Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite



Erlauben sie, daß diese meine Sache führen, daß
diese für meine Ehre Bürgen werden.

Wo Capitain Tomlinson kommt, wenn ich
noch hier bin: so kann ich ihn wohl sehen. Aber
sie, mein Herr - -

Liebster Engel, erlauben sie mir, zu bitten,
daß sie meine Beleidigung bey dem Capitain
nicht schwerer machen, wenn er kommt. Erlau-
ben sie mir, zu bitten - -

Was forderst du? - - Jst es nicht dieß, daß
ich wider mich selbst seyn soll? - - daß ich be-
mänteln soll - -

Beschuldigen sie mich nicht, Fräulein, fiel
ich ihr ins Wort, eines ehrlosen Vorsatzes! - -
Geben sie meiner Beleidigung keine solche Ge-
stalt, daß dadurch ihr Onkel in seiner Meynung
wankend gemacht - - daß dadurch ihr Bruder
in seinen Gedanken bestärket werde - -

Sie flog von mir bis in die andere Ecke des
Zimmers: Sie konnte nicht weiter gehen - -
Und eben den Augenblick kam Fr. Moore herauf
und sagte ihr, daß die Mittagsmahlzeit bereitet
wäre, und daß sie die Jungfer Rawlins beredet
hätte, ihr Gesellschaft zu leisten.

Sie müssen mich entschuldigt halten, Fr.
Moore - Jungfer Rawlins, hoffe ich, wird es
auch thun. Jch kann nicht essen. Jch kann
nicht hinunter gehen. Sie aber, mein Herr, wer-
den es, wie ich vermuthe, für gerecht halten, sich
wegzubegeben: wenigstens so lange, bis der Herr
kommt, auf den sie warten.

Jch



Erlauben ſie, daß dieſe meine Sache fuͤhren, daß
dieſe fuͤr meine Ehre Buͤrgen werden.

Wo Capitain Tomlinſon kommt, wenn ich
noch hier bin: ſo kann ich ihn wohl ſehen. Aber
ſie, mein Herr ‒ ‒

Liebſter Engel, erlauben ſie mir, zu bitten,
daß ſie meine Beleidigung bey dem Capitain
nicht ſchwerer machen, wenn er kommt. Erlau-
ben ſie mir, zu bitten ‒ ‒

Was forderſt du? ‒ ‒ Jſt es nicht dieß, daß
ich wider mich ſelbſt ſeyn ſoll? ‒ ‒ daß ich be-
maͤnteln ſoll ‒ ‒

Beſchuldigen ſie mich nicht, Fraͤulein, fiel
ich ihr ins Wort, eines ehrloſen Vorſatzes! ‒ ‒
Geben ſie meiner Beleidigung keine ſolche Ge-
ſtalt, daß dadurch ihr Onkel in ſeiner Meynung
wankend gemacht ‒ ‒ daß dadurch ihr Bruder
in ſeinen Gedanken beſtaͤrket werde ‒ ‒

Sie flog von mir bis in die andere Ecke des
Zimmers: Sie konnte nicht weiter gehen ‒ ‒
Und eben den Augenblick kam Fr. Moore herauf
und ſagte ihr, daß die Mittagsmahlzeit bereitet
waͤre, und daß ſie die Jungfer Rawlins beredet
haͤtte, ihr Geſellſchaft zu leiſten.

Sie muͤſſen mich entſchuldigt halten, Fr.
Moore ‒ Jungfer Rawlins, hoffe ich, wird es
auch thun. Jch kann nicht eſſen. Jch kann
nicht hinunter gehen. Sie aber, mein Herr, wer-
den es, wie ich vermuthe, fuͤr gerecht halten, ſich
wegzubegeben: wenigſtens ſo lange, bis der Herr
kommt, auf den ſie warten.

Jch
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0321" n="315"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
Erlauben &#x017F;ie, daß <hi rendition="#fr">die&#x017F;e</hi> meine Sache fu&#x0364;hren, daß<lb/>
die&#x017F;e fu&#x0364;r meine Ehre Bu&#x0364;rgen werden.</p><lb/>
          <p>Wo Capitain Tomlin&#x017F;on kommt, wenn ich<lb/>
noch hier bin: &#x017F;o kann ich ihn wohl <hi rendition="#fr">&#x017F;ehen.</hi> Aber<lb/><hi rendition="#fr">&#x017F;ie,</hi> mein Herr &#x2012; &#x2012;</p><lb/>
          <p>Lieb&#x017F;ter Engel, erlauben &#x017F;ie mir, zu bitten,<lb/>
daß &#x017F;ie meine Beleidigung bey dem Capitain<lb/>
nicht &#x017F;chwerer machen, wenn er kommt. Erlau-<lb/>
ben &#x017F;ie mir, zu bitten &#x2012; &#x2012;</p><lb/>
          <p>Was forder&#x017F;t du? &#x2012; &#x2012; J&#x017F;t es nicht dieß, daß<lb/>
ich wider mich &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;eyn &#x017F;oll? &#x2012; &#x2012; daß ich be-<lb/>
ma&#x0364;nteln &#x017F;oll &#x2012; &#x2012;</p><lb/>
          <p>Be&#x017F;chuldigen &#x017F;ie mich nicht, Fra&#x0364;ulein, fiel<lb/>
ich ihr ins Wort, eines ehrlo&#x017F;en Vor&#x017F;atzes! &#x2012; &#x2012;<lb/>
Geben &#x017F;ie meiner Beleidigung keine &#x017F;olche Ge-<lb/>
&#x017F;talt, daß dadurch ihr Onkel in &#x017F;einer Meynung<lb/>
wankend gemacht &#x2012; &#x2012; daß dadurch ihr Bruder<lb/>
in &#x017F;einen Gedanken be&#x017F;ta&#x0364;rket werde &#x2012; &#x2012;</p><lb/>
          <p>Sie flog von mir bis in die andere Ecke des<lb/>
Zimmers: <hi rendition="#fr">Sie konnte nicht weiter gehen</hi> &#x2012; &#x2012;<lb/>
Und eben den Augenblick kam Fr. Moore herauf<lb/>
und &#x017F;agte ihr, daß die Mittagsmahlzeit bereitet<lb/>
wa&#x0364;re, und daß &#x017F;ie die Jungfer Rawlins beredet<lb/>
ha&#x0364;tte, ihr Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft zu lei&#x017F;ten.</p><lb/>
          <p>Sie mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en mich ent&#x017F;chuldigt halten, Fr.<lb/>
Moore &#x2012; Jungfer Rawlins, hoffe ich, wird es<lb/>
auch thun. Jch kann nicht e&#x017F;&#x017F;en. Jch kann<lb/>
nicht hinunter gehen. Sie aber, mein Herr, wer-<lb/>
den es, wie ich vermuthe, fu&#x0364;r gerecht halten, &#x017F;ich<lb/>
wegzubegeben: wenig&#x017F;tens &#x017F;o lange, bis der Herr<lb/>
kommt, auf den &#x017F;ie warten.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Jch</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[315/0321] Erlauben ſie, daß dieſe meine Sache fuͤhren, daß dieſe fuͤr meine Ehre Buͤrgen werden. Wo Capitain Tomlinſon kommt, wenn ich noch hier bin: ſo kann ich ihn wohl ſehen. Aber ſie, mein Herr ‒ ‒ Liebſter Engel, erlauben ſie mir, zu bitten, daß ſie meine Beleidigung bey dem Capitain nicht ſchwerer machen, wenn er kommt. Erlau- ben ſie mir, zu bitten ‒ ‒ Was forderſt du? ‒ ‒ Jſt es nicht dieß, daß ich wider mich ſelbſt ſeyn ſoll? ‒ ‒ daß ich be- maͤnteln ſoll ‒ ‒ Beſchuldigen ſie mich nicht, Fraͤulein, fiel ich ihr ins Wort, eines ehrloſen Vorſatzes! ‒ ‒ Geben ſie meiner Beleidigung keine ſolche Ge- ſtalt, daß dadurch ihr Onkel in ſeiner Meynung wankend gemacht ‒ ‒ daß dadurch ihr Bruder in ſeinen Gedanken beſtaͤrket werde ‒ ‒ Sie flog von mir bis in die andere Ecke des Zimmers: Sie konnte nicht weiter gehen ‒ ‒ Und eben den Augenblick kam Fr. Moore herauf und ſagte ihr, daß die Mittagsmahlzeit bereitet waͤre, und daß ſie die Jungfer Rawlins beredet haͤtte, ihr Geſellſchaft zu leiſten. Sie muͤſſen mich entſchuldigt halten, Fr. Moore ‒ Jungfer Rawlins, hoffe ich, wird es auch thun. Jch kann nicht eſſen. Jch kann nicht hinunter gehen. Sie aber, mein Herr, wer- den es, wie ich vermuthe, fuͤr gerecht halten, ſich wegzubegeben: wenigſtens ſo lange, bis der Herr kommt, auf den ſie warten. Jch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/321
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 315. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/321>, abgerufen am 24.11.2024.