns Antrag bey Hrn. Joh. Harlowe geschehen ist. Wenn Sie aber eine Zeitlang bey einander gelebet haben: so schließet er aus Jhrem Charakter, Herr Lovelace, es sey nicht wahrscheinlich, daß Sie es jemals zur
Hey-
Unruhe, daß ich von meiner alten Regel, ob gleich in ſo guter Abſicht, gewichen bin. Allein, mein lieber Freund Johann Harlowe wollte es ſo ha- ben. Jnzwiſchen habe ich niemals eine Abwei- chung von dieſer Art, eine ganz einfache Ab- weichung, die nur einen einzigen Tritt ausmachet, gefunden. Nichts deſto weniger, damit es ſo gut werde, als es immer werden kann, erlauben Sie mir, mein Herr, daß ich die Fraͤulein noch ein- mal erſuche, die ausgebrachte Nachricht wahr zu machen.] Wenn ſie beyde die Sache einhellig geſtehen: ſo wird es bey einem jeden eine unver- ſchaͤmte Dreiſtigkeit ſeyn, genau nach dem Tage oder der Woche zu fragen. [Und wer wird im Stande ſeyn, meine Ausſage einer Falſchheit zu beſchuldigen; wenn es ſo geheim vollzogen wird, als Sie geſonnen ſind: da die Weibsleu- te, bey denen Sie wohnen, gehoͤrig vorbereitet ſind, wie Sie ſagen, und wirklich glauben, daß Sie ſchon laͤngſt getrauet worden?]
Unterdeſſen iſt ſehr wahrſcheinlich, daß genaue Nachfrage geſchehen wird: und deswegen iſt es noͤthig, ſich vorher wohl zu verwahren. Denn Herr Jacob Harlowe will nicht glauben, daß Sie vermaͤhlet ſind. Er weiß gewiß, ſaget er, daß Sie beyde mit einander in einem Hauſe gewoh- net haben, als Herr Hickmanns Antrag bey Hrn. Joh. Harlowe geſchehen iſt. Wenn Sie aber eine Zeitlang bey einander gelebet haben: ſo ſchließet er aus Jhrem Charakter, Herr Lovelace, es ſey nicht wahrſcheinlich, daß Sie es jemals zur
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Unruhe, daß ich von meiner alten Regel, ob gleich
in ſo guter Abſicht, gewichen bin. Allein, mein
lieber Freund Johann Harlowe wollte es ſo ha-
ben. Jnzwiſchen habe ich niemals eine Abwei-
chung von dieſer Art, eine ganz einfache Ab-
weichung, die nur einen einzigen Tritt ausmachet,
gefunden. Nichts deſto weniger, damit es ſo gut
werde, als es immer werden kann, erlauben Sie
mir, mein Herr, daß ich die Fraͤulein noch ein-
mal erſuche, die ausgebrachte Nachricht wahr zu
machen.] Wenn ſie beyde die Sache einhellig
geſtehen: ſo wird es bey einem jeden eine unver-
ſchaͤmte Dreiſtigkeit ſeyn, genau nach dem Tage
oder der Woche zu fragen. [Und wer wird
im Stande ſeyn, meine Ausſage einer Falſchheit
zu beſchuldigen; wenn es ſo geheim vollzogen
wird, als Sie geſonnen ſind: da die Weibsleu-
te, bey denen Sie wohnen, gehoͤrig vorbereitet
ſind, wie Sie ſagen, und wirklich glauben, daß
Sie ſchon laͤngſt getrauet worden?]
Unterdeſſen iſt ſehr wahrſcheinlich, daß genaue
Nachfrage geſchehen wird: und deswegen iſt es
noͤthig, ſich vorher wohl zu verwahren. Denn
Herr Jacob Harlowe will nicht glauben, daß Sie
vermaͤhlet ſind. Er weiß gewiß, ſaget er, daß
Sie beyde mit einander in einem Hauſe gewoh-
net haben, als Herr Hickmanns Antrag bey Hrn.
Joh. Harlowe geſchehen iſt. Wenn Sie aber
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 260. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/266>, abgerufen am 24.11.2024.
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