der Trauung verlangen sollte. Jch zweifelte nicht, meine Schöne zu bereden, daß sie meine Ehre bey dieser Gelegenheit erhielte: wofern ich sie gewinnen könnte, darein zu willigen, daß sie die meinige würde.
Ein vortrefflicher Vorschlag, rief die Witwe. Sie waren alle drey bereit, vor Freuden darüber in die Hände zu klopfen. Die Weibsleute mö- gen gern wenigstens zweymal verheyrathet seyn, Bruder: ob gleich in der That nicht an einen und eben denselben Mann. Sie lobten alle den Vorschlag zur Aussöhnung und preiseten den Erfinder desselben glücklich. Weil sie glaubten, er käme von dem Capitain: so sahen sie ihn alle mit Vergnügen an; und sein Gesicht ward unter- dessen über den ihm zugedachten Beyfall aufge- kläret. Er würde sich sehr glücklich schätzen: wenn er eine allgemeine Aussöhnung zu Stande bringen könnte. Der Kopf ging ihm dabey eben so herum, als meinem Wilhelm bey seinem Sie- ge über den alten Grimes. Er warf ihn bis- weilen in die Höhe, wie die Jungfer Rawlins zu thun pflegt, wenn sie sich recht spröde stellet?
Nunmehr aber ward es Zeit für den Capi- tain, daß er wieder an den Rückweg zur Stadt gedächte: da er noch sehr viele Geschäffte vor dem morgenden Tage auszurichten hatte. Er konn- te auch nicht gewiß sagen, ob es ihm möglich seyn würde, uns vor seiner Abreise nach Hause zu Hampstead zu besuchen.
Jm
F f 3
der Trauung verlangen ſollte. Jch zweifelte nicht, meine Schoͤne zu bereden, daß ſie meine Ehre bey dieſer Gelegenheit erhielte: wofern ich ſie gewinnen koͤnnte, darein zu willigen, daß ſie die meinige wuͤrde.
Ein vortrefflicher Vorſchlag, rief die Witwe. Sie waren alle drey bereit, vor Freuden daruͤber in die Haͤnde zu klopfen. Die Weibsleute moͤ- gen gern wenigſtens zweymal verheyrathet ſeyn, Bruder: ob gleich in der That nicht an einen und eben denſelben Mann. Sie lobten alle den Vorſchlag zur Ausſoͤhnung und preiſeten den Erfinder deſſelben gluͤcklich. Weil ſie glaubten, er kaͤme von dem Capitain: ſo ſahen ſie ihn alle mit Vergnuͤgen an; und ſein Geſicht ward unter- deſſen uͤber den ihm zugedachten Beyfall aufge- klaͤret. Er wuͤrde ſich ſehr gluͤcklich ſchaͤtzen: wenn er eine allgemeine Ausſoͤhnung zu Stande bringen koͤnnte. Der Kopf ging ihm dabey eben ſo herum, als meinem Wilhelm bey ſeinem Sie- ge uͤber den alten Grimes. Er warf ihn bis- weilen in die Hoͤhe, wie die Jungfer Rawlins zu thun pflegt, wenn ſie ſich recht ſproͤde ſtellet?
Nunmehr aber ward es Zeit fuͤr den Capi- tain, daß er wieder an den Ruͤckweg zur Stadt gedaͤchte: da er noch ſehr viele Geſchaͤffte vor dem morgenden Tage auszurichten hatte. Er konn- te auch nicht gewiß ſagen, ob es ihm moͤglich ſeyn wuͤrde, uns vor ſeiner Abreiſe nach Hauſe zu Hampſtead zu beſuchen.
Jm
F f 3
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0459"n="453"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
der Trauung verlangen ſollte. Jch zweifelte<lb/>
nicht, meine Schoͤne zu bereden, daß ſie meine<lb/>
Ehre bey dieſer Gelegenheit erhielte: wofern ich<lb/>ſie gewinnen koͤnnte, darein zu willigen, daß ſie<lb/>
die meinige wuͤrde.</p><lb/><p>Ein vortrefflicher Vorſchlag, rief die Witwe.<lb/>
Sie waren alle drey bereit, vor Freuden daruͤber<lb/>
in die Haͤnde zu klopfen. Die Weibsleute moͤ-<lb/>
gen gern wenigſtens zweymal verheyrathet ſeyn,<lb/>
Bruder: ob gleich in der That nicht an <hirendition="#fr">einen<lb/>
und eben denſelben Mann.</hi> Sie lobten alle<lb/>
den Vorſchlag zur Ausſoͤhnung und preiſeten den<lb/>
Erfinder deſſelben gluͤcklich. Weil ſie glaubten,<lb/>
er kaͤme von dem Capitain: ſo ſahen ſie ihn alle<lb/>
mit Vergnuͤgen an; und ſein Geſicht ward unter-<lb/>
deſſen uͤber den ihm zugedachten Beyfall aufge-<lb/>
klaͤret. Er wuͤrde ſich ſehr gluͤcklich ſchaͤtzen:<lb/>
wenn er eine allgemeine Ausſoͤhnung zu Stande<lb/>
bringen koͤnnte. Der Kopf ging ihm dabey eben<lb/>ſo herum, als meinem Wilhelm bey ſeinem Sie-<lb/>
ge uͤber den alten Grimes. Er warf ihn bis-<lb/>
weilen in die Hoͤhe, wie die Jungfer Rawlins zu<lb/>
thun pflegt, wenn ſie ſich recht ſproͤde ſtellet?</p><lb/><p>Nunmehr aber ward es Zeit fuͤr den Capi-<lb/>
tain, daß er wieder an den Ruͤckweg zur Stadt<lb/>
gedaͤchte: da er noch ſehr viele Geſchaͤffte vor dem<lb/>
morgenden Tage auszurichten hatte. Er konn-<lb/>
te auch nicht gewiß ſagen, ob es ihm moͤglich ſeyn<lb/>
wuͤrde, uns vor ſeiner Abreiſe nach Hauſe zu<lb/>
Hampſtead zu beſuchen.</p><lb/><fwplace="bottom"type="sig">F f 3</fw><fwplace="bottom"type="catch">Jm</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[453/0459]
der Trauung verlangen ſollte. Jch zweifelte
nicht, meine Schoͤne zu bereden, daß ſie meine
Ehre bey dieſer Gelegenheit erhielte: wofern ich
ſie gewinnen koͤnnte, darein zu willigen, daß ſie
die meinige wuͤrde.
Ein vortrefflicher Vorſchlag, rief die Witwe.
Sie waren alle drey bereit, vor Freuden daruͤber
in die Haͤnde zu klopfen. Die Weibsleute moͤ-
gen gern wenigſtens zweymal verheyrathet ſeyn,
Bruder: ob gleich in der That nicht an einen
und eben denſelben Mann. Sie lobten alle
den Vorſchlag zur Ausſoͤhnung und preiſeten den
Erfinder deſſelben gluͤcklich. Weil ſie glaubten,
er kaͤme von dem Capitain: ſo ſahen ſie ihn alle
mit Vergnuͤgen an; und ſein Geſicht ward unter-
deſſen uͤber den ihm zugedachten Beyfall aufge-
klaͤret. Er wuͤrde ſich ſehr gluͤcklich ſchaͤtzen:
wenn er eine allgemeine Ausſoͤhnung zu Stande
bringen koͤnnte. Der Kopf ging ihm dabey eben
ſo herum, als meinem Wilhelm bey ſeinem Sie-
ge uͤber den alten Grimes. Er warf ihn bis-
weilen in die Hoͤhe, wie die Jungfer Rawlins zu
thun pflegt, wenn ſie ſich recht ſproͤde ſtellet?
Nunmehr aber ward es Zeit fuͤr den Capi-
tain, daß er wieder an den Ruͤckweg zur Stadt
gedaͤchte: da er noch ſehr viele Geſchaͤffte vor dem
morgenden Tage auszurichten hatte. Er konn-
te auch nicht gewiß ſagen, ob es ihm moͤglich ſeyn
wuͤrde, uns vor ſeiner Abreiſe nach Hauſe zu
Hampſtead zu beſuchen.
Jm
F f 3
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 453. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/459>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.