so bitte ich mir so bald, als es möglich ist, eine oder ein paar Zeilen aus.
Meine Mutter weiß nichts davon, daß er zu Jhnen gehet. Sie weiß auch nicht, daß Sie den liederlichen Kerl verlassen haben. Ver- zeihen Sie mir! - - Er hat kein Recht eine bessere Begegnung zu fordern.
Mich wird sehr verlangen zu hören, wie Sie und Frau Townsend die Sachen anstellen. Jch wollte wünschen, daß sie eher hätte bey Jhnen seyn können. Jnzwischen habe ich keine Zeit versäumet, wie Sie leicht glauben werden, mit ihr einig zu werden. Jn dem, was ich noch fer- ner zu schreiben und zu berichten habe, beziehe ich mich auf dieselbe. Also werde ich mit meinem Gebete schließen, daß der Himmel Sie, meine liebste Freundinn, leiten und schützen, und Jhnen künftig beglückte Tage verleihen wolle.
Anna Howe.
Nun will ich setzen, Bruder, daß du diesen verfluchten Brief gelesen hast. Erlaube mir ei- nige Erinnerungen über ein Theil von dem Jn- halt desselben zu machen. Jch will es in meiner verkürzten Schreibart mit Rabenspulen thun, daß sie als Anmerkungen über die eigne Handschrift von dem ungestümen Frauenzimmer scheinen mögen.
Es kommt der Fräulein Howe wunderbar vor, daß ihre Freundinn im Stande gewesen ist, da ich ihr unter so bedenklichen und für mich so vortheil-
haften
ſo bitte ich mir ſo bald, als es moͤglich iſt, eine oder ein paar Zeilen aus.
Meine Mutter weiß nichts davon, daß er zu Jhnen gehet. Sie weiß auch nicht, daß Sie den liederlichen Kerl verlaſſen haben. Ver- zeihen Sie mir! ‒ ‒ Er hat kein Recht eine beſſere Begegnung zu fordern.
Mich wird ſehr verlangen zu hoͤren, wie Sie und Frau Townſend die Sachen anſtellen. Jch wollte wuͤnſchen, daß ſie eher haͤtte bey Jhnen ſeyn koͤnnen. Jnzwiſchen habe ich keine Zeit verſaͤumet, wie Sie leicht glauben werden, mit ihr einig zu werden. Jn dem, was ich noch fer- ner zu ſchreiben und zu berichten habe, beziehe ich mich auf dieſelbe. Alſo werde ich mit meinem Gebete ſchließen, daß der Himmel Sie, meine liebſte Freundinn, leiten und ſchuͤtzen, und Jhnen kuͤnftig begluͤckte Tage verleihen wolle.
Anna Howe.
Nun will ich ſetzen, Bruder, daß du dieſen verfluchten Brief geleſen haſt. Erlaube mir ei- nige Erinnerungen uͤber ein Theil von dem Jn- halt deſſelben zu machen. Jch will es in meiner verkuͤrzten Schreibart mit Rabenſpulen thun, daß ſie als Anmerkungen uͤber die eigne Handſchrift von dem ungeſtuͤmen Frauenzimmer ſcheinen moͤgen.
Es kommt der Fraͤulein Howe wunderbar vor, daß ihre Freundinn im Stande geweſen iſt, da ich ihr unter ſo bedenklichen und fuͤr mich ſo vortheil-
haften
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ſo bitte ich mir ſo bald, als es moͤglich iſt, eine
oder ein paar Zeilen aus.
Meine Mutter weiß nichts davon, daß er zu
Jhnen gehet. Sie weiß auch nicht, daß Sie
den liederlichen Kerl verlaſſen haben. Ver-
zeihen Sie mir! ‒ ‒ Er hat kein Recht eine
beſſere Begegnung zu fordern.
Mich wird ſehr verlangen zu hoͤren, wie Sie
und Frau Townſend die Sachen anſtellen. Jch
wollte wuͤnſchen, daß ſie eher haͤtte bey Jhnen
ſeyn koͤnnen. Jnzwiſchen habe ich keine Zeit
verſaͤumet, wie Sie leicht glauben werden, mit
ihr einig zu werden. Jn dem, was ich noch fer-
ner zu ſchreiben und zu berichten habe, beziehe ich
mich auf dieſelbe. Alſo werde ich mit meinem
Gebete ſchließen, daß der Himmel Sie, meine
liebſte Freundinn, leiten und ſchuͤtzen, und Jhnen
kuͤnftig begluͤckte Tage verleihen wolle.
Anna Howe.
Nun will ich ſetzen, Bruder, daß du dieſen
verfluchten Brief geleſen haſt. Erlaube mir ei-
nige Erinnerungen uͤber ein Theil von dem Jn-
halt deſſelben zu machen. Jch will es in meiner
verkuͤrzten Schreibart mit Rabenſpulen thun, daß
ſie als Anmerkungen uͤber die eigne Handſchrift
von dem ungeſtuͤmen Frauenzimmer ſcheinen
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Es kommt der Fraͤulein Howe wunderbar vor,
daß ihre Freundinn im Stande geweſen iſt, da ich
ihr unter ſo bedenklichen und fuͤr mich ſo vortheil-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 528. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/534>, abgerufen am 24.11.2024.
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