so weit, als ich gethan hätte, in eine Aussöhnung eingelassen haben.
Das wäre recht gut von mir, sagte Frau Moore.
Recht gut, in Wahrheit, sprach Jungfer Rawlins.
Gut! - - Mehr als gut: es ist recht edel- müthig, setzte die Witwe hinzu.
Capit. Ja es ist wahr: ich muß es selbst gestehen. Denn es geht mir nahe, daß dem Herrn Lovelace von ihnen allen unhöflich begeg- net ist - - weit unhöflicher, als daß man sich hätte einbilden können, ein Herr von seinem Stande und Muth würde es hingehen lassen. Aber dabey, mein Herr; hiemit wandte er sich zu mir; denke ich, sie sind durch eine solche Fräu- lein überflüßig belohnet, und müssen billig dem Vater um der Tochter willen vergeben.
Fr. M. Jn der That, das denke ich auch.
Jungf. R. Das muß ein jeder denken, der die gnädige Frau nur gesehen hat.
Die Witwe. B. Ein feines Frauenzim- mer, in Wahrheit! Aber nach dem, was ich ge- höret habe, hat sie einen harten Kopf, und wohl gar einige sehr wunderliche Grillen. Man er- kennet nicht eher, wie schätzbar gute Ehegenossen sind, als bis man sie verloren hat.
Jhr Gewissen zwang ihr hiebey einen Seuf- zer ab.
Lovel. Keine Seele muß auf meinen En- gel etwas zu sagen haben - - Ein Engel ist sie
in
ſo weit, als ich gethan haͤtte, in eine Ausſoͤhnung eingelaſſen haben.
Das waͤre recht gut von mir, ſagte Frau Moore.
Recht gut, in Wahrheit, ſprach Jungfer Rawlins.
Gut! ‒ ‒ Mehr als gut: es iſt recht edel- muͤthig, ſetzte die Witwe hinzu.
Capit. Ja es iſt wahr: ich muß es ſelbſt geſtehen. Denn es geht mir nahe, daß dem Herrn Lovelace von ihnen allen unhoͤflich begeg- net iſt ‒ ‒ weit unhoͤflicher, als daß man ſich haͤtte einbilden koͤnnen, ein Herr von ſeinem Stande und Muth wuͤrde es hingehen laſſen. Aber dabey, mein Herr; hiemit wandte er ſich zu mir; denke ich, ſie ſind durch eine ſolche Fraͤu- lein uͤberfluͤßig belohnet, und muͤſſen billig dem Vater um der Tochter willen vergeben.
Fr. M. Jn der That, das denke ich auch.
Jungf. R. Das muß ein jeder denken, der die gnaͤdige Frau nur geſehen hat.
Die Witwe. B. Ein feines Frauenzim- mer, in Wahrheit! Aber nach dem, was ich ge- hoͤret habe, hat ſie einen harten Kopf, und wohl gar einige ſehr wunderliche Grillen. Man er- kennet nicht eher, wie ſchaͤtzbar gute Ehegenoſſen ſind, als bis man ſie verloren hat.
Jhr Gewiſſen zwang ihr hiebey einen Seuf- zer ab.
Lovel. Keine Seele muß auf meinen En- gel etwas zu ſagen haben ‒ ‒ Ein Engel iſt ſie
in
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0338"n="332"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>ſo weit, als ich gethan haͤtte, in eine Ausſoͤhnung<lb/>
eingelaſſen haben.</p><lb/><p>Das waͤre recht gut von mir, ſagte Frau<lb/>
Moore.</p><lb/><p>Recht gut, in Wahrheit, ſprach Jungfer<lb/>
Rawlins.</p><lb/><p>Gut! ‒‒<hirendition="#fr">Mehr</hi> als gut: es iſt recht edel-<lb/>
muͤthig, ſetzte die Witwe hinzu.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Capit.</hi> Ja es iſt wahr: ich muß es ſelbſt<lb/>
geſtehen. Denn es geht mir nahe, daß dem<lb/>
Herrn Lovelace von ihnen allen unhoͤflich begeg-<lb/>
net iſt ‒‒ weit unhoͤflicher, als daß man ſich<lb/>
haͤtte einbilden koͤnnen, ein Herr von ſeinem<lb/><hirendition="#fr">Stande</hi> und <hirendition="#fr">Muth</hi> wuͤrde es hingehen laſſen.<lb/>
Aber dabey, mein Herr; hiemit wandte er ſich<lb/>
zu mir; denke ich, ſie ſind durch eine ſolche Fraͤu-<lb/>
lein uͤberfluͤßig belohnet, und muͤſſen billig dem<lb/>
Vater um der Tochter willen vergeben.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Fr. M.</hi> Jn der That, das denke ich auch.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Jungf. R.</hi> Das muß ein jeder denken, der<lb/>
die gnaͤdige Frau nur geſehen hat.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Die Witwe. B.</hi> Ein feines Frauenzim-<lb/>
mer, in Wahrheit! Aber nach dem, was ich ge-<lb/>
hoͤret habe, hat ſie einen harten Kopf, und wohl<lb/>
gar einige ſehr wunderliche Grillen. Man er-<lb/>
kennet nicht eher, wie ſchaͤtzbar gute Ehegenoſſen<lb/>ſind, als bis man ſie verloren hat.</p><lb/><p>Jhr Gewiſſen zwang ihr hiebey einen Seuf-<lb/>
zer ab.</p><lb/><p><hirendition="#fr">Lovel.</hi> Keine Seele muß auf meinen En-<lb/>
gel etwas zu ſagen haben ‒‒ Ein Engel iſt ſie<lb/><fwplace="bottom"type="catch">in</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[332/0338]
ſo weit, als ich gethan haͤtte, in eine Ausſoͤhnung
eingelaſſen haben.
Das waͤre recht gut von mir, ſagte Frau
Moore.
Recht gut, in Wahrheit, ſprach Jungfer
Rawlins.
Gut! ‒ ‒ Mehr als gut: es iſt recht edel-
muͤthig, ſetzte die Witwe hinzu.
Capit. Ja es iſt wahr: ich muß es ſelbſt
geſtehen. Denn es geht mir nahe, daß dem
Herrn Lovelace von ihnen allen unhoͤflich begeg-
net iſt ‒ ‒ weit unhoͤflicher, als daß man ſich
haͤtte einbilden koͤnnen, ein Herr von ſeinem
Stande und Muth wuͤrde es hingehen laſſen.
Aber dabey, mein Herr; hiemit wandte er ſich
zu mir; denke ich, ſie ſind durch eine ſolche Fraͤu-
lein uͤberfluͤßig belohnet, und muͤſſen billig dem
Vater um der Tochter willen vergeben.
Fr. M. Jn der That, das denke ich auch.
Jungf. R. Das muß ein jeder denken, der
die gnaͤdige Frau nur geſehen hat.
Die Witwe. B. Ein feines Frauenzim-
mer, in Wahrheit! Aber nach dem, was ich ge-
hoͤret habe, hat ſie einen harten Kopf, und wohl
gar einige ſehr wunderliche Grillen. Man er-
kennet nicht eher, wie ſchaͤtzbar gute Ehegenoſſen
ſind, als bis man ſie verloren hat.
Jhr Gewiſſen zwang ihr hiebey einen Seuf-
zer ab.
Lovel. Keine Seele muß auf meinen En-
gel etwas zu ſagen haben ‒ ‒ Ein Engel iſt ſie
in
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/338>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.