Der sechs und vierzigste Brief von Herrn Lovelace an Hrn. Johann Belford.
Jch bekomme eben diesen Augenblick Nachricht von Simon Parsons, einem von des Lords M. Hofmeistern, daß sich der Lord schlecht befin- det. Simon, der mein gehorsamer Diener ist, weil ich allem Vermuthen nach der Erbe bin, giebt mir in seinem Briefe einen Wink, daß mei- ne Gegenwart zu M. Hall nicht undienlich seyn werde. Also muß ich eilen: was für einen Weg ich auch zu gehen Erlaubniß haben, oder gezwun- gen seyn werde.
Es sieht nicht übel für dieß liebe Kind aus: wenn der alte Lord so höflich seyn wollte, mir Platz zu machen. Sein Podagra hat ihn schon vielfältig daran erinnert. Ein richtiges Einkom- men von acht tausend Pfund alle Jahre, und vielleicht der Titel, der auf mich fällt, würde mir bey ihr wieder aufhelfen.
So groß sich diese Fräulein damit macht, daß sie über allen Stolz erhaben seyn will: so werden doch Hoheit und Ansehen Reizungen für sie haben; denn Hoheit und Ansehen geben dem Gesichte einer Mannsperson allemal in den Au- gen eines Frauenzimmers den hellesten Glanz. Jch habe ein recht ansehnliches Gut: weil es gar nicht beschweret ist. Allein mit was für ei-
ner
Fünfter Theil. U u
Der ſechs und vierzigſte Brief von Herrn Lovelace an Hrn. Johann Belford.
Jch bekomme eben dieſen Augenblick Nachricht von Simon Parſons, einem von des Lords M. Hofmeiſtern, daß ſich der Lord ſchlecht befin- det. Simon, der mein gehorſamer Diener iſt, weil ich allem Vermuthen nach der Erbe bin, giebt mir in ſeinem Briefe einen Wink, daß mei- ne Gegenwart zu M. Hall nicht undienlich ſeyn werde. Alſo muß ich eilen: was fuͤr einen Weg ich auch zu gehen Erlaubniß haben, oder gezwun- gen ſeyn werde.
Es ſieht nicht uͤbel fuͤr dieß liebe Kind aus: wenn der alte Lord ſo hoͤflich ſeyn wollte, mir Platz zu machen. Sein Podagra hat ihn ſchon vielfaͤltig daran erinnert. Ein richtiges Einkom- men von acht tauſend Pfund alle Jahre, und vielleicht der Titel, der auf mich faͤllt, wuͤrde mir bey ihr wieder aufhelfen.
So groß ſich dieſe Fraͤulein damit macht, daß ſie uͤber allen Stolz erhaben ſeyn will: ſo werden doch Hoheit und Anſehen Reizungen fuͤr ſie haben; denn Hoheit und Anſehen geben dem Geſichte einer Mannsperſon allemal in den Au- gen eines Frauenzimmers den helleſten Glanz. Jch habe ein recht anſehnliches Gut: weil es gar nicht beſchweret iſt. Allein mit was fuͤr ei-
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Fuͤnfter Theil. U u
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Der ſechs und vierzigſte Brief
von
Herrn Lovelace an Hrn. Johann Belford.
Jch bekomme eben dieſen Augenblick Nachricht
von Simon Parſons, einem von des Lords
M. Hofmeiſtern, daß ſich der Lord ſchlecht befin-
det. Simon, der mein gehorſamer Diener iſt,
weil ich allem Vermuthen nach der Erbe bin,
giebt mir in ſeinem Briefe einen Wink, daß mei-
ne Gegenwart zu M. Hall nicht undienlich ſeyn
werde. Alſo muß ich eilen: was fuͤr einen Weg
ich auch zu gehen Erlaubniß haben, oder gezwun-
gen ſeyn werde.
Es ſieht nicht uͤbel fuͤr dieß liebe Kind aus:
wenn der alte Lord ſo hoͤflich ſeyn wollte, mir
Platz zu machen. Sein Podagra hat ihn ſchon
vielfaͤltig daran erinnert. Ein richtiges Einkom-
men von acht tauſend Pfund alle Jahre, und
vielleicht der Titel, der auf mich faͤllt, wuͤrde mir
bey ihr wieder aufhelfen.
So groß ſich dieſe Fraͤulein damit macht,
daß ſie uͤber allen Stolz erhaben ſeyn will: ſo
werden doch Hoheit und Anſehen Reizungen fuͤr
ſie haben; denn Hoheit und Anſehen geben dem
Geſichte einer Mannsperſon allemal in den Au-
gen eines Frauenzimmers den helleſten Glanz.
Jch habe ein recht anſehnliches Gut: weil es
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 5. Göttingen, 1750, S. 673. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa05_1750/679>, abgerufen am 24.11.2024.
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