dig abwehrte: als sie von mir gegen das Closet zu flohe - -
Was hast du für Recht, zu deinem Vortheil des Himmels Sache zu führen, o scheuslichster unter allen menschlichen Gemüthern!
Darauf wandte sie sich von mir, wischte ihre Augen ab und kehrte sich wieder gegen mich: aber ihr angenehmes Gesicht war halb auf die Seite gerichtet. Jn was für Schwierigkeiten hast du mich verwickelt! - - Du, der du eine ebne Bahn vor dir hattest, nachdem du mich betrügerischer- weise in deine Gewalt gezogen. Mein Gemüth stellet sich auf einmal alle krumme Wege bey dei- nem Verhalten vor. Und wo du so von Clarissa Harlowe denkest, als du nach dem Zeugnisse, das derselben ihr stolzes Herz giebet, von ihr geden- ken solltest: so wirst du dein Glück anderswo su- chen. Wie oft hast du mich gereizet, dir zu sa- gen, daß meine Seele weit über dich erhaben ist?
Um Gottes willen, Fräulein, um einer See- le willen, die sie vom Verderben zu erretten in ihrer Gewalt haben, vergeben sie mir die gesche- hene Beleidigung. Jch will der größte Böse- wicht auf Erden seyn: wo sie aus Vorsatz ge- schehen ist. Doch maße ich mir nicht an, mich zu entschuldigen. Jch überlasse mich gänzlich ihrer mitleidigen Huld und Gunst. Jch will nichts zu meiner Vertheidigung vorbringen, als meine Reue. Sehen sie nur den Capitain Tom- linson. Sehen sie nur meine Tante und Base.
Erlau-
dig abwehrte: als ſie von mir gegen das Cloſet zu flohe ‒ ‒
Was haſt du fuͤr Recht, zu deinem Vortheil des Himmels Sache zu fuͤhren, o ſcheuslichſter unter allen menſchlichen Gemuͤthern!
Darauf wandte ſie ſich von mir, wiſchte ihre Augen ab und kehrte ſich wieder gegen mich: aber ihr angenehmes Geſicht war halb auf die Seite gerichtet. Jn was fuͤr Schwierigkeiten haſt du mich verwickelt! ‒ ‒ Du, der du eine ebne Bahn vor dir hatteſt, nachdem du mich betruͤgeriſcher- weiſe in deine Gewalt gezogen. Mein Gemuͤth ſtellet ſich auf einmal alle krumme Wege bey dei- nem Verhalten vor. Und wo du ſo von Clariſſa Harlowe denkeſt, als du nach dem Zeugniſſe, das derſelben ihr ſtolzes Herz giebet, von ihr geden- ken ſollteſt: ſo wirſt du dein Gluͤck anderswo ſu- chen. Wie oft haſt du mich gereizet, dir zu ſa- gen, daß meine Seele weit uͤber dich erhaben iſt?
Um Gottes willen, Fraͤulein, um einer See- le willen, die ſie vom Verderben zu erretten in ihrer Gewalt haben, vergeben ſie mir die geſche- hene Beleidigung. Jch will der groͤßte Boͤſe- wicht auf Erden ſeyn: wo ſie aus Vorſatz ge- ſchehen iſt. Doch maße ich mir nicht an, mich zu entſchuldigen. Jch uͤberlaſſe mich gaͤnzlich ihrer mitleidigen Huld und Gunſt. Jch will nichts zu meiner Vertheidigung vorbringen, als meine Reue. Sehen ſie nur den Capitain Tom- linſon. Sehen ſie nur meine Tante und Baſe.
Erlau-
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dig abwehrte: als ſie von mir gegen das Cloſet
zu flohe ‒ ‒
Was haſt du fuͤr Recht, zu deinem Vortheil
des Himmels Sache zu fuͤhren, o ſcheuslichſter
unter allen menſchlichen Gemuͤthern!
Darauf wandte ſie ſich von mir, wiſchte ihre
Augen ab und kehrte ſich wieder gegen mich: aber
ihr angenehmes Geſicht war halb auf die Seite
gerichtet. Jn was fuͤr Schwierigkeiten haſt du
mich verwickelt! ‒ ‒ Du, der du eine ebne Bahn
vor dir hatteſt, nachdem du mich betruͤgeriſcher-
weiſe in deine Gewalt gezogen. Mein Gemuͤth
ſtellet ſich auf einmal alle krumme Wege bey dei-
nem Verhalten vor. Und wo du ſo von Clariſſa
Harlowe denkeſt, als du nach dem Zeugniſſe, das
derſelben ihr ſtolzes Herz giebet, von ihr geden-
ken ſollteſt: ſo wirſt du dein Gluͤck anderswo ſu-
chen. Wie oft haſt du mich gereizet, dir zu ſa-
gen, daß meine Seele weit uͤber dich erhaben iſt?
Um Gottes willen, Fraͤulein, um einer See-
le willen, die ſie vom Verderben zu erretten in
ihrer Gewalt haben, vergeben ſie mir die geſche-
hene Beleidigung. Jch will der groͤßte Boͤſe-
wicht auf Erden ſeyn: wo ſie aus Vorſatz ge-
ſchehen iſt. Doch maße ich mir nicht an, mich
zu entſchuldigen. Jch uͤberlaſſe mich gaͤnzlich
ihrer mitleidigen Huld und Gunſt. Jch will
nichts zu meiner Vertheidigung vorbringen, als
meine Reue. Sehen ſie nur den Capitain Tom-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/320>, abgerufen am 24.11.2024.
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