unterdessen, daß sie ihn im Schwatz aufhalten, hinausgehen könnte?
Jungf. R. Erlauben sie mir noch eine Fra- ge, Jhro Gnaden. Jst es gar nicht zu hoffen, daß die Sache wieder beygeleget werde? Thäten sie nicht besser, wenn sie mit ihm sprächen? Er liebet sie gewiß herzlich. Er ist ein artiger Herr. Sie können ihn vielleicht erbittern und es für sich selbst noch schlimmer machen.
Cl. O! Frau Moore! O! Jungfer Raw- lins! Sie kennen den Kerl nicht. Jch wünsche sein Angesicht nicht mehr zu sehen und Zeit Lebens kein Wort mehr mit ihm zu wechseln.
Fr. Moore. Jch befinde nicht, Jungfer Rawlins, daß der Herr irgend etwas falsch er- zählet hat. Sie sehen, Jhro Gnaden, sprach sie zu meiner Clarissa, wie ehrerbietig er sich be- zeiget, daß er nicht hereinkommt, bis er die Er- laubniß hat. Er liebet sie herzlich. Ey, Jhro Gnaden, erlauben sie ihm, wie er wünschet, von dem Jnhalt der Briefe mit ihm zu sprechen.
Das war recht gütig von der Frau Moore. Frau Moore, dachte ich, ist eine gar gute Frau - - Jch fluchte nicht mehr auf sie.
Jungfer Rawlins sagte etwas, aber so leise, daß ich nicht hören konnte, was es war. Es wurde so beantwortet:
Cl. Jch bin sehr elend daran! Jch weiß nicht, was ich thun soll! - - Allein, Fr. Moore, haben sie die Güte, ihm seine Briefe zuzustellen. - Hier sind sie. - - Seyn sie so gut und sagen
ihm,
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unterdeſſen, daß ſie ihn im Schwatz aufhalten, hinausgehen koͤnnte?
Jungf. R. Erlauben ſie mir noch eine Fra- ge, Jhro Gnaden. Jſt es gar nicht zu hoffen, daß die Sache wieder beygeleget werde? Thaͤten ſie nicht beſſer, wenn ſie mit ihm ſpraͤchen? Er liebet ſie gewiß herzlich. Er iſt ein artiger Herr. Sie koͤnnen ihn vielleicht erbittern und es fuͤr ſich ſelbſt noch ſchlimmer machen.
Cl. O! Frau Moore! O! Jungfer Raw- lins! Sie kennen den Kerl nicht. Jch wuͤnſche ſein Angeſicht nicht mehr zu ſehen und Zeit Lebens kein Wort mehr mit ihm zu wechſeln.
Fr. Moore. Jch befinde nicht, Jungfer Rawlins, daß der Herr irgend etwas falſch er- zaͤhlet hat. Sie ſehen, Jhro Gnaden, ſprach ſie zu meiner Clariſſa, wie ehrerbietig er ſich be- zeiget, daß er nicht hereinkommt, bis er die Er- laubniß hat. Er liebet ſie herzlich. Ey, Jhro Gnaden, erlauben ſie ihm, wie er wuͤnſchet, von dem Jnhalt der Briefe mit ihm zu ſprechen.
Das war recht guͤtig von der Frau Moore. Frau Moore, dachte ich, iſt eine gar gute Frau ‒ ‒ Jch fluchte nicht mehr auf ſie.
Jungfer Rawlins ſagte etwas, aber ſo leiſe, daß ich nicht hoͤren konnte, was es war. Es wurde ſo beantwortet:
Cl. Jch bin ſehr elend daran! Jch weiß nicht, was ich thun ſoll! ‒ ‒ Allein, Fr. Moore, haben ſie die Guͤte, ihm ſeine Briefe zuzuſtellen. ‒ Hier ſind ſie. ‒ ‒ Seyn ſie ſo gut und ſagen
ihm,
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unterdeſſen, daß ſie ihn im Schwatz aufhalten,
hinausgehen koͤnnte?
Jungf. R. Erlauben ſie mir noch eine Fra-
ge, Jhro Gnaden. Jſt es gar nicht zu hoffen,
daß die Sache wieder beygeleget werde? Thaͤten
ſie nicht beſſer, wenn ſie mit ihm ſpraͤchen? Er
liebet ſie gewiß herzlich. Er iſt ein artiger Herr.
Sie koͤnnen ihn vielleicht erbittern und es fuͤr ſich
ſelbſt noch ſchlimmer machen.
Cl. O! Frau Moore! O! Jungfer Raw-
lins! Sie kennen den Kerl nicht. Jch wuͤnſche
ſein Angeſicht nicht mehr zu ſehen und Zeit Lebens
kein Wort mehr mit ihm zu wechſeln.
Fr. Moore. Jch befinde nicht, Jungfer
Rawlins, daß der Herr irgend etwas falſch er-
zaͤhlet hat. Sie ſehen, Jhro Gnaden, ſprach
ſie zu meiner Clariſſa, wie ehrerbietig er ſich be-
zeiget, daß er nicht hereinkommt, bis er die Er-
laubniß hat. Er liebet ſie herzlich. Ey, Jhro
Gnaden, erlauben ſie ihm, wie er wuͤnſchet, von
dem Jnhalt der Briefe mit ihm zu ſprechen.
Das war recht guͤtig von der Frau Moore.
Frau Moore, dachte ich, iſt eine gar gute Frau
‒ ‒ Jch fluchte nicht mehr auf ſie.
Jungfer Rawlins ſagte etwas, aber ſo leiſe,
daß ich nicht hoͤren konnte, was es war. Es
wurde ſo beantwortet:
Cl. Jch bin ſehr elend daran! Jch weiß
nicht, was ich thun ſoll! ‒ ‒ Allein, Fr. Moore,
haben ſie die Guͤte, ihm ſeine Briefe zuzuſtellen.
‒ Hier ſind ſie. ‒ ‒ Seyn ſie ſo gut und ſagen
ihm,
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 297. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/303>, abgerufen am 24.11.2024.
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