Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.

Bild:
<< vorherige Seite


Witw. die ihn annahm. Von meiner
liebsten Freundinn, der Fräulein Howe? - -
Ach mein Kopf!

Der Kerl. Ja, Madame: aber es thut mir
leid, daß sie so schlimm sind.

Witw. Seyd ihr bey der Fräulein Howe?

Der Kerl. Nein, Madame: ich bin einer
von ihres Pachters Sühnen. Jhre gnädige
Fr. Mutter muß nicht wissen, wie ich hierher zur
Bothschaft gekommen bin. Aber der Brief, soll
ich denken, wird sie alles berichten.

Witw. Was soll ich euch für euren Dienst
und Mühe geben?

Der Kerl. Nichts überall. Was ich thue,
ist aus Liebe für Fräulein Howe. Sie wird mir
mehr geben, als genug ist. Aber vielleicht kön-
nen sie keine Antwort schicken: sie sind so übel.

Witw. Habt ihr Befehl auf eine Antwort
zu warten?

Der Kerl. Nein: das kann ich eben nicht
sagen. Mir ist nur befohlen zuzusehen, wie sie
aussähen und wie sie wären, und wenn sie eine
Zeile oder so schreiben wollten, es wohl in Acht
zu nehmen und allein unserer jungen Fräulein in
geheim zuzustellen.

Die Witw. Jhr seht, ich sehe wunderlich
aus. Nicht so gut, als ich pflegte.

Der Kerl. Jch weiß mich eben nicht zu be-
sinnen, daß ich sie mehr als einmal vorher gese-
hen; und das war an einem Stege, wo ich ih-
nen und meiner gnädigen Fräulein begegnete:

aber


Witw. die ihn annahm. Von meiner
liebſten Freundinn, der Fraͤulein Howe? ‒ ‒
Ach mein Kopf!

Der Kerl. Ja, Madame: aber es thut mir
leid, daß ſie ſo ſchlimm ſind.

Witw. Seyd ihr bey der Fraͤulein Howe?

Der Kerl. Nein, Madame: ich bin einer
von ihres Pachters Suͤhnen. Jhre gnaͤdige
Fr. Mutter muß nicht wiſſen, wie ich hierher zur
Bothſchaft gekommen bin. Aber der Brief, ſoll
ich denken, wird ſie alles berichten.

Witw. Was ſoll ich euch fuͤr euren Dienſt
und Muͤhe geben?

Der Kerl. Nichts uͤberall. Was ich thue,
iſt aus Liebe fuͤr Fraͤulein Howe. Sie wird mir
mehr geben, als genug iſt. Aber vielleicht koͤn-
nen ſie keine Antwort ſchicken: ſie ſind ſo uͤbel.

Witw. Habt ihr Befehl auf eine Antwort
zu warten?

Der Kerl. Nein: das kann ich eben nicht
ſagen. Mir iſt nur befohlen zuzuſehen, wie ſie
ausſaͤhen und wie ſie waͤren, und wenn ſie eine
Zeile oder ſo ſchreiben wollten, es wohl in Acht
zu nehmen und allein unſerer jungen Fraͤulein in
geheim zuzuſtellen.

Die Witw. Jhr ſeht, ich ſehe wunderlich
aus. Nicht ſo gut, als ich pflegte.

Der Kerl. Jch weiß mich eben nicht zu be-
ſinnen, daß ich ſie mehr als einmal vorher geſe-
hen; und das war an einem Stege, wo ich ih-
nen und meiner gnaͤdigen Fraͤulein begegnete:

aber
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0517" n="511"/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Witw. die ihn annahm.</hi> Von meiner<lb/>
lieb&#x017F;ten Freundinn, der Fra&#x0364;ulein Howe? &#x2012; &#x2012;<lb/>
Ach mein Kopf!</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Der Kerl.</hi> Ja, Madame: aber es thut mir<lb/>
leid, daß &#x017F;ie &#x017F;o &#x017F;chlimm &#x017F;ind.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Witw.</hi> Seyd ihr bey der Fra&#x0364;ulein Howe?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Der Kerl.</hi> Nein, Madame: ich bin einer<lb/>
von ihres Pachters Su&#x0364;hnen. Jhre gna&#x0364;dige<lb/>
Fr. Mutter muß nicht wi&#x017F;&#x017F;en, wie ich hierher zur<lb/>
Both&#x017F;chaft gekommen bin. Aber der Brief, &#x017F;oll<lb/>
ich denken, wird &#x017F;ie alles berichten.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Witw.</hi> Was &#x017F;oll ich euch fu&#x0364;r euren Dien&#x017F;t<lb/>
und Mu&#x0364;he geben?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Der Kerl.</hi> Nichts u&#x0364;berall. Was ich thue,<lb/>
i&#x017F;t aus Liebe fu&#x0364;r Fra&#x0364;ulein Howe. Sie wird mir<lb/>
mehr geben, als genug i&#x017F;t. Aber vielleicht ko&#x0364;n-<lb/>
nen &#x017F;ie keine Antwort &#x017F;chicken: &#x017F;ie &#x017F;ind &#x017F;o u&#x0364;bel.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Witw.</hi> Habt ihr Befehl auf eine Antwort<lb/>
zu warten?</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Der Kerl.</hi> Nein: das kann ich eben nicht<lb/>
&#x017F;agen. Mir i&#x017F;t nur befohlen zuzu&#x017F;ehen, wie &#x017F;ie<lb/>
aus&#x017F;a&#x0364;hen und wie &#x017F;ie wa&#x0364;ren, und wenn &#x017F;ie eine<lb/>
Zeile oder &#x017F;o &#x017F;chreiben wollten, es wohl in Acht<lb/>
zu nehmen und allein un&#x017F;erer jungen Fra&#x0364;ulein in<lb/>
geheim zuzu&#x017F;tellen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Die Witw.</hi> Jhr &#x017F;eht, ich &#x017F;ehe wunderlich<lb/>
aus. Nicht &#x017F;o gut, als ich pflegte.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Der Kerl.</hi> Jch weiß mich eben nicht zu be-<lb/>
&#x017F;innen, daß ich &#x017F;ie mehr als einmal vorher ge&#x017F;e-<lb/>
hen; und das war an einem Stege, wo ich ih-<lb/>
nen und meiner gna&#x0364;digen Fra&#x0364;ulein begegnete:<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">aber</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[511/0517] Witw. die ihn annahm. Von meiner liebſten Freundinn, der Fraͤulein Howe? ‒ ‒ Ach mein Kopf! Der Kerl. Ja, Madame: aber es thut mir leid, daß ſie ſo ſchlimm ſind. Witw. Seyd ihr bey der Fraͤulein Howe? Der Kerl. Nein, Madame: ich bin einer von ihres Pachters Suͤhnen. Jhre gnaͤdige Fr. Mutter muß nicht wiſſen, wie ich hierher zur Bothſchaft gekommen bin. Aber der Brief, ſoll ich denken, wird ſie alles berichten. Witw. Was ſoll ich euch fuͤr euren Dienſt und Muͤhe geben? Der Kerl. Nichts uͤberall. Was ich thue, iſt aus Liebe fuͤr Fraͤulein Howe. Sie wird mir mehr geben, als genug iſt. Aber vielleicht koͤn- nen ſie keine Antwort ſchicken: ſie ſind ſo uͤbel. Witw. Habt ihr Befehl auf eine Antwort zu warten? Der Kerl. Nein: das kann ich eben nicht ſagen. Mir iſt nur befohlen zuzuſehen, wie ſie ausſaͤhen und wie ſie waͤren, und wenn ſie eine Zeile oder ſo ſchreiben wollten, es wohl in Acht zu nehmen und allein unſerer jungen Fraͤulein in geheim zuzuſtellen. Die Witw. Jhr ſeht, ich ſehe wunderlich aus. Nicht ſo gut, als ich pflegte. Der Kerl. Jch weiß mich eben nicht zu be- ſinnen, daß ich ſie mehr als einmal vorher geſe- hen; und das war an einem Stege, wo ich ih- nen und meiner gnaͤdigen Fraͤulein begegnete: aber

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/517
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 511. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/517>, abgerufen am 24.11.2024.