[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.lein Howe beybehalten? Warum anders, als aus diesem Sie hielte ihre Augen die ganze Zeit herdurch auf
Sie gerichtet: aber konnte Jhnen nicht ein einzigs mal ins Gesicht fallen; ob sie sich gleich zweymal vor Jhnen neigte. Sie gedachte, Jhnen nach En- digung des Gottesdienstes mündlich ihr Compliment zu machen: denn sie zweifelte gar nicht, daß Sie verheyrathet seyn würden - - und zwar aus einer wunderlichen Ursache - - weil Sie allein in die Kir- che gekommen waren. - - Ein jedes Auge, sagte sie, war, wie gewöhnlich, auf Sie, meine Freundinn ge- richtet. Weil Sie dieß eilfertig zu machen schien, und Sie der Thüre näher waren, als die Fräulein Lardner: so entwischten Sie eher, als sie zu Jhnen kommen konnte. Allein sie befahl ihrem Bedienten, Jhnen bis ans Haus zu folgen. Dieser Diener sa- he Sie in eine Sänfte steigen, welche Jhrer war- tete: und Sie befahlen den Trägern, Sie wieder an den Ort zu bringen, wo Sie von ihnen vorher ab- geholet wären. Die Fräulein Lardner beschreibet das Haus als recht artig, und zum Aufenhalt für manierliche Leute bequem. Die Ursache, warum ich dieß schreibe, ist, daß Sie vielleicht einen Besuch von ihr, oder wenigstens Bothschaft, bekommen werden. Sie haben also Dolemanns Zeugniß für das Haus, und die Leute, bey denen Sie sind: und der ist ein Mann von guten Umständen und auch noch von ziemlich gutem Rufe, der zwar vorher in der That lie- derlich gewesen, aber hernach an ein Frauenzimmer von gutem Herkommen verheyrathet ist, und, weil er einen Anfall vom Schlage gehabt hat, sich, wie man den- ken sollte, bekehret hat. Sie haben auch Herrn Mennels Zeugniß, wenigstens in so fern, daß er nichts lein Howe beybehalten? Warum anders, als aus dieſem Sie hielte ihre Augen die ganze Zeit herdurch auf
Sie gerichtet: aber konnte Jhnen nicht ein einzigs mal ins Geſicht fallen; ob ſie ſich gleich zweymal vor Jhnen neigte. Sie gedachte, Jhnen nach En- digung des Gottesdienſtes muͤndlich ihr Compliment zu machen: denn ſie zweifelte gar nicht, daß Sie verheyrathet ſeyn wuͤrden ‒ ‒ und zwar aus einer wunderlichen Urſache ‒ ‒ weil Sie allein in die Kir- che gekommen waren. ‒ ‒ Ein jedes Auge, ſagte ſie, war, wie gewoͤhnlich, auf Sie, meine Freundinn ge- richtet. Weil Sie dieß eilfertig zu machen ſchien, und Sie der Thuͤre naͤher waren, als die Fraͤulein Lardner: ſo entwiſchten Sie eher, als ſie zu Jhnen kommen konnte. Allein ſie befahl ihrem Bedienten, Jhnen bis ans Haus zu folgen. Dieſer Diener ſa- he Sie in eine Saͤnfte ſteigen, welche Jhrer war- tete: und Sie befahlen den Traͤgern, Sie wieder an den Ort zu bringen, wo Sie von ihnen vorher ab- geholet waͤren. Die Fraͤulein Lardner beſchreibet das Haus als recht artig, und zum Aufenhalt fuͤr manierliche Leute bequem. Die Urſache, warum ich dieß ſchreibe, iſt, daß Sie vielleicht einen Beſuch von ihr, oder wenigſtens Bothſchaft, bekommen werden. Sie haben alſo Dolemanns Zeugniß fuͤr das Haus, und die Leute, bey denen Sie ſind: und der iſt ein Mann von guten Umſtaͤnden und auch noch von ziemlich gutem Rufe, der zwar vorher in der That lie- derlich geweſen, aber hernach an ein Frauenzim̃er von gutem Herkommen verheyrathet iſt, und, weil er einen Anfall vom Schlage gehabt hat, ſich, wie man den- ken ſollte, bekehret hat. Sie haben auch Herrn Mennels Zeugniß, wenigſtens in ſo fern, daß er nichts <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0372" n="366"/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>lein Howe beybehalten? Warum anders, als aus<lb/> Beyſorge, es moͤchte etwa kuͤnſtig ein Brief von</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch">dieſem</fw><lb/> <note xml:id="b09" prev="#b08" place="foot" next="#b10"> <p>Sie hielte ihre Augen die ganze Zeit herdurch auf<lb/> Sie gerichtet: aber konnte Jhnen nicht ein einzigs<lb/> mal ins Geſicht fallen; ob ſie ſich gleich zweymal<lb/> vor Jhnen neigte. Sie gedachte, Jhnen nach En-<lb/> digung des Gottesdienſtes muͤndlich ihr Compliment<lb/> zu machen: denn ſie zweifelte gar nicht, daß Sie<lb/> verheyrathet ſeyn wuͤrden ‒ ‒ und zwar aus einer<lb/> wunderlichen Urſache ‒ ‒ weil Sie allein in die Kir-<lb/> che gekommen waren. ‒ ‒ Ein jedes Auge, ſagte ſie,<lb/> war, wie gewoͤhnlich, auf Sie, meine Freundinn ge-<lb/> richtet. Weil Sie dieß eilfertig zu machen ſchien,<lb/> und Sie der Thuͤre naͤher waren, als die Fraͤulein<lb/> Lardner: ſo entwiſchten Sie eher, als ſie zu Jhnen<lb/> kommen konnte. Allein ſie befahl ihrem Bedienten,<lb/> Jhnen bis ans Haus zu folgen. Dieſer Diener ſa-<lb/> he Sie in eine Saͤnfte ſteigen, welche Jhrer war-<lb/> tete: und Sie befahlen den Traͤgern, Sie wieder an<lb/> den Ort zu bringen, wo Sie von ihnen vorher ab-<lb/> geholet waͤren. Die Fraͤulein Lardner <hi rendition="#fr">beſchreibet<lb/> das Haus</hi> als recht artig, und zum Aufenhalt fuͤr<lb/> manierliche Leute bequem. <hi rendition="#fr">Die Urſache, warum ich<lb/> dieß ſchreibe, iſt, daß Sie vielleicht einen Beſuch<lb/> von ihr, oder wenigſtens Bothſchaft, bekommen<lb/> werden.</hi></p><lb/> <p><hi rendition="#fr">Sie haben alſo Dolemanns Zeugniß fuͤr das<lb/> Haus, und die Leute, bey denen Sie ſind: und der<lb/> iſt</hi> ein Mann von guten Umſtaͤnden und auch noch von<lb/> ziemlich gutem Rufe, der zwar vorher in der That lie-<lb/> derlich geweſen, aber hernach an ein Frauenzim̃er von<lb/> gutem Herkommen verheyrathet iſt, und, weil er einen<lb/> Anfall vom Schlage gehabt hat, ſich, wie man den-<lb/> ken ſollte, bekehret hat. <hi rendition="#fr">Sie haben auch Herrn<lb/> Mennels Zeugniß, wenigſtens in ſo fern, daß er</hi></p><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">nichts</hi> </fw> </note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [366/0372]
lein Howe beybehalten? Warum anders, als aus
Beyſorge, es moͤchte etwa kuͤnſtig ein Brief von
dieſem
Sie hielte ihre Augen die ganze Zeit herdurch auf
Sie gerichtet: aber konnte Jhnen nicht ein einzigs
mal ins Geſicht fallen; ob ſie ſich gleich zweymal
vor Jhnen neigte. Sie gedachte, Jhnen nach En-
digung des Gottesdienſtes muͤndlich ihr Compliment
zu machen: denn ſie zweifelte gar nicht, daß Sie
verheyrathet ſeyn wuͤrden ‒ ‒ und zwar aus einer
wunderlichen Urſache ‒ ‒ weil Sie allein in die Kir-
che gekommen waren. ‒ ‒ Ein jedes Auge, ſagte ſie,
war, wie gewoͤhnlich, auf Sie, meine Freundinn ge-
richtet. Weil Sie dieß eilfertig zu machen ſchien,
und Sie der Thuͤre naͤher waren, als die Fraͤulein
Lardner: ſo entwiſchten Sie eher, als ſie zu Jhnen
kommen konnte. Allein ſie befahl ihrem Bedienten,
Jhnen bis ans Haus zu folgen. Dieſer Diener ſa-
he Sie in eine Saͤnfte ſteigen, welche Jhrer war-
tete: und Sie befahlen den Traͤgern, Sie wieder an
den Ort zu bringen, wo Sie von ihnen vorher ab-
geholet waͤren. Die Fraͤulein Lardner beſchreibet
das Haus als recht artig, und zum Aufenhalt fuͤr
manierliche Leute bequem. Die Urſache, warum ich
dieß ſchreibe, iſt, daß Sie vielleicht einen Beſuch
von ihr, oder wenigſtens Bothſchaft, bekommen
werden.
Sie haben alſo Dolemanns Zeugniß fuͤr das
Haus, und die Leute, bey denen Sie ſind: und der
iſt ein Mann von guten Umſtaͤnden und auch noch von
ziemlich gutem Rufe, der zwar vorher in der That lie-
derlich geweſen, aber hernach an ein Frauenzim̃er von
gutem Herkommen verheyrathet iſt, und, weil er einen
Anfall vom Schlage gehabt hat, ſich, wie man den-
ken ſollte, bekehret hat. Sie haben auch Herrn
Mennels Zeugniß, wenigſtens in ſo fern, daß er
nichts
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |