nicht, wie meinen Onkel den Lord M. und die Lady Sarah verlanget, ihnen Glück zu wünschen? weil sie mir und ihrer ganzen Familie zum Glü- cke dienen? Jst es möglich, daß sie an dem ver- sprochenen Besuche der Lady Elisabeth und meiner Base Montague kein Vergnügen finden? Daß sie sich den Schutz nicht gesallen lassen, den ih- nen diese anbieten, wenn sie mit meinem nicht zufrieden sind? - Wünschen sie gar nicht ihres Onkels Freund zu sehen? - - Bleiben sie doch nur so lange, bis der Capitain Tomlinson kommt - Hören sie von ihm die Zeitung, wie vollkom- men ihr Onkel unserer beyden Wünsche genehm halte.
Sie schien ganz in die Enge getrieben, wäre beynahe zur Erden gesunken und ward genöthigt, sich an das Tafelwerk zu lehnen, wie ich zu ihren Füssen kniete. Endlich brach ein Strohm von Thränen aus ihren nicht mehr so zornigen Augen hervor - - Gütiger Himmel, sprach sie mit Er- hebung ihres liebenswürdigen Angesichtes und mit zusammengeschlagenen Händen, wie soll es endlich mit mir werden? - - Errette mich von diesem gefährlichen Menschen und lenke mich auf den rechten Weg! - - Jch weis nicht, was ich thue, was ich thun kann, was ich thun soll.
Da ich gestanden hatte, daß unsere Vermäh- lung nur halb vollendet wäre: so hörten die bey- den Weibsleute bey diesem ganzen Aufzuge nichts, das meiner Erzählung widersprochen, offenbar widersprochen, hätte. Sie glaubten in ihrem
wie-
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nicht, wie meinen Onkel den Lord M. und die Lady Sarah verlanget, ihnen Gluͤck zu wuͤnſchen? weil ſie mir und ihrer ganzen Familie zum Gluͤ- cke dienen? Jſt es moͤglich, daß ſie an dem ver- ſprochenen Beſuche der Lady Eliſabeth und meiner Baſe Montague kein Vergnuͤgen finden? Daß ſie ſich den Schutz nicht geſallen laſſen, den ih- nen dieſe anbieten, wenn ſie mit meinem nicht zufrieden ſind? ‒ Wuͤnſchen ſie gar nicht ihres Onkels Freund zu ſehen? ‒ ‒ Bleiben ſie doch nur ſo lange, bis der Capitain Tomlinſon kommt ‒ Hoͤren ſie von ihm die Zeitung, wie vollkom- men ihr Onkel unſerer beyden Wuͤnſche genehm halte.
Sie ſchien ganz in die Enge getrieben, waͤre beynahe zur Erden geſunken und ward genoͤthigt, ſich an das Tafelwerk zu lehnen, wie ich zu ihren Fuͤſſen kniete. Endlich brach ein Strohm von Thraͤnen aus ihren nicht mehr ſo zornigen Augen hervor ‒ ‒ Guͤtiger Himmel, ſprach ſie mit Er- hebung ihres liebenswuͤrdigen Angeſichtes und mit zuſammengeſchlagenen Haͤnden, wie ſoll es endlich mit mir werden? ‒ ‒ Errette mich von dieſem gefaͤhrlichen Menſchen und lenke mich auf den rechten Weg! ‒ ‒ Jch weis nicht, was ich thue, was ich thun kann, was ich thun ſoll.
Da ich geſtanden hatte, daß unſere Vermaͤh- lung nur halb vollendet waͤre: ſo hoͤrten die bey- den Weibsleute bey dieſem ganzen Aufzuge nichts, das meiner Erzaͤhlung widerſprochen, offenbar widerſprochen, haͤtte. Sie glaubten in ihrem
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nicht, wie meinen Onkel den Lord M. und die
Lady Sarah verlanget, ihnen Gluͤck zu wuͤnſchen?
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cke dienen? Jſt es moͤglich, daß ſie an dem ver-
ſprochenen Beſuche der Lady Eliſabeth und meiner
Baſe Montague kein Vergnuͤgen finden? Daß
ſie ſich den Schutz nicht geſallen laſſen, den ih-
nen dieſe anbieten, wenn ſie mit meinem nicht
zufrieden ſind? ‒ Wuͤnſchen ſie gar nicht ihres
Onkels Freund zu ſehen? ‒ ‒ Bleiben ſie doch
nur ſo lange, bis der Capitain Tomlinſon kommt
‒ Hoͤren ſie von ihm die Zeitung, wie vollkom-
men ihr Onkel unſerer beyden Wuͤnſche genehm
halte.
Sie ſchien ganz in die Enge getrieben, waͤre
beynahe zur Erden geſunken und ward genoͤthigt,
ſich an das Tafelwerk zu lehnen, wie ich zu ihren
Fuͤſſen kniete. Endlich brach ein Strohm von
Thraͤnen aus ihren nicht mehr ſo zornigen Augen
hervor ‒ ‒ Guͤtiger Himmel, ſprach ſie mit Er-
hebung ihres liebenswuͤrdigen Angeſichtes und
mit zuſammengeſchlagenen Haͤnden, wie ſoll es
endlich mit mir werden? ‒ ‒ Errette mich von
dieſem gefaͤhrlichen Menſchen und lenke mich auf
den rechten Weg! ‒ ‒ Jch weis nicht, was ich
thue, was ich thun kann, was ich thun ſoll.
Da ich geſtanden hatte, daß unſere Vermaͤh-
lung nur halb vollendet waͤre: ſo hoͤrten die bey-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/315>, abgerufen am 24.11.2024.
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