Der vier und zwanzigste Brief von Herrn Lovelace an Herrn Joh. Belford.
Aus meinen Zimmern bey Fr. Moore.
Jungfer Rawlins ist bey ihrem Bruder; Fr. Moore hat mit Hausgeschäfften zu thun; die Witwe Bevis putzet sich: also habe ich nichts anders vorzunehmen als zu schreiben. Der ver- fluchte Tomlinson ist noch nicht angekommen! Ohne ihn ist nichts anzufangen.
Jch denke, er soll sich in einem recht hohen Tone über die Begegnung, die ihm gestern wider- fahren ist, beklagen. "Was gehn ihn unsre Sa- "chen an? Er kann keine andere Absicht haben, "als uns zu dienen. Es ist etwas grausames, "einen Mann von seiner Beschäfftigung und von "seinem Ansehen wieder in die Stadt zurück zu "schicken, ohne ihm Gehör gegeben, ohne ihn ge- "sehen zu haben. Er geht niemals aus der Stel- "le, ohne daß etwas wichtiges auf seine Bewe- "gung ankommt. Es ist ein verzweifelt wun- "derliches Ding, so nach seinen Grillen mit eines "solchen Herren Stunden zu spielen. - - Der- "gleichen Weibsleute bilden sich ein, daß alle Ge- "schäffte in der Welt um ihrer eingebildeten "Mutterbeschwerden willen;" ein Wort das sich gut für die Weiber schickt, Bruder! "liegen "bleiben müssen. Daß sich die größten Spiel-
"krämer
Der vier und zwanzigſte Brief von Herrn Lovelace an Herrn Joh. Belford.
Aus meinen Zimmern bey Fr. Moore.
Jungfer Rawlins iſt bey ihrem Bruder; Fr. Moore hat mit Hausgeſchaͤfften zu thun; die Witwe Bevis putzet ſich: alſo habe ich nichts anders vorzunehmen als zu ſchreiben. Der ver- fluchte Tomlinſon iſt noch nicht angekommen! Ohne ihn iſt nichts anzufangen.
Jch denke, er ſoll ſich in einem recht hohen Tone uͤber die Begegnung, die ihm geſtern wider- fahren iſt, beklagen. „Was gehn ihn unſre Sa- „chen an? Er kann keine andere Abſicht haben, „als uns zu dienen. Es iſt etwas grauſames, „einen Mann von ſeiner Beſchaͤfftigung und von „ſeinem Anſehen wieder in die Stadt zuruͤck zu „ſchicken, ohne ihm Gehoͤr gegeben, ohne ihn ge- „ſehen zu haben. Er geht niemals aus der Stel- „le, ohne daß etwas wichtiges auf ſeine Bewe- „gung ankommt. Es iſt ein verzweifelt wun- „derliches Ding, ſo nach ſeinen Grillen mit eines „ſolchen Herren Stunden zu ſpielen. ‒ ‒ Der- „gleichen Weibsleute bilden ſich ein, daß alle Ge- „ſchaͤffte in der Welt um ihrer eingebildeten „Mutterbeſchwerden willen;“ ein Wort das ſich gut fuͤr die Weiber ſchickt, Bruder! „liegen „bleiben muͤſſen. Daß ſich die groͤßten Spiel-
„kraͤmer
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Der vier und zwanzigſte Brief
von
Herrn Lovelace an Herrn Joh. Belford.
Aus meinen Zimmern bey Fr. Moore.
Jungfer Rawlins iſt bey ihrem Bruder; Fr.
Moore hat mit Hausgeſchaͤfften zu thun;
die Witwe Bevis putzet ſich: alſo habe ich nichts
anders vorzunehmen als zu ſchreiben. Der ver-
fluchte Tomlinſon iſt noch nicht angekommen!
Ohne ihn iſt nichts anzufangen.
Jch denke, er ſoll ſich in einem recht hohen
Tone uͤber die Begegnung, die ihm geſtern wider-
fahren iſt, beklagen. „Was gehn ihn unſre Sa-
„chen an? Er kann keine andere Abſicht haben,
„als uns zu dienen. Es iſt etwas grauſames,
„einen Mann von ſeiner Beſchaͤfftigung und von
„ſeinem Anſehen wieder in die Stadt zuruͤck zu
„ſchicken, ohne ihm Gehoͤr gegeben, ohne ihn ge-
„ſehen zu haben. Er geht niemals aus der Stel-
„le, ohne daß etwas wichtiges auf ſeine Bewe-
„gung ankommt. Es iſt ein verzweifelt wun-
„derliches Ding, ſo nach ſeinen Grillen mit eines
„ſolchen Herren Stunden zu ſpielen. ‒ ‒ Der-
„gleichen Weibsleute bilden ſich ein, daß alle Ge-
„ſchaͤffte in der Welt um ihrer eingebildeten
„Mutterbeſchwerden willen;“ ein Wort das
ſich gut fuͤr die Weiber ſchickt, Bruder! „liegen
„bleiben muͤſſen. Daß ſich die groͤßten Spiel-
„kraͤmer
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/386>, abgerufen am 24.11.2024.
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