erzählet hat; daß seine jüngste Schwester durch die vorgesetzte Aenderung zuletzt mehr Vortheil erhalten werde, als er wünschet. Er hat sich schon Mühe gegeben, seinen Onkel Harlowe dar- über auszufragen, und gern wissen wollen, ob von Seiten seiner Schwester ein neuer Antrag an ihn gekommen sey. Herr Harlowe wollte ihm nicht eigentlich antworten: sondern bezeigte, wie sehr er eine allgemeine Aussöhnung wünschte, und daß er hoffte, seine Base würde verheyrathet seyn. Darüber ward der hltzige junge Herr böse: und er erinnerte seinen Onkel an die Ver- pflichtungen, die sie alle bey seiner Schwester Entlaufung übernommen hätten, sich nicht an- ders, als mit allgemeiner Einwilligung, auszusöhnen.
Herr Joh. Harlowe beklagt sich oft gegen mich über die Unbändigkeit seines Vetters, und sagt, daß der junge Herr itzo, da er niemand hat, für dessen höhere Einsicht er Achtung haben muß, in seiner Aufführung gegen keinen von ihnen den Wohlstand beobachtet. Dieß vermehret bey meinem Herrn Harlowe mehr, als jemals, das Verlangen, seine jüngste Base wieder in Gunst zu bringen. Jch will nicht alles sagen, was ich von des jungen Herrn außerordentlichen Gierig- keit sagen könnte: aber man sollte denken, daß solche Leute, die alles an sich ziehen wollen, ewig in der Welt zu leben vermuthen.
"Jch nahm mir erst vor kaum zwo Stunden "die Freyheit, die Errichtung eines Briefwech-
sels
erzaͤhlet hat; daß ſeine juͤngſte Schweſter durch die vorgeſetzte Aenderung zuletzt mehr Vortheil erhalten werde, als er wuͤnſchet. Er hat ſich ſchon Muͤhe gegeben, ſeinen Onkel Harlowe dar- uͤber auszufragen, und gern wiſſen wollen, ob von Seiten ſeiner Schweſter ein neuer Antrag an ihn gekommen ſey. Herr Harlowe wollte ihm nicht eigentlich antworten: ſondern bezeigte, wie ſehr er eine allgemeine Ausſoͤhnung wuͤnſchte, und daß er hoffte, ſeine Baſe wuͤrde verheyrathet ſeyn. Daruͤber ward der hltzige junge Herr boͤſe: und er erinnerte ſeinen Onkel an die Ver- pflichtungen, die ſie alle bey ſeiner Schweſter Entlaufung uͤbernommen haͤtten, ſich nicht an- ders, als mit allgemeiner Einwilligung, auszuſoͤhnen.
Herr Joh. Harlowe beklagt ſich oft gegen mich uͤber die Unbaͤndigkeit ſeines Vetters, und ſagt, daß der junge Herr itzo, da er niemand hat, fuͤr deſſen hoͤhere Einſicht er Achtung haben muß, in ſeiner Auffuͤhrung gegen keinen von ihnen den Wohlſtand beobachtet. Dieß vermehret bey meinem Herrn Harlowe mehr, als jemals, das Verlangen, ſeine juͤngſte Baſe wieder in Gunſt zu bringen. Jch will nicht alles ſagen, was ich von des jungen Herrn außerordentlichen Gierig- keit ſagen koͤnnte: aber man ſollte denken, daß ſolche Leute, die alles an ſich ziehen wollen, ewig in der Welt zu leben vermuthen.
„Jch nahm mir erſt vor kaum zwo Stunden „die Freyheit, die Errichtung eines Briefwech-
ſels
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erzaͤhlet hat; daß ſeine juͤngſte Schweſter durch
die vorgeſetzte Aenderung zuletzt mehr Vortheil
erhalten werde, als er wuͤnſchet. Er hat ſich
ſchon Muͤhe gegeben, ſeinen Onkel Harlowe dar-
uͤber auszufragen, und gern wiſſen wollen, ob von
Seiten ſeiner Schweſter ein neuer Antrag an
ihn gekommen ſey. Herr Harlowe wollte ihm
nicht eigentlich antworten: ſondern bezeigte, wie
ſehr er eine allgemeine Ausſoͤhnung wuͤnſchte,
und daß er hoffte, ſeine Baſe wuͤrde verheyrathet
ſeyn. Daruͤber ward der hltzige junge Herr
boͤſe: und er erinnerte ſeinen Onkel an die Ver-
pflichtungen, die ſie alle bey ſeiner Schweſter
Entlaufung uͤbernommen haͤtten, ſich nicht an-
ders, als mit allgemeiner Einwilligung,
auszuſoͤhnen.
Herr Joh. Harlowe beklagt ſich oft gegen
mich uͤber die Unbaͤndigkeit ſeines Vetters, und
ſagt, daß der junge Herr itzo, da er niemand hat,
fuͤr deſſen hoͤhere Einſicht er Achtung haben muß,
in ſeiner Auffuͤhrung gegen keinen von ihnen den
Wohlſtand beobachtet. Dieß vermehret bey
meinem Herrn Harlowe mehr, als jemals, das
Verlangen, ſeine juͤngſte Baſe wieder in Gunſt
zu bringen. Jch will nicht alles ſagen, was ich
von des jungen Herrn außerordentlichen Gierig-
keit ſagen koͤnnte: aber man ſollte denken, daß
ſolche Leute, die alles an ſich ziehen wollen,
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„Jch nahm mir erſt vor kaum zwo Stunden
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 262. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/268>, abgerufen am 24.11.2024.
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