ber würden für ihren guten Ruf Sorge tragen, und so wohl in ihrem Bezeigen fein und höflich, als in Ansehung ihrer Person, auf alle Artigkeit sorgfältig bedacht und in ihrer Kleidung zierlich seyn. Ein jedes von diesen Stücken, muß ich dir sagen, trägt sehr vieles bey, die Liebe lebendig zu erhalten. Alle aber würden sich so bestreben, entweder eine alte Liebe wieder zu erneuren, oder sich bey einer neuen beliebt zu machen. Dabey würden die Tageblätter gepreßt voll seyn und alle Welt sie lesen, weil aller Welt daran gelegen seyn würde, zu wissen, was für ein Paar bey einander wäre.
"Gestern, würde es zum Exempel heißen, be- "gab sich in den Stand der heiligen Ehe;" wir wür- den alsdenn alle mit Ehrerbietung von dem Ehe- stande reden; "der Hochgebohrne Herr Robert Graf "Lovelace;" ich werde um die Zeit ein Graf seyn; "mit Jhrer Hoheit der verwitweten Herzoginn von "Funfzigherrschaften, als Jhrer Hochgebohrnen "Gnaden ein und dreyßigster Gemahlinn" - - Jch werde vielleicht alsdenn mit einer Witwe verlieb nehmen, wie man sagt. Aber sie muß niemals mehr als einen Gemahl gehabt haben. Du weißt, daß ich in diesem Stücke etwas eigen bin.
Jch bin versichert, Bruder, daß du deines Theils meinen Vorschlag billigen wirst.
Da der Lord M. und ich, mit einander, drey oder vier Herrschaften zu Befehl haben: so denke ich in das Parlament zu kommen, damit ich zu diesem guten Zweck eine Bille aufbringen möge.
Weder das Parlament noch die Gemeinen wer- den Ursache haben, etwas dargegen einzuwenden. Alle Cammern, geistliche oder weltliche, bürgerliche oder nicht bürgerliche, werden ihre Rechnung dabey finden, wenn es zu einem Gesetze geworden ist.
Bey meiner Seele, Burder, ich würde einen all- gemeinen Aufstand, und zwar von den Weibern, be-
sorgen:
N n 2
ber wuͤrden fuͤr ihren guten Ruf Sorge tragen, und ſo wohl in ihrem Bezeigen fein und hoͤflich, als in Anſehung ihrer Perſon, auf alle Artigkeit ſorgfaͤltig bedacht und in ihrer Kleidung zierlich ſeyn. Ein jedes von dieſen Stuͤcken, muß ich dir ſagen, traͤgt ſehr vieles bey, die Liebe lebendig zu erhalten. Alle aber wuͤrden ſich ſo beſtreben, entweder eine alte Liebe wieder zu erneuren, oder ſich bey einer neuen beliebt zu machen. Dabey wuͤrden die Tageblaͤtter gepreßt voll ſeyn und alle Welt ſie leſen, weil aller Welt daran gelegen ſeyn wuͤrde, zu wiſſen, was fuͤr ein Paar bey einander waͤre.
„Geſtern, wuͤrde es zum Exempel heißen, be- „gab ſich in den Stand der heiligen Ehe;“ wir wuͤr- den alsdenn alle mit Ehrerbietung von dem Ehe- ſtande reden; „der Hochgebohrne Herr Robert Graf „Lovelace;“ ich werde um die Zeit ein Graf ſeyn; „mit Jhrer Hoheit der verwitweten Herzoginn von „Funfzigherrſchaften, als Jhrer Hochgebohrnen „Gnaden ein und dreyßigſter Gemahlinn“ ‒ ‒ Jch werde vielleicht alsdenn mit einer Witwe verlieb nehmen, wie man ſagt. Aber ſie muß niemals mehr als einen Gemahl gehabt haben. Du weißt, daß ich in dieſem Stuͤcke etwas eigen bin.
Jch bin verſichert, Bruder, daß du deines Theils meinen Vorſchlag billigen wirſt.
Da der Lord M. und ich, mit einander, drey oder vier Herrſchaften zu Befehl haben: ſo denke ich in das Parlament zu kommen, damit ich zu dieſem guten Zweck eine Bille aufbringen moͤge.
Weder das Parlament noch die Gemeinen wer- den Urſache haben, etwas dargegen einzuwenden. Alle Cammern, geiſtliche oder weltliche, buͤrgerliche oder nicht buͤrgerliche, werden ihre Rechnung dabey finden, wenn es zu einem Geſetze geworden iſt.
Bey meiner Seele, Burder, ich wuͤrde einen all- gemeinen Aufſtand, und zwar von den Weibern, be-
ſorgen:
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ber wuͤrden fuͤr ihren guten Ruf Sorge tragen, und
ſo wohl in ihrem Bezeigen fein und hoͤflich, als in
Anſehung ihrer Perſon, auf alle Artigkeit ſorgfaͤltig
bedacht und in ihrer Kleidung zierlich ſeyn. Ein
jedes von dieſen Stuͤcken, muß ich dir ſagen, traͤgt
ſehr vieles bey, die Liebe lebendig zu erhalten. Alle
aber wuͤrden ſich ſo beſtreben, entweder eine alte
Liebe wieder zu erneuren, oder ſich bey einer neuen
beliebt zu machen. Dabey wuͤrden die Tageblaͤtter
gepreßt voll ſeyn und alle Welt ſie leſen, weil aller
Welt daran gelegen ſeyn wuͤrde, zu wiſſen, was fuͤr
ein Paar bey einander waͤre.
„Geſtern, wuͤrde es zum Exempel heißen, be-
„gab ſich in den Stand der heiligen Ehe;“ wir wuͤr-
den alsdenn alle mit Ehrerbietung von dem Ehe-
ſtande reden; „der Hochgebohrne Herr Robert Graf
„Lovelace;“ ich werde um die Zeit ein Graf ſeyn;
„mit Jhrer Hoheit der verwitweten Herzoginn von
„Funfzigherrſchaften, als Jhrer Hochgebohrnen
„Gnaden ein und dreyßigſter Gemahlinn“ ‒ ‒ Jch
werde vielleicht alsdenn mit einer Witwe verlieb
nehmen, wie man ſagt. Aber ſie muß niemals mehr
als einen Gemahl gehabt haben. Du weißt, daß
ich in dieſem Stuͤcke etwas eigen bin.
Jch bin verſichert, Bruder, daß du deines Theils
meinen Vorſchlag billigen wirſt.
Da der Lord M. und ich, mit einander, drey
oder vier Herrſchaften zu Befehl haben: ſo denke ich
in das Parlament zu kommen, damit ich zu dieſem
guten Zweck eine Bille aufbringen moͤge.
Weder das Parlament noch die Gemeinen wer-
den Urſache haben, etwas dargegen einzuwenden.
Alle Cammern, geiſtliche oder weltliche, buͤrgerliche
oder nicht buͤrgerliche, werden ihre Rechnung dabey
finden, wenn es zu einem Geſetze geworden iſt.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 563. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/569>, abgerufen am 24.11.2024.
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