schamhaftige Art mit einem Versuche roth zu werden und mit einem Achselzucken, daß er so ausgelachet wird - - Jch bin für meine zärtli- che Thorheit genug bestrafet.
Jungser Rawlins hatte ihren Fecher genom- men und wollte ihr Angesicht gern darhinter ver- stecken: vermuthlich, weil sie mit ihrem Roth- werden nicht völlig in Bereitschaft war.
Frau Moore hustete und schlug die Augen nieder: und dadurch ließ sie ihres vorübergehen.
Die muntere Witwe lachte inzwischen über- laut, und rühmte den Capitain als einen von des Hudibras methaphysikalischen Köpfen.
Er weiß, was etwas ist: das geht so hoch hinan, Als bey Metaphysik ein Geist nur fliegen kann.
Dieß machte, daß die Jungfer Rawlins wirklich roth wurde. - - Pfuy, Pfuy, Fr. Be- vis, rief sie aus, vor Unwillen, wie ich vermuthe, daß man sie ganz für unwissend hielte.
Kurz von der Sache zu reden: ich gerieth auf die Gedanken, daß ich keinen übeln Tausch gethan; da ich statt unserer Mutter, die ihr Handwerk bekannt werden ließe, die Fr. Moore, die dergleichen nicht für ihr Handwerk erkennete, bekommen hätte. Jn Wahrheit, die Weibsleu- te und ich, ja meine Geliebte selbst, haben alle einerley zum Zwecke: wir sind nur in der Art und Weise, zu dem vorgesetzten Ziele zu gelangen, von einander unterschieden.
Der
Y 3
ſchamhaftige Art mit einem Verſuche roth zu werden und mit einem Achſelzucken, daß er ſo ausgelachet wird ‒ ‒ Jch bin fuͤr meine zaͤrtli- che Thorheit genug beſtrafet.
Jungſer Rawlins hatte ihren Fecher genom- men und wollte ihr Angeſicht gern darhinter ver- ſtecken: vermuthlich, weil ſie mit ihrem Roth- werden nicht voͤllig in Bereitſchaft war.
Frau Moore huſtete und ſchlug die Augen nieder: und dadurch ließ ſie ihres voruͤbergehen.
Die muntere Witwe lachte inzwiſchen uͤber- laut, und ruͤhmte den Capitain als einen von des Hudibras methaphyſikaliſchen Koͤpfen.
Er weiß, was etwas iſt: das geht ſo hoch hinan, Als bey Metaphyſik ein Geiſt nur fliegen kann.
Dieß machte, daß die Jungfer Rawlins wirklich roth wurde. ‒ ‒ Pfuy, Pfuy, Fr. Be- vis, rief ſie aus, vor Unwillen, wie ich vermuthe, daß man ſie ganz fuͤr unwiſſend hielte.
Kurz von der Sache zu reden: ich gerieth auf die Gedanken, daß ich keinen uͤbeln Tauſch gethan; da ich ſtatt unſerer Mutter, die ihr Handwerk bekannt werden ließe, die Fr. Moore, die dergleichen nicht fuͤr ihr Handwerk erkennete, bekommen haͤtte. Jn Wahrheit, die Weibsleu- te und ich, ja meine Geliebte ſelbſt, haben alle einerley zum Zwecke: wir ſind nur in der Art und Weiſe, zu dem vorgeſetzten Ziele zu gelangen, von einander unterſchieden.
Der
Y 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0347"n="341"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>ſchamhaftige Art mit einem <hirendition="#fr">Verſuche roth zu<lb/>
werden</hi> und mit einem Achſelzucken, daß <hirendition="#fr">er</hi>ſo<lb/>
ausgelachet wird ‒‒ Jch bin fuͤr meine zaͤrtli-<lb/>
che Thorheit genug beſtrafet.</p><lb/><p>Jungſer Rawlins hatte ihren Fecher genom-<lb/>
men und wollte ihr Angeſicht gern darhinter ver-<lb/>ſtecken: vermuthlich, weil ſie mit ihrem Roth-<lb/>
werden nicht voͤllig in Bereitſchaft war.</p><lb/><p>Frau Moore huſtete und ſchlug die Augen<lb/>
nieder: und dadurch ließ ſie ihres voruͤbergehen.</p><lb/><p>Die muntere Witwe lachte inzwiſchen uͤber-<lb/>
laut, und ruͤhmte den Capitain als einen von<lb/>
des Hudibras methaphyſikaliſchen Koͤpfen.</p><lb/><lgtype="poem"><l>Er weiß, was etwas iſt: das geht ſo hoch hinan,</l><lb/><l>Als bey Metaphyſik ein Geiſt nur fliegen kann.</l></lg><lb/><p>Dieß machte, daß die Jungfer Rawlins<lb/>
wirklich roth wurde. ‒‒ Pfuy, Pfuy, Fr. Be-<lb/>
vis, rief ſie aus, vor Unwillen, wie ich vermuthe,<lb/>
daß man ſie ganz fuͤr unwiſſend hielte.</p><lb/><p>Kurz von der Sache zu reden: ich gerieth<lb/>
auf die Gedanken, daß ich keinen uͤbeln Tauſch<lb/>
gethan; da ich ſtatt unſerer Mutter, die ihr<lb/>
Handwerk bekannt werden ließe, die Fr. Moore,<lb/>
die dergleichen nicht fuͤr ihr Handwerk erkennete,<lb/>
bekommen haͤtte. Jn Wahrheit, die Weibsleu-<lb/>
te und ich, ja meine Geliebte ſelbſt, haben alle<lb/>
einerley zum Zwecke: wir ſind nur in der Art<lb/>
und Weiſe, zu dem vorgeſetzten Ziele zu gelangen,<lb/>
von einander unterſchieden.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="sig">Y 3</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Der</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[341/0347]
ſchamhaftige Art mit einem Verſuche roth zu
werden und mit einem Achſelzucken, daß er ſo
ausgelachet wird ‒ ‒ Jch bin fuͤr meine zaͤrtli-
che Thorheit genug beſtrafet.
Jungſer Rawlins hatte ihren Fecher genom-
men und wollte ihr Angeſicht gern darhinter ver-
ſtecken: vermuthlich, weil ſie mit ihrem Roth-
werden nicht voͤllig in Bereitſchaft war.
Frau Moore huſtete und ſchlug die Augen
nieder: und dadurch ließ ſie ihres voruͤbergehen.
Die muntere Witwe lachte inzwiſchen uͤber-
laut, und ruͤhmte den Capitain als einen von
des Hudibras methaphyſikaliſchen Koͤpfen.
Er weiß, was etwas iſt: das geht ſo hoch hinan,
Als bey Metaphyſik ein Geiſt nur fliegen kann.
Dieß machte, daß die Jungfer Rawlins
wirklich roth wurde. ‒ ‒ Pfuy, Pfuy, Fr. Be-
vis, rief ſie aus, vor Unwillen, wie ich vermuthe,
daß man ſie ganz fuͤr unwiſſend hielte.
Kurz von der Sache zu reden: ich gerieth
auf die Gedanken, daß ich keinen uͤbeln Tauſch
gethan; da ich ſtatt unſerer Mutter, die ihr
Handwerk bekannt werden ließe, die Fr. Moore,
die dergleichen nicht fuͤr ihr Handwerk erkennete,
bekommen haͤtte. Jn Wahrheit, die Weibsleu-
te und ich, ja meine Geliebte ſelbſt, haben alle
einerley zum Zwecke: wir ſind nur in der Art
und Weiſe, zu dem vorgeſetzten Ziele zu gelangen,
von einander unterſchieden.
Der
Y 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/347>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.