[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.siehest, daß Fräulein Lardner, Frau Sinclair, darinn zu seyn. Er hat Jhnen und so gar seinen eignen Angehörigen, jederzeit gewiesen, daß er seinen Stolz seinen Vortheilen vorziehe. Er ist ein offenbarer Feind vom Ehestande und ein berüchtigter Ränke- schmieder. Er ist voll von seinen Erfindungen und thut groß damit. Da seine Eitelkeit ihm in den Kopf gesetzet hatte, daß kein Frauenzimmer gegen seine Liebe Stand halten könnte: so ist es gar kein Wun- der, daß er sich, wie ein Löwe im Garn, gegen eine Neigung sträubete, die er nicht mit gleicher Neigung, seinen Gedanken nach, vergolten sahe. Daher ist es vielleicht nicht schwer zu glaubeu, daß es einem solchen schlechten Kerl, als er ist, möglich geworden, seinen alten Vorurtheilen gegen den Ehestand und der Rachbegierde, die allezeit eine Hauptbegierde bey ihm gewesen war, freyen Lauf zu lassen. Und eben hierinn finden wir eine Erklärung von seinem Zögern; von seinen quälenden Weitläuf- tigkeiten; von seiner Bemühung, wodurch er Sie dahin gebracht, sich gefallen zu lassen, daß er in eben dem Hause wohnete; von seinem Vorgeben bey den Leuten in demselben, als wenn Sie sein Weib wa- ren; von seinem Einfall, Sie in die Gesellschaft sei- ner ausschweifenden Mitgesellen zu bringen; von dem Versuche, Jhnen die Jungfer Partington als eine Beyschläferinn aufzudringen u. s. w. Meine Gründe für das Gegentheil, daß er nämlich itzo entschlossen ist, Jhnen alle Gerechtig- keit wiederfahren zu lassen, die in seiner Gewalt stehet, sind diese. Er sieht, daß alle seine eigne Ver- wandten sich Jhrer Sache ernstlich angenommen haben. Hiernächst liebet Sie der scheusliche Kerl; - - wiewohl es eine solche Liebe ist, als Herodes ge- gen Z 5
ſieheſt, daß Fraͤulein Lardner, Frau Sinclair, darinn zu ſeyn. Er hat Jhnen und ſo gar ſeinen eignen Angehoͤrigen, jederzeit gewieſen, daß er ſeinen Stolz ſeinen Vortheilen vorziehe. Er iſt ein offenbarer Feind vom Eheſtande und ein beruͤchtigter Raͤnke- ſchmieder. Er iſt voll von ſeinen Erfindungen und thut groß damit. Da ſeine Eitelkeit ihm in den Kopf geſetzet hatte, daß kein Frauenzimmer gegen ſeine Liebe Stand halten koͤnnte: ſo iſt es gar kein Wun- der, daß er ſich, wie ein Loͤwe im Garn, gegen eine Neigung ſtraͤubete, die er nicht mit gleicher Neigung, ſeinen Gedanken nach, vergolten ſahe. Daher iſt es vielleicht nicht ſchwer zu glaubeu, daß es einem ſolchen ſchlechten Kerl, als er iſt, moͤglich geworden, ſeinen alten Vorurtheilen gegen den Eheſtand und der Rachbegierde, die allezeit eine Hauptbegierde bey ihm geweſen war, freyen Lauf zu laſſen. Und eben hierinn finden wir eine Erklaͤrung von ſeinem Zoͤgern; von ſeinen quaͤlenden Weitlaͤuf- tigkeiten; von ſeiner Bemuͤhung, wodurch er Sie dahin gebracht, ſich gefallen zu laſſen, daß er in eben dem Hauſe wohnete; von ſeinem Vorgeben bey den Leuten in demſelben, als wenn Sie ſein Weib wa- ren; von ſeinem Einfall, Sie in die Geſellſchaft ſei- ner ausſchweifenden Mitgeſellen zu bringen; von dem Verſuche, Jhnen die Jungfer Partington als eine Beyſchlaͤferinn aufzudringen u. ſ. w. Meine Gruͤnde fuͤr das Gegentheil, daß er naͤmlich itzo entſchloſſen iſt, Jhnen alle Gerechtig- keit wiederfahren zu laſſen, die in ſeiner Gewalt ſtehet, ſind dieſe. Er ſieht, daß alle ſeine eigne Ver- wandten ſich Jhrer Sache ernſtlich angenommen haben. Hiernaͤchſt liebet Sie der ſcheusliche Kerl; ‒ ‒ wiewohl es eine ſolche Liebe iſt, als Herodes ge- gen Z 5
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Angehoͤrigen, jederzeit gewieſen, daß er ſeinen Stolz
ſeinen Vortheilen vorziehe. Er iſt ein offenbarer
Feind vom Eheſtande und ein beruͤchtigter Raͤnke-
ſchmieder. Er iſt voll von ſeinen Erfindungen und thut
groß damit. Da ſeine Eitelkeit ihm in den Kopf
geſetzet hatte, daß kein Frauenzimmer gegen ſeine
Liebe Stand halten koͤnnte: ſo iſt es gar kein Wun-
der, daß er ſich, wie ein Loͤwe im Garn, gegen eine
Neigung ſtraͤubete, die er nicht mit gleicher Neigung,
ſeinen Gedanken nach, vergolten ſahe. Daher iſt
es vielleicht nicht ſchwer zu glaubeu, daß es einem
ſolchen ſchlechten Kerl, als er iſt, moͤglich geworden,
ſeinen alten Vorurtheilen gegen den Eheſtand und
der Rachbegierde, die allezeit eine Hauptbegierde bey
ihm geweſen war, freyen Lauf zu laſſen.
Und eben hierinn finden wir eine Erklaͤrung
von ſeinem Zoͤgern; von ſeinen quaͤlenden Weitlaͤuf-
tigkeiten; von ſeiner Bemuͤhung, wodurch er Sie
dahin gebracht, ſich gefallen zu laſſen, daß er in eben
dem Hauſe wohnete; von ſeinem Vorgeben bey den
Leuten in demſelben, als wenn Sie ſein Weib wa-
ren; von ſeinem Einfall, Sie in die Geſellſchaft ſei-
ner ausſchweifenden Mitgeſellen zu bringen; von
dem Verſuche, Jhnen die Jungfer Partington als
eine Beyſchlaͤferinn aufzudringen u. ſ. w.
Meine Gruͤnde fuͤr das Gegentheil, daß er
naͤmlich itzo entſchloſſen iſt, Jhnen alle Gerechtig-
keit wiederfahren zu laſſen, die in ſeiner Gewalt
ſtehet, ſind dieſe. Er ſieht, daß alle ſeine eigne Ver-
wandten ſich Jhrer Sache ernſtlich angenommen
haben. Hiernaͤchſt liebet Sie der ſcheusliche Kerl;
‒ ‒ wiewohl es eine ſolche Liebe iſt, als Herodes ge-
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