men - - auch selbst auf sie nicht, Herr Capi- tain Tomlinson: erlauben sie mir das zu sagen, ob ich gleich geneigt bin, eine gute Meynung von ihnen zu hegen. Wäre der Mensch nicht versi- chert gewesen, daß er sie zu seinem Vortheil einge- nommen hätte: so würde er sie nicht nach Hamp- stead gebracht haben.
Capit. Daß ich eingenommen bin, wie sie es nennen, gnädige Fräulein, ist mehr um ihres Onkels und ihrer selbst, als um des Herrn Love- lace willen: das will ich ihm in die Augen sa- gen. Was kann ich anders zur Absicht haben, als Friede und Versöhnung zu stisften? Jch ha- be an Hrn. Lovelacen von Anfange getadelt, und tadle es nun wieder, daß er übel ärger ge- macht und Schrecken durch Schrecken vermehret hat: da die Fräulein, wie sie, mein Herr, selbst gestehen, schon vorher beynahe in Ohnmacht ge- fallen war - - Bey diesen Worten sahe er sehr vornehm aus.
Lovel. Jch will bekennen, Herr Capitain Tomlinson, daß ich ein sehr strafwürdiger, ein recht thörichter, und, wo diese wertheste Fräulein mich jemals mit ihrer Liebe beehret hat, ein un- dankbarer Mensch gewesen sey. Aber ich habe allzu viel Ursache gehabt, daran zu zweifeln. Und itzo ist dieß ja ein offenbarer Beweis, wie wenig sie gegen mich diejenige Achtung gehabt, welche mein stolzes Herz gewünschet hat, daß, da so vortheilhafte Umstände vor unsern Augen sind; da der gewünschte Tag so nahe ist; da die
Ehe-
men ‒ ‒ auch ſelbſt auf ſie nicht, Herr Capi- tain Tomlinſon: erlauben ſie mir das zu ſagen, ob ich gleich geneigt bin, eine gute Meynung von ihnen zu hegen. Waͤre der Menſch nicht verſi- chert geweſen, daß er ſie zu ſeinem Vortheil einge- nommen haͤtte: ſo wuͤrde er ſie nicht nach Hamp- ſtead gebracht haben.
Capit. Daß ich eingenommen bin, wie ſie es nennen, gnaͤdige Fraͤulein, iſt mehr um ihres Onkels und ihrer ſelbſt, als um des Herrn Love- lace willen: das will ich ihm in die Augen ſa- gen. Was kann ich anders zur Abſicht haben, als Friede und Verſoͤhnung zu ſtiſften? Jch ha- be an Hrn. Lovelacen von Anfange getadelt, und tadle es nun wieder, daß er uͤbel aͤrger ge- macht und Schrecken durch Schrecken vermehret hat: da die Fraͤulein, wie ſie, mein Herr, ſelbſt geſtehen, ſchon vorher beynahe in Ohnmacht ge- fallen war ‒ ‒ Bey dieſen Worten ſahe er ſehr vornehm aus.
Lovel. Jch will bekennen, Herr Capitain Tomlinſon, daß ich ein ſehr ſtrafwuͤrdiger, ein recht thoͤrichter, und, wo dieſe wertheſte Fraͤulein mich jemals mit ihrer Liebe beehret hat, ein un- dankbarer Menſch geweſen ſey. Aber ich habe allzu viel Urſache gehabt, daran zu zweifeln. Und itzo iſt dieß ja ein offenbarer Beweis, wie wenig ſie gegen mich diejenige Achtung gehabt, welche mein ſtolzes Herz gewuͤnſchet hat, daß, da ſo vortheilhafte Umſtaͤnde vor unſern Augen ſind; da der gewuͤnſchte Tag ſo nahe iſt; da die
Ehe-
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men ‒ ‒ auch ſelbſt auf ſie nicht, Herr Capi-
tain Tomlinſon: erlauben ſie mir das zu ſagen,
ob ich gleich geneigt bin, eine gute Meynung von
ihnen zu hegen. Waͤre der Menſch nicht verſi-
chert geweſen, daß er ſie zu ſeinem Vortheil einge-
nommen haͤtte: ſo wuͤrde er ſie nicht nach Hamp-
ſtead gebracht haben.
Capit. Daß ich eingenommen bin, wie ſie
es nennen, gnaͤdige Fraͤulein, iſt mehr um ihres
Onkels und ihrer ſelbſt, als um des Herrn Love-
lace willen: das will ich ihm in die Augen ſa-
gen. Was kann ich anders zur Abſicht haben,
als Friede und Verſoͤhnung zu ſtiſften? Jch ha-
be an Hrn. Lovelacen von Anfange getadelt,
und tadle es nun wieder, daß er uͤbel aͤrger ge-
macht und Schrecken durch Schrecken vermehret
hat: da die Fraͤulein, wie ſie, mein Herr, ſelbſt
geſtehen, ſchon vorher beynahe in Ohnmacht ge-
fallen war ‒ ‒ Bey dieſen Worten ſahe er
ſehr vornehm aus.
Lovel. Jch will bekennen, Herr Capitain
Tomlinſon, daß ich ein ſehr ſtrafwuͤrdiger, ein
recht thoͤrichter, und, wo dieſe wertheſte Fraͤulein
mich jemals mit ihrer Liebe beehret hat, ein un-
dankbarer Menſch geweſen ſey. Aber ich habe
allzu viel Urſache gehabt, daran zu zweifeln.
Und itzo iſt dieß ja ein offenbarer Beweis, wie
wenig ſie gegen mich diejenige Achtung gehabt,
welche mein ſtolzes Herz gewuͤnſchet hat, daß,
da ſo vortheilhafte Umſtaͤnde vor unſern Augen
ſind; da der gewuͤnſchte Tag ſo nahe iſt; da die
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 411. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/417>, abgerufen am 24.11.2024.
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