aus. Meine Allerliebste, ich bin beschämt und verwirrt, ganz beschämt und verwirret: wenn ich gedenke - - was geschehen ist; und wenn ich gedenke - - Wem. Jch sehe, ich sehe, ihrer Beredtsamkeit ist nicht zu widerstehen! - - Sol- che unwidersprechliche Proben der Liebe zur Tu- gend, weil sie Tugend ist, - - habe ich niemals gehöret, niemals gesunden, in allem, was ich ge- lesen. Können sie einem reuevollen Bösewicht vergeben, der sie so auf seinen Knien um Verge- bung anflehet; hiemit fiel ich zu ihren Füßen nie- der, und meynte alles, was ich sagte, vollkommen aufrichtig und ernstlich: so gelobe ich bey allem, was Heilig und Gerecht heißet; ein Donnerkeil erschlage mich zu ihren Füßen, wo ich es nicht redlich meyne; daß ich noch vor morgen Nach- mittag, ohne auf ihren Onkel, oder sonst jemand, zu warten, ihnen durch die Eheverbindung alle Gerechtigkeit widerfahren lassen will, die ihnen nun von mir widerfahren kann. Sie sollen be- ständig in Zukunft die Aufsicht über mich haben, und mich nach Gefallen regieren: bis sie mich ih- rer englischreinen Tugend würdiger gemacht ha- ben, als ich itzo bin. Jch will mich nicht einmal unterstehen, ihr Kleid anzurühren, bis ich die Eh- re habe, ein so großes Gut nach Recht und Ge- setzen das meinige zu nennen.
O du betrügerischer Verräther! Es ist ein gerechter Gott, den du zur Rache über dich auf- forderst: und doch fällt kein Donnerkeil hernie-
der;
aus. Meine Allerliebſte, ich bin beſchaͤmt und verwirrt, ganz beſchaͤmt und verwirret: wenn ich gedenke ‒ ‒ was geſchehen iſt; und wenn ich gedenke ‒ ‒ Wem. Jch ſehe, ich ſehe, ihrer Beredtſamkeit iſt nicht zu widerſtehen! ‒ ‒ Sol- che unwiderſprechliche Proben der Liebe zur Tu- gend, weil ſie Tugend iſt, ‒ ‒ habe ich niemals gehoͤret, niemals geſunden, in allem, was ich ge- leſen. Koͤnnen ſie einem reuevollen Boͤſewicht vergeben, der ſie ſo auf ſeinen Knien um Verge- bung anflehet; hiemit fiel ich zu ihren Fuͤßen nie- der, und meynte alles, was ich ſagte, vollkommen aufrichtig und ernſtlich: ſo gelobe ich bey allem, was Heilig und Gerecht heißet; ein Donnerkeil erſchlage mich zu ihren Fuͤßen, wo ich es nicht redlich meyne; daß ich noch vor morgen Nach- mittag, ohne auf ihren Onkel, oder ſonſt jemand, zu warten, ihnen durch die Eheverbindung alle Gerechtigkeit widerfahren laſſen will, die ihnen nun von mir widerfahren kann. Sie ſollen be- ſtaͤndig in Zukunft die Aufſicht uͤber mich haben, und mich nach Gefallen regieren: bis ſie mich ih- rer engliſchreinen Tugend wuͤrdiger gemacht ha- ben, als ich itzo bin. Jch will mich nicht einmal unterſtehen, ihr Kleid anzuruͤhren, bis ich die Eh- re habe, ein ſo großes Gut nach Recht und Ge- ſetzen das meinige zu nennen.
O du betruͤgeriſcher Verraͤther! Es iſt ein gerechter Gott, den du zur Rache uͤber dich auf- forderſt: und doch faͤllt kein Donnerkeil hernie-
der;
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aus. Meine Allerliebſte, ich bin beſchaͤmt und
verwirrt, ganz beſchaͤmt und verwirret: wenn ich
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gedenke ‒ ‒ Wem. Jch ſehe, ich ſehe, ihrer
Beredtſamkeit iſt nicht zu widerſtehen! ‒ ‒ Sol-
che unwiderſprechliche Proben der Liebe zur Tu-
gend, weil ſie Tugend iſt, ‒ ‒ habe ich niemals
gehoͤret, niemals geſunden, in allem, was ich ge-
leſen. Koͤnnen ſie einem reuevollen Boͤſewicht
vergeben, der ſie ſo auf ſeinen Knien um Verge-
bung anflehet; hiemit fiel ich zu ihren Fuͤßen nie-
der, und meynte alles, was ich ſagte, vollkommen
aufrichtig und ernſtlich: ſo gelobe ich bey allem,
was Heilig und Gerecht heißet; ein Donnerkeil
erſchlage mich zu ihren Fuͤßen, wo ich es nicht
redlich meyne; daß ich noch vor morgen Nach-
mittag, ohne auf ihren Onkel, oder ſonſt jemand,
zu warten, ihnen durch die Eheverbindung alle
Gerechtigkeit widerfahren laſſen will, die ihnen
nun von mir widerfahren kann. Sie ſollen be-
ſtaͤndig in Zukunft die Aufſicht uͤber mich haben,
und mich nach Gefallen regieren: bis ſie mich ih-
rer engliſchreinen Tugend wuͤrdiger gemacht ha-
ben, als ich itzo bin. Jch will mich nicht einmal
unterſtehen, ihr Kleid anzuruͤhren, bis ich die Eh-
re habe, ein ſo großes Gut nach Recht und Ge-
ſetzen das meinige zu nennen.
O du betruͤgeriſcher Verraͤther! Es iſt ein
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 655. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/661>, abgerufen am 24.11.2024.
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