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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750.

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Der Teufel hole das Gaffen. Das ist zu
merklich lose und leichtfertig! Vordem habe ich
euch inmal als ein solches Mägdchen gekannt,
wie ich euch itzo gern sehen möchte.

Frey und munter, aber nicht frech, Base
Charlotte! - - Vor allen Dingen vergesset nicht
die Augen niederzuschlagen, oder auf die Seite
zu sehen, wenn man euch ansiehet. So oft die
Augen auf einander treffen, laßt sich die eurigen
allezeit zurückziehen. Euer Gesicht wird die
Probe halten.

O Himmel! o Himmel! Wie kann ein so
junges Mägdchen so bald das unschuldige We-
sen vergessen, wodurch sie zuerst reizete, und wel-
ches ich bey euch allen für angebohren hielte! -
- Können fünf Jahre das niederreißen, was
zwanzig gebauet haben? Wie natürlich ist das,
was man zuletzt gelernet hat! Wie schwer, das
vorige wieder anzunehmen!

Jch will nicht selig seyn, wo ihr in den vor-
nehmsten Künsten eures Geschlechtes nicht ganz
unerfahren seyd! - - - Noch einmal, was den
Teufel hat euer Herz in euren Augen zu thun?

Habe ich euch nicht gesagt, daß meine Ge-
liebte sich sehr auf die Augen versteht? Sie hat
mir einmal eine Schriftstelle (*) angezogen, wel-

che
(*) Sirach XXVI 12. 14. Ein hurisch Weib kann
man an ihren frechen Blicken und Augenliedern
erkennen. Gieb Acht auf ein unverschämtes Au-
ge und verwundere dich nicht, wenn es wider dich
böse handelt.


Der Teufel hole das Gaffen. Das iſt zu
merklich loſe und leichtfertig! Vordem habe ich
euch inmal als ein ſolches Maͤgdchen gekannt,
wie ich euch itzo gern ſehen moͤchte.

Frey und munter, aber nicht frech, Baſe
Charlotte! ‒ ‒ Vor allen Dingen vergeſſet nicht
die Augen niederzuſchlagen, oder auf die Seite
zu ſehen, wenn man euch anſiehet. So oft die
Augen auf einander treffen, laßt ſich die eurigen
allezeit zuruͤckziehen. Euer Geſicht wird die
Probe halten.

O Himmel! o Himmel! Wie kann ein ſo
junges Maͤgdchen ſo bald das unſchuldige We-
ſen vergeſſen, wodurch ſie zuerſt reizete, und wel-
ches ich bey euch allen fuͤr angebohren hielte! ‒
‒ Koͤnnen fuͤnf Jahre das niederreißen, was
zwanzig gebauet haben? Wie natuͤrlich iſt das,
was man zuletzt gelernet hat! Wie ſchwer, das
vorige wieder anzunehmen!

Jch will nicht ſelig ſeyn, wo ihr in den vor-
nehmſten Kuͤnſten eures Geſchlechtes nicht ganz
unerfahren ſeyd! ‒ ‒ ‒ Noch einmal, was den
Teufel hat euer Herz in euren Augen zu thun?

Habe ich euch nicht geſagt, daß meine Ge-
liebte ſich ſehr auf die Augen verſteht? Sie hat
mir einmal eine Schriftſtelle (*) angezogen, wel-

che
(*) Sirach XXVI 12. 14. Ein huriſch Weib kann
man an ihren frechen Blicken und Augenliedern
erkennen. Gieb Acht auf ein unverſchaͤmtes Au-
ge und verwundere dich nicht, wenn es wider dich
boͤſe handelt.
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[572/0578] Der Teufel hole das Gaffen. Das iſt zu merklich loſe und leichtfertig! Vordem habe ich euch inmal als ein ſolches Maͤgdchen gekannt, wie ich euch itzo gern ſehen moͤchte. Frey und munter, aber nicht frech, Baſe Charlotte! ‒ ‒ Vor allen Dingen vergeſſet nicht die Augen niederzuſchlagen, oder auf die Seite zu ſehen, wenn man euch anſiehet. So oft die Augen auf einander treffen, laßt ſich die eurigen allezeit zuruͤckziehen. Euer Geſicht wird die Probe halten. O Himmel! o Himmel! Wie kann ein ſo junges Maͤgdchen ſo bald das unſchuldige We- ſen vergeſſen, wodurch ſie zuerſt reizete, und wel- ches ich bey euch allen fuͤr angebohren hielte! ‒ ‒ Koͤnnen fuͤnf Jahre das niederreißen, was zwanzig gebauet haben? Wie natuͤrlich iſt das, was man zuletzt gelernet hat! Wie ſchwer, das vorige wieder anzunehmen! Jch will nicht ſelig ſeyn, wo ihr in den vor- nehmſten Kuͤnſten eures Geſchlechtes nicht ganz unerfahren ſeyd! ‒ ‒ ‒ Noch einmal, was den Teufel hat euer Herz in euren Augen zu thun? Habe ich euch nicht geſagt, daß meine Ge- liebte ſich ſehr auf die Augen verſteht? Sie hat mir einmal eine Schriftſtelle (*) angezogen, wel- che (*) Sirach XXVI 12. 14. Ein huriſch Weib kann man an ihren frechen Blicken und Augenliedern erkennen. Gieb Acht auf ein unverſchaͤmtes Au- ge und verwundere dich nicht, wenn es wider dich boͤſe handelt.

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 572. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/578>, abgerufen am 24.11.2024.